Dr. Andreas Wulf will ins Augustdorfer Bürgermeisterbüro zurück

Augustdorf. Vor fünf Jahren verlor er nur knapp gegen den derzeitigen Amtsinhaber Thomas Katzer, nun will es Dr. Andreas Wulf (57) noch einmal wissen. Er trat aus der CDU aus, nahm einen neuen Job an - und kandidiert erneut bei der Kommunalwahl für das Bürgermeisteramt. Dafür hat er viel mehr als die geforderten 78 Unterstützungsunterschriften eingereicht. Warum er zurück ins Rathaus will, verrät er im LZ-Interview.

Sie werfen Ihren Hut wieder in den Ring. Gefällt Ihnen Ihr derzeitiger Job nicht?

Dr. Andreas Wulf: Mein derzeitiger Job gefällt mir außerordentlich gut. Ich genieße es, mit etwa 200 Mitarbeitern zur Völkerverständigung und Aussöhnung mit früheren Gegnern beizutragen. Das ist eine sehr sinnstiftende Tätigkeit. Ich hatte 2020 aber noch viel mit Augustdorf vor, das ist auch heute noch so. Da ich in Augustdorf tief verwurzelt bin und mit meiner Familie hier lebe und da mir das Wohl der Augustdorfer am Herzen liegt, möchte ich sehr gern wieder zu einer guten Entwicklung der Gemeinde beitragen.

Warum treten sie nun als unabhängiger Kandidat an?

Dr. Wulf: Ich gehöre keiner Partei mehr an. Ich bin davon überzeugt, dass gerade ein unabhängiger Bürgermeister in der nächsten Wahlperiode ein Vorteil für das Amt ist, weil der Gemeinderat wahrscheinlich deutlich vielfältiger sein wird als in der Vergangenheit. Es wird voraussichtlich mehr Fraktionen geben und mehr Vorbehalte, mit anderen zusammenzuarbeiten. In so einer Situation ist es gut, wenn der Bürgermeister nicht in politische Streitigkeiten eingebunden ist, sondern als neutraler Koordinator und ausgleichender Vermittler im Rat wirken kann. Zudem ist eine Parteimitgliedschaft für die Arbeit des Bürgermeisters unbedeutend. Er ist Wahlbeamter und zur Neutralität verpflichtet.

Was hat sich für Sie in den vergangenen fünf Jahren in Augustdorf Positives oder Negatives getan?

Dr. Wulf: Ich freue mich sehr, dass große Projekte, die in meiner Amtszeit auf den Weg gebracht worden sind, erfolgreich abgeschlossen wurden. Dazu gehören der Ausbau des Heidesportplatzes und des Schlingsbruchs, die Erneuerung und Erweiterung der Realschule, die Aufwertung mehrerer Spielplätze, die Ansiedlung des Rossmann-Marktes und der Bau des Medienbildungszentrums mit neuer Bibliothek. Ich bedauere, dass das Freibadgelände immer noch brachliegt, die Grundschule Senne noch nicht erneuert, das Feuerwehrgerätehaus noch nicht erweitert ist und die Siedlung am Dören einer Aufwertung harrt. Das sind große Herausforderungen, denen ich mich nach einer Wiederwahl widmen werde.

Immer noch fehlen Investitionen in den Grundschulen. Warum ist seit Jahren nichts passiert?

Dr. Wulf: Für die Grundschule In der Senne wurde schon 2016 eine Machbarkeitsstudie zur Erneuerung erarbeitet. Damals haben wir uns entschieden, zuerst die Realschule umfassend zu erneuern. Beide Projekte gleichzeitig durchzuführen, war finanziell nicht möglich. Die Realschule ist aber seit vier Jahren fertig. Man hat noch einen Schulentwicklungsplan erarbeiten lassen. Jetzt ist es an der Zeit, Geld zu besorgen und die Baumaßnahmen fortzuführen.

Für die offene Kinder- und Jugendarbeit ist nicht viel getan worden. Das Jugendzentrum Funkenflug müsste modernisiert werden und ist nicht barrierefrei, warum?

