Nach eigener Flucht vor 25 Jahren: So wichtig ist Sprache bei Integration

Bad Salzuflen. Aktuell leben nach Angaben des Kreises Lippe gut 2000 Flüchtlinge mit unterschiedlichen Stadien in ihren Asylverfahren in der Kurstadt, darunter sind nach Zahlen des Kreises rund 820 Kinder und Jugendliche. Da stellt sich schnell die Frage, wie die Integration in den Bad Salzufler Schulen läuft.

Ein gutes Beispiel ist die Grundschule Wasserfuhr in Schötmar: Von den mehr als 200 Schülern haben viele Kinder einen Migrationshintergrund. Daher hat das Erlernen der Sprache an der Wasserfuhr einen sehr hohen Stellenwert. &bdquo;Deutsch als Zielsprache bieten wir in Kleingruppen oder im Einzelunterricht an, solange die Grundversorgung aller Schüler gesichert ist", sagt Leiterin Heike Fechner-Reuter.

Jedoch mussten durch die Corona-Pandemie alle Projekte und Kooperationen auf Eis gelegt werden. Die Art des Unterrichts werde tagesaktuell entschieden, sagt die Schulleiterin weiter.

Karim Suleiman bestätigt aus eigener Erfahrung, wie wichtig das Beherrschen der deutschen Sprache für die Integration ist: &bdquo;1995 musste ich mit meiner Familie aus Syrien flüchten. In meiner Heimat arbeitete ich als Grundschullehrer. Ich sprach damals kein Wort Deutsch, und der Start hier war daher sehr schwer für uns." Heute betreut der 55-jährige Bad Salzufler Migranten und Geflüchtete in der &bdquo;Competenz-Werkstatt Beruf" und ist als Dolmetscher für die Ausländerbehörde tätig.

Stolz auf die eigenen Kinder

Was schulische Förderung und elterliches Engagement bewirken können, sehen Karim Suleiman und seine Frau Bachra Ali mit Stolz an ihren eigenen sechs Kindern im Alter von 13 bis 30 Jahren. Die haben in Deutschland Universitätsabschlüsse erzielt, sitzen beruflich fest im Sattel oder besuchen weiterführende Schulen.

Um Kindern bei der Integration zu helfen, muss in der Familie angesetzt werden, das ist auch die Erfahrung von Heike Fechner-Reuter. Beispielhaft nennt die Grundschulleiterin das &bdquo;Rucksack-Projekt": Hier werden Mütter aus Migrantenfamilien, die sowohl ihre Muttersprache als auch die deutsche Sprache gut beherrschen, zu Stadtteilmüttern oder Elternbegleiterinnen ausgebildet und leiten Sprach- und Entwicklungsaktivitäten an. Aktuell sinke die Teilnahmerzahl von Müttern, was die Schulleiterin bedauert.

Karim Suleiman bekräftigt den hohen Stellenwert des Engagements in der Familie: &bdquo;Alle Eltern, gleich welcher Nationalität, sollten sich immer um ihre Kinder bemühen, ihnen zuhören, um dann gezielt helfen zu können." Die Lehrer allein könnten dies nicht leisten. Sie stehen einer breitgefächerten kulturellen Vielfalt gegenüber, eine umfassende Integration ist so schwierig. &bdquo;Die Lehrer haben einfach viel zu wenig Zeit, um sich um jeden einzelnen Schüler intensiv kümmern zu können. Da kann es schnell zu interkulturellen Missverständnissen kommen, die schlimmstenfalls in Aggressionen seitens der Schüler ausarten", hat Karim Suleiman erfahren.

Erschwerend käme hinzu, ergänzt Heike Fechner-Reuter, dass in den Familien mit Migrationshintergrund oft nur die Muttersprache gesprochen und die Familien aus den unterschiedlichen Kulturen unter sich blieben und sich abgrenzten.

Dennoch können sowohl die Schulleiterin der Grundschule Wasserfuhr als auch Karim Suleiman über Erfolgserlebnisse in der Integration berichten. Heike Fechner-Reuter: &bdquo;Mich erfüllt es immer mit Freude, wie selbstverständlich die Migrantenkinder im Unterricht und bei Festen mit Musik, Literatur und Essen eingebunden werden. Zudem versuchen wir immer, den Schülern einen individuell auf die Stärken und Schwächen abgestimmten Schulabschluss zu ermöglichen."

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