Boris Scheiermann: "Ich möchte mich in die Gemeinschaft einbringen"

Augustdorf. Das Ausscheiden von zahlreichen langjährigen CDU-Gemeindeverbandsmitgliedern, die neu gegründete Demokratische Bürger-Union Augustdorf (DBA) und der Rücktritt eines Vorstandsmitglieds nach umstrittenen Corona-Äußerungen in einer öffentlichen Telegram-Gruppe – all das hat Augustdorfs Christdemokraten in den vergangenen Monaten beschäftigt. Die Ereignisse fallen in die Zeit des Vorsitzenden Boris Scheiermann, der erst seit gut einem halben Jahr im Amt ist. Die LZ bat ihn mehrfach um ein Gespräch zu seiner Person, Boris Scheiermann jedoch wollte zunächst einmal Ruhe in den Gemeindeverband bringen. Nun aber blickt er voller Tatendrang auf die nächsten Monate.

&bdquo;Ich bin da ziemlich schnell reingerutscht", gibt Gastgeber Scheiermann beim Interviewtermin daheim zu. Der 37-Jährige wohnt erst seit vier Jahren in der Sennegemeinde. Er kam über die Bundeswehr, wo er seit 2016 im Stab der Panzerbrigade 21 eingesetzt ist, nach Augustdorf. &bdquo;Ich bin Ende 2019 in die Politik eingestiegen, weil ich es wichtig finde, mich in die Dorfgemeinschaft einzubringen", sagt der Berufssoldat.

Und warum die CDU? &bdquo;Für mich als Soldat gibt es nur eine Partei und das ist die CDU", bekennt sich der gebürtige Bürener. Das habe mit den Beschlüssen der anderen Parteien in der Vergangenheit zu tun. Jobbedingt interessiere er sich sehr für die Sicherheits- und Außenpolitik der Bundesrepublik, &bdquo;aber natürlich bewegt mich auch die Wirtschaft und wie eine bezahlbare Energiewende funktionieren kann", sagt er.

Schnell hätten sich der damalige CDU-Vorsitzende Patrick Baltruschat und der Mitgliederbeauftragte Wolfgang Huppke bei ihm gemeldet. &bdquo;Die Resonanz war positiv", erinnert sich der dreifache Familienvater. Nach eineinhalb Monaten nahm er zum ersten Mal an einer Fraktionssitzung teil. Bei der Kommunalwahl im Jahr 2020 sei er überrascht gewesen, dass ihm so schnell ein Wahlkreis zugesprochen wurde. In diesem unterlag er Daniel Klöpper von der SPD schließlich mit nur einer Stimme. &bdquo;Das finde ich für einen Politik-Neuling wie mich schon beachtlich, obwohl die Wahlbeteiligung in diesem Wahlkreis niedrig war", so Scheiermann stolz.

Über das Vorgehen der Ratsherren enttäuscht Das gab ihm Auftrieb: Als Baltruschat ihn im Frühjahr vergangenen Jahres fragte, ob er nicht den CDU-Vorsitz übernehmen wollen würde, stimmte er zu. Bei der Mitgliederversammlung im Sommer votierte eine deutliche Mehrheit für Scheiermann. Doch dann kam der Austritt einiger Mitglieder rund um den ehemaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Lutz Müller. &bdquo;Ich war damals überrascht und über das Vorgehen der Ratsherren enttäuscht", blickt der 37-Jährige zurück. Aus seiner Sicht seien die Gründe &bdquo;an den Haaren herbeigezogen". Er könne den Vorwurf der &bdquo;Klientelpolitik" nicht verstehen, schließlich seien sie alle von CDU-Wählern unterstützt worden, unter denen auch Aussiedler seien. &bdquo;Ich kann nicht über sie in den Rat einziehen und sie danach verurteilen", meint Scheiermann, der nach eigenen Angaben nicht vorhabe, in den nächsten Jahren wieder mit der Politik aufzuhören.

Ende 2021 folgte der Aufruhr um Corona-Äußerungen eines Vorstandsmitglieds. Scheiermann bedauert den Rücktritt der Person, das zeige aber &bdquo;wie Corona die Gesellschaft spaltet". Er meint: &bdquo;Ich vertraue auf die Medizin und Wissenschaft. Wenn eine Impfung hilft, das System zu entlasten, ist das aus meiner Sicht der richtige Weg. Ob sich das im Nachhinein, wenn wir zurückblicken, als richtige Strategie bewahrheiten wird, weiß keiner." Aber als Soldat stelle sich ihm die Impffrage ohnehin nicht und er wisse durch seine Frau, die Ärztin ist, was Corona anrichten kann.

Der CDU-Vorsitzende glaubt nicht, dass die Ereignisse dem Ansehen seines Gemeindeverbandes geschadet haben, im Gegenteil: &bdquo;Die CDU ist mittlerweile nicht mehr gespalten." Das könne nur positiv für alle sein und somit blickt er optimistisch in die Zukunft – auch, wenn die CDU Augustdorf nach den Parteiaustritten mit derzeit 79 Mitgliedern nicht mehr den größten Gemeindeverband in Lippe stellt. Daher habe sich Scheiermann zum Ziel gesetzt, Nachwuchs zu gewinnen.

Demnächst sei eine Mitgliederversammlung geplant, bei der vakante Posten nachbesetzt werden sollen. Auch die Landtagswahl und die nächste Kommunalwahl hätte man bereits im Blick: &bdquo;Wir wollen wieder die meisten Wahlbezirke besetzen und für den Wahlkampf schauen, welche Fehler wir in der Vergangenheit gemacht haben, was zum Erfolg geführt hat und daraus neue Ideen entwickeln", sagt der 37-Jährige. Der klassische Wahlstand werde nicht mehr ausreichen, ist er überzeugt. &bdquo;Wir müssen mit der Zeit gehen. Das hat mir beim Bundestagswahlkampf zum Beispiel gefehlt."

Was ihm noch fehlt, sei eine klare Stellungnahme des neuen Bürgermeisters Thomas Katzer zum Thema Wohnraum. &bdquo;Das ist ein sensibles Thema in Augustdorf. Der Bedarf ist hoch, aber das Angebot gering. Ich bin enttäuscht, dass sich der Bürgermeister nach über einem Jahr im Amt noch nicht dazu positioniert hat", so Scheiermann abschließend.

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