Salzufler Gastronom wünscht sich mehr Rückendeckung von der Verwaltung

Bad Salzuflen. Ein sonniger Vormittag, zum Interview lädt Jupp Westfeld vor sein Lokal &bdquo;Lebenslang“ am Markt. Zahlreiche Tische und Stühle hat er hier in bester Lage mit Blick auf das historische Rathaus stehen. Wie geht es den hiesigen Gastronomen derzeit? Ein Gespräch über den Stand der Dinge und die Aussichten.

Herr Westfeld, heute scheint das Wetter wieder super zu werden. Da rennen Ihnen die Gäste nachher doch bestimmt die Bude ein.

Jupp Westfeld: Das gute Wetter spielt meinen Kollegen und mir derzeit natürlich in die Karten. Aktuell bin ich daher auch ganz zufrieden.

Läuft es so gut wie vor Corona?

Jupp Westfeld: Ich kann es nicht ganz vergleichen, weil ich personalbedingt aktuell weniger Plätze draußen habe. Wo zu besten Zeiten schon mal 20 Tische standen, sind es aktuell nur 14.

Stichwort Personalmangel. Man fragt sich: Wo sind die ganzen Arbeitskräfte hin?

Jupp Westfeld: Das fragen wir uns alle. Viele Festangestellte und Aushilfen sind etwa in den Einzelhandel abgewandert. Ein Problem sind die Arbeitszeiten am Wochenende: Freitag und Samstag will keiner mehr arbeiten. Kollegen, die früher sieben Tage pro Woche offen hatten, machen jetzt teilweise zwei Ruhetage.

Scheitert es vielleicht an der Bezahlung?

Jupp Westfeld: Das sagt sich so leicht. Aber der Mindestlohn wird jetzt erhöht, dazu kommt das Trinkgeld. Wenn gut zu tun ist, haben meine Aushilfen einen ganz guten Stundenlohn. Ich kenne Kollegen, die bieten 18 Euro die Stunde und finden trotzdem keine Leute.

Und nun?

Jupp Westfeld: Man könne versuchