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Netz der Alt-Opel-Freunde erstreckt sich von Bad Salzuflen übers ganze Land

Nadine Uphoff

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Ein Teil der Sammlung im Autohaus Humborg: (von links) ein Opel 4 /20 (auch Laubfrosch genannt), ein Opel Manta A 1900, ein Opel Kadett A Coupe und dahinter ein Opel Olympia und ein Opel P4. - © Nadine Uphoff
Ein Teil der Sammlung im Autohaus Humborg: (von links) ein Opel 4 /20 (auch Laubfrosch genannt), ein Opel Manta A 1900, ein Opel Kadett A Coupe und dahinter ein Opel Olympia und ein Opel P4. (© Nadine Uphoff)

Bad Salzuflen/Bad Driburg. Das Gefühl von Zuhause – davon hört man immer wieder, wenn Fans der Opel Old- und Youngtimer von ihrer Begeisterung für die Automarke sprechen. Viele sind damit aufgewachsen oder haben prägende Erfahrungen gemacht. So auch die Mitglieder der Alt-Opel-Freunde. Der Verein hat seinen Sitz in Bad Salzuflen, Mitglieder gibt es aber im ganzen Land.

Es ist trüb, kalt und Schnee fällt – bei diesem Wetter bleiben die Schätze von Bernhard Humborg und seinem Vater besser im gleichnamigen Autohaus in Bad Driburg stehen. Das Autohaus ist einer der Partner des Vereins. Hier steht unter anderem ein Opel 4/20 – Laubfrosch genannt. „Der kam 1917 auf den Markt. Dieser ist von 1927 und nicht mehr ganz original“, erzählt Humborg. Blinker kamen zum Beispiel noch dran, die gab es damals noch nicht. Dafür kann man die Scheinwerfer beim roten GT nebenan aufklappen. Und auch ein blauer P4 von 1937 steht in der Reihe. Humborg würde damit gerne öfter auf Veranstaltungen fahren – wenn nicht gerade Corona wäre –, doch im fehle die Zeit.

Werkstattleiter Marcus Kampe bereitet einen alten Opel Senator auf. - © Nadine Uphoff
Werkstattleiter Marcus Kampe bereitet einen alten Opel Senator auf. (© Nadine Uphoff)

Marcus Kampe hat sich auf Karosseriearbeiten spezialisiert

Zeit, die investieren viele der Alt-Opel-Freunde in ihre Autos. Nicht wenige schrauben selbst an ihren Schätzen und bekommen dabei Teile und Ratschläge vom Verein mit seinem großen Netzwerk an Kooperationspartnern. Einer von ihnen ist Kraftfahrzeugtechnik Kampe in Bad Driburg. Inhaber Marcus Kampe hat sich auf Karosseriearbeiten an Old- und Youngtimern spezialisiert. Doch auch bei technischen Herausforderungen wisse er Rat. Derzeit arbeitet er unter anderem an einem der ersten 78er Opel Senator A1 28S von Günter Beier.

Marcus Kampe, Dirk und Karin Schacht sowie Günter Beier (von links) schwärmen für alte Opel-Fahrzeuge. Viele Oldtimer-Fans schrauben selbst an ihren Autos, andere Arbeiten müssen in der Werkstatt erledigt werden. - © Nadine Uphoff
Marcus Kampe, Dirk und Karin Schacht sowie Günter Beier (von links) schwärmen für alte Opel-Fahrzeuge. Viele Oldtimer-Fans schrauben selbst an ihren Autos, andere Arbeiten müssen in der Werkstatt erledigt werden. (© Nadine Uphoff)

Wie er zur Marke mit dem Blitz kam? „Ich habe Anfang der 50er Jahre Schmied und Bauschlosser gelernt. Unser Meister hatte damals einen Opel Olympia und wir mussten damit immer nach Berlin.“ Seither habe er fast alle Opel-Modelle gefahren. „Der schönste von allen war der Diplomat“, meint Beier aus Winterberg.

"Meine Familie ist immer Opel gefahren"

Karin und ihr Mann Dirk Schacht haben ihre Leidenschaft für Opel unabhängig voneinander entdeckt. Der Dortmunder erinnert sich: „Als ich mit 18 den Führerschein gemacht habe, hat mich der Monza fasziniert, aber den konnte ich mir nicht leisten.“ Es wurde ein VW Jetta, der nach drei Jahren kaputt gegangen sei. Dann kam doch der geliebte Opel Monza. Und als die Kinder unterwegs waren, wurde es – na klar – ein Opel, und zwar der Commodore C Voyage.

Seine Frau Karin ist Fan der ersten Stunde: „Meine Familie ist immer Opel gefahren. Meine ersten Fahrversuche waren auf einem Rekord.“ Ihr erstes Auto, ein 83er Corsa, ist bis heute ihr „zuverlässiger Alltagsheld“. Vor einigen Jahren entdeckte sie einen Corsa A Spider Irmscher Umbau, eine seltene Cabrio-Variante, den sie vorm Schrott gerettet und mit ihrem Mann neu aufgebaut hat: Von der Karosserie, über die Technik und Achsen, bis hin zum Verdeck, den Sitzen und Teppichen. Keine Bedenken gehabt? „Nein, die Technik ist überschaubar und standfest und lässt sich günstig reparieren. Das ist besser als irgendein Neuzeit-Gebrauchter“, meint Dirk Schacht.

Aktuell wird ein Monza 3.0 restauriert

Im Moment werde der Monza 3.0 restauriert – seit einem Jahr, immer am Wochenende. „Danach wird er wie neu sein. Er hat mich 400.000 Kilometer begleitet, sogar bis zum Nordkap. Dann hat er es sich auch verdient, wieder gut auszusehen“, so der Dortmunder.Auch Jörg Kronshage hat sich damals für ganz wenig Geld einen Opel gekauft, den Manta B – „zur Hochzeit der Witze“, wie er sagt. Aber er habe ihn nie im Stich gelassen. Als dann Hund und Tochter da waren, brauchte es mehr Platz. Nun fährt der Detmolder einen 31 Jahre alten Omega A Caravan. „Es macht einen schon stolz, wenn man mit so einer alten Kiste durch das Winterchaos wie letztens kommt“, sagt Kronshage und lacht.

Moderne Autos seien nicht sein Ding. Dafür brauche man Analysegeräte, an den Oldtimern könne man noch selber schrauben. Außerdem käme man durch die alten Fahrzeuge schnell mit Leuten ins Gespräch und werde „positiv wahrgenommen“.

"Ein Gefühl wie mit meinem Vater im Auto"

Seit kurzem hat er auch einen Ascona B: „Als ich mich bei der Probefahrt reinsetzte, war es für mich wie damals bei meinem Vater im Auto“.

Da ist es wieder das „heimelige Gefühl“, wie es auch der ehemalige Vorsitzende Gerd Frewert kennt. „Als ich 2005 den Commodore C aus erster Hand gefunden habe, war ich mit dem Alt-Opel-Virus infiziert“, berichtet der Bad Driburger. Bereits sein Vater habe fast alle Rekord Modelle vom P2 bis zum E2 und einen Omega A besessen. Zusammen mit anderen Enthusiasten hatte er 2012 die Idee, aus dem langjährigen Stammtisch einen Verein zu gründen. Seither fachsimpeln die rund 120 Mitglieder aller Altersstufen miteinander, pflegen ihre Gefährte, besuchen Veranstaltungen und Teilemärkte, helfen sich bei Problemen und machen Ausflüge. Daraus würden sogar Freundschaften entstehen. Höhepunkt ist das jährliche Treffen mit Rahmenprogramm, welches in diesem Jahr am Samstag und Sonntag, 18. und 19. September in Bad Driburg stattfinden soll – wenn es die Pandemie zulässt. Auch die Stammtische fallen derzeit aus. Über die Sozialen Medien pflege man jedoch rege Kontakte.

Stammtisch eigentlich in Retzen

Mitglied der Alt-Opel-Freunde kann jeder mit Old- oder Youngtimer der Marke mit dem Blitz werden. Der Vereinsbeitrag beläuft sich auf 20 Euro im Jahr. Jeden ersten Samstag im Monat findet ab 19 Uhr der Stammtisch im Gasthaus Rickmeyer, Alte Landstraße 51, in Retzen statt. Wegen der Corona-Pandemie fällt dieser Termin jedoch bis auf Weiteres aus. Ansprechpartner ist der Vereinsvorsitzende Markus Paulini aus Bielefeld. Kontakt per Mail an info@altopelfreunde.de. Weitere Stammtische des Vereins gibt es in Mittelhessen und Niedersachsen. Allgemeine Infos und Ansprechpartner sind im Internet unter www.altopelfreunde.de zu finden.

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