Corona-Folgen: Tagesvater rechnet mit deutlich weniger Geld

Bad Salzuflen-Retzen. Wo sonst Kinder im ersten Stock seines Hauses spielen, ist es nun weitestgehend ruhig. Für Tagesvater Udo Baumann sind ungewisse Zeiten angebrochen. Aufgrund eines Erlasses des Landes NRW sind Tagespflegeeinrichtungen wie seine genauso geschlossen wie Kitas und Schulen. Damit soll die Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden.

Die Regelung verkündete das Land NRW am Freitag, 13. März. In Bad Salzuflen sind laut Jugendamt 50 Tagesmütter und -väter betroffen. Nur noch sieben Kinder werden derzeit in der Tagespflege betreut, normalerweise sind es 175. Für Selbstständige wie Baumann hat das gravierende finanzielle Konsequenzen. &bdquo;Das ist schon ein heftiger Einschnitt", sagt Baumann. Er habe erst einmal das Wochenende gebraucht, um das Ganze zu verarbeiten.

Nur noch ein Kind in Betreuung Zwar habe die Stadt Bad Salzuflen angekündigt, für den Monat März noch das bisher übliche Geld zu überweisen. &bdquo;Dass das in den kommenden Monaten aufrecht erhalten wird, kann ich mir aber nur schwer vorstellen", sagt Baumann. Vom Jugendamt der Stadt heißt es hierzu auf Nachfrage, dass die laufenden Geldleistungen auf Grundlage der Betreuungsverträge zwischen Kindertagespflegepersonen und Eltern weitergezahlt werden. Die Finanzierung werde nicht eingestellt, wenn die Schließung aus Gründen des Infektionsschutzes verfügt worden sei. Weiter heißt es aber auch: &bdquo;Diese Regelung greift aktuell; die Auswirkungen einer Verlängerung des Betretungsverbots sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar."

Vor dem Erlass betreute er in seiner Wohnung und seinem großen Garten sechs Kinder zu unterschiedlichen Zeiten. &bdquo;Dafür habe ich etwa 2500 Euro brutto überwiesen bekommen", sagt Udo Baumann. Künftig könnte es nur noch die Hälfte sein. Dass es in diesem Fall nicht noch weniger ist, verdankt Baumann dem Umstand, dass er ein Kind weiterbetreuen kann. Dessen Mutter ist alleinerziehend und arbeitet als Altenpflegerin in einem sogenannten systemrelevanten Beruf. Daher hat sie Anspruch auf Betreuung. &bdquo;Ich habe insofern Glück, da dieses Kind am stundenintensivsten betreut werden muss und ich dementsprechend das Geld dafür bekomme."

Auch wenn es künftig weniger Honorar sein sollte, was überwiesen wird, geht Baumann davon aus, dass er zumindest übergangsweise zurecht kommt. &bdquo;Ich habe den Vorteil, dass ich keine Miete zahlen muss, da das Haus mir gehört und ich nur die Nebenkosten zahlen muss." Andere Kostenfaktoren wie Theater, Kino oder Essen gehen fielen zurzeit ebenfalls weg. Klar ist aber auch: Krankenkasse und Rentenversicherung müssen weiter bezahlt werden.

&bdquo;Mein Arbeitsalltag hat sich total geändert" Aber es sind nicht nur die finanziellen Einbußen, die den 62-Jährigen treffen. &bdquo;Mein Arbeitsalltag hat sich total geändert." Das einzige Kind, das er derzeit betreut, ist nur alle zwei Wochen bei ihm – dafür allerdings von abends bis morgens, da die Mutter im Nachtdienst arbeitet. Die übrigen zwei Wochen des Monats sei dagegen gar nichts mehr los. Nach wie vor stehe er um 6 Uhr morgens auf, auch um seine Tiere zu füttern – Baumann hält auf seinem Grundstück Schafe, Schweine, Gänse und Hühner. Zwar nutze er die Zeit, um Dinge anzugehen, für die bisher keine Zeit war: etwa Tapezieren oder Gartenarbeit. &bdquo;Es gibt aber schon Phasen, in denen mir langweilig wird."

Baumanns Tochter und ihr Freund wohnen im Erdgeschoss des Hauses, ansonsten hält Baumann soziale Kontakte vor allem über das Telefon aufrecht. Zudem versucht er, den Kontakt zu den Eltern seiner Schützlinge zu halten. Vorwiegend telefonisch oder beim zufälligen Treffen im Dorf – mit gebotenem Abstand natürlich. &bdquo;Die Eltern erzählen mir, dass die Kinder mich vermissen. Sie verstehen natürlich nicht, warum sie zurzeit nicht mehr zu mir kommen dürfen."

Konsequenzen der Coronavirus-Krise seien notwendig und richtig Udo Baumann hält die Maßnahmen und Einschnitte, die die Coronavirus-Krise mit sich bringt, trotz der erheblichen Konsequenzen für ihn selbst für notwendig und richtig. &bdquo;Anders kann man die Ausbreitung wohl nicht verhindern", sagt er. Er versucht, gelassen mit der Situation umzugehen. Die Hamsterkäufe einiger Leute könne er nicht nachvollziehen. Vielleicht liegt das auch daran, dass er seit jeher auf das Internet verzichtet, bis heute hat er kein Smartphone. &bdquo;Das Internet ist für mich wie Dorftratsch, nur in einem weltweiten Ausmaß."

Er setze auf die klassischen Informationsmedien wie Radio, Zeitung und Fernsehen. &bdquo;Ich hoffe, dass dort nur die sachdienlichen Fakten genannt werden und keine Panikmache betrieben wird." Für konkrete Informationen zu seiner beruflichen Situation setzt er auf das Bad Salzufler Jugendamt. Bisher fühle er sich gut auf dem Laufenden gehalten. Baumann hofft, dass das Schlimmste bald überstanden ist. &bdquo;Für mich ist realistischerweise allerdings nicht abzusehen, wie lange die Einschränkungen noch Bestand haben werden. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt", sagt Udo Baumann.

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