Dr. Wulf: Mit unseren Sportstätten, den Spielplätzen und den weiter wachsenden Angeboten der Vereine und Glaubensgemeinschaften haben wir für die Größe unserer Gemeinde ein gutes Angebot. Aus meiner Sicht wäre eine familienfreundliche Parkanlage mit Matsch- und Wasserspielmöglichkeiten für Kinder eine wünschenswerte Ergänzung. Das hatte ich bereits vor über zehn Jahren für das Freibadgelände vorgeschlagen. Bedarfe der offenen Kinder- und Jugendarbeit werde ich mir anschauen, wenn ich im Amt bin.

Es fehlt Bauland. Was denken Sie über eine Überarbeitung alter Bebauungspläne?

Dr. Wulf: In meiner Amtszeit ist es gelungen, an Ahornstraße, Bauernkamp, Händel- und Beethovenstraße im Einvernehmen mit den Eigentümern den Wunsch nach Eigenheimen zu erfüllen. Ich würde mit Eigentümern von ausgewiesenen Bebauungsplänen erneut das Gespräch suchen und klären, ob sie ihre Fläche in absehbarer Zeit bebauen wollen. Wenn sie das wollen, würde ich das gemeinsam mit ihnen ermöglichen. Wenn keine Bebauung erwünscht ist, kann auch die Bearbeitung von Bebauungsplänen der richtige Weg sein, um die Bebauung von anderen Flächen zu ermöglichen. Grundsätzlich strebe ich an, dass die Gemeinde ein aktives Bauland-Management einführt, so wie es unsere Nachbarn in Hövelhof und Schloß Holte-Stukenbrock machen.

Im Wohngebiet am Dören müssten Sanierungen erfolgen. Welche Möglichkeiten sehen Sie?

Dr. Wulf: Möglicherweise gibt es neue Eigentümer - das wäre eine große Chance. Die Gemeinde kann die Entwicklung durch eine städtebauliche Sanierungsmaßnahme unterstützen. Dazu gehört, mit Hilfe von Fördermitteln und gegebenenfalls einem Projektträger wie NRW.Urban sowie den Eigentümern das Gebiet städtebaulich zu ordnen, und die bauliche Struktur zu optimieren. Wir hatten 2008 schon mal mit dem Programm &bdquo;Stadtumbau West“ eine Initiative, die aber nicht umgesetzt wurde, weil die Hoffnung bestand, dass die Eigentümer das Gebiet eigenständig lebenswerter machen. Das ist nicht passiert. Da muss die Gemeinde nun mit Hilfe von Fördermitteln und baurechtlichen Maßnahmen aktiv werden.

Integration ist für jede Gesellschaft wichtig. Wie würden Sie Integration im Ort fördern?

Dr. Wulf: Integration kann man am besten fördern, indem man Begegnungen ermöglicht und gemeinsam an der Entwicklung unserer Gemeinde arbeitet. Die 250-Jahr-Feier war ein sehr schönes Beispiel für gelungene Integration, weil hier Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen gewirkt und gefeiert haben. Unsere Vereine und Kirchengemeinden leisten eine hervorragende Integrationsarbeit. Und auch unsere Spiel- und Sportplätze, Kindergärten und Schulen sind wichtige Orte für Begegnungen von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft.

Persönlich Andreas Wulf, 1968 in Detmold geboren, wuchs in Augustdorf auf und besuchte das Leopoldinum I in Detmold. Er wurde als Zeitsoldat zum Reserveoffizier ausgebildet und studierte an der Technischen Universität Berlin Landschaftsplanung. Er schloss den Vorbereitungsdienst für den höheren technischen Verwaltungsdienst ab. Nach zwei Jahren als Dezernent bei der Bezirksregierung Arnsberg wurde er 2004 in Augustdorf Bürgermeister und blieb in dieser Funktion bis 2020. Seit 2022 ist er Abteilungsleiter beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Kassel. Dr. Andreas Wulf hat eine Frau und zwei Kinder.

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