Tolkemitt will als Salzufler Bürgermeister nur in der Sache streiten

Bad Salzuflen. Nun ist Dirk Tolkemitt auch offiziell Bürgermeister: Am Mittwochabend wurde der CDU-Politiker auf der konstituierenden Ratssitzung im Pädagogischen Zentrum im Schulzentrum Lohfeld vereidigt. Zu seinen Stellvertreterinnen wurden Christine Fanenbruck (Grüne), Marion von Canstein (SPD) und Beate Hoffmann-Hildebrand (CDU) gewählt. Die erste von Tolkemitt geleitete Sitzung gestaltete sich weitgehend harmonisch. Nur ein Antrag des fraktionslosen Einzelkandidaten Dr. Johann Malcher sorgte zumindest bei CDU und Grünen für Unverständnis.

Aber der Reihe nach: Zunächst gab Alterspräsident Eduard Böger (79, SPD) dem neuen Bürgermeister und dem Rat noch einige Worte mit auf den Weg. Er betonte mit Blick auf die Lage in den USA, dass der friedvolle und einvernehmliche Wechsel Wesensmerkmal der Demokratie seien. Dass sich auch nach 70 Jahren Demokratie in Deutschland alle an die Spielregeln hielten, sei nicht selbstverständlich und müsse immer wieder neu erkämpft werden. Die Lokalpolitik sei ein &bdquo;Herzstück" der Demokratie, so Böger.

Er wünschte Tolkemitt, dass dieser im Sinne der Stadt und der Bürger &bdquo;ein guter und erfolgreicher Bürgermeister" werde. Dirk Tolkemitt betonte, dass er sowohl mit dem Rat als auch mit der Verwaltung die Stadt gemeinsam gestalten wolle. &bdquo;Verwaltung und Rat sind eine Seite einer Medaille", sagte Tolkemitt, der bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Salzufler Bürgermeister einen dunklen Anzug mit weißem Hemd und weißer Krawatte sowie weißer Maske gewählt hatte. &bdquo;Es wird nach außen wahr genommen, wie wir uns untereinander unterhalten", sagte Tolkemitt. &bdquo;In der Sache kann man sich streiten, aber sollte dabei nie persönlich werden", sagte der ehemalige Kämmerer der Stadt Lemgo. Um einzuschränken: Falls das mal nicht gelinge, sollte man sich zumindest entschuldigen können.

Für den neuen Rat galt es, diverse Regularien abzustimmen, unter anderem über die Besetzung der Ausschüsse. Im Großen und Ganzen wurde dabei einstimmig abgestimmt. Mit einem kurzfristig eingereichten Antrag überraschte allerdings der Schötmaraner Einzelkandidat Dr. Johann Malcher. Er schlug vor, die Aufwandsentschädigung für die Vorsitzenden der Fachausschüsse zu streichen, um der Stadt angesichts der erhöhten Kosten für den auf 62 Mitglieder angewachsenen Rat Geld zu sparen.

CDU und Grüne lehnten das aber ab. Robin Wagener, Fraktionschef der Grünen, sprach von einem &bdquo;Schnellschuss", eher gelte es zu verhindern, dass der Rat überhaupt eine solche Größe erreiche. Zudem sei er verwundert, da Malcher vor Kurzem noch gefordert habe, die Ortsausschüsse zu stärken und in dem Zusammenhang ihren Vorsitzenden im Gegensatz zur jetzigen Praxis ebenfalls eine Aufwandsentschädigung zu zahlen. Volker Heuwinkel, Fraktionschef der CDU, hielt den Vorschlag für nicht geeignet, um Bürger zu überzeugen, Zeit und Arbeit in politisches Engagement zu investieren. Die SPD bat dagegen um Bedenkzeit, sodass der Antrag noch einmal im kommenden Hauptausschuss verhandelt wird.

Neustart mit Hermann Hesse Ein Kommentar von Sven Kienscherf

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", heißt es bei Hermann Hesse im Gedicht &bdquo;Stufen". In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob das auch für die neue Ratsperiode gilt und die in der ersten Sitzung weitgehend herrschende Harmonie anhält. Baustellen für Bürgermeister Dirk Tolkemitt, Rat und Verwaltung gibt es genug. Als Stichworte seien die Umsetzung des Masterplans Schötmar und die Neugestaltung der Wirtschaftsförderung genannt. Die Wochen vor und nach der Kommunalwahl waren jedenfalls keine Werbeveranstaltung für die Stadt. In den Ratssitzungen wurde persönlich gezankt, nach der Wahl verabschiedete sich der abgewählte Bürgermeister sang- und klanglos und der Rat weigerte sich, das ihm zustehende Gehalt zu bewilligen. Lust auf Kommunalpolitik macht das nicht gerade. Nun also Neustart. Oder wie Hesse dichtet: &bdquo;Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen."

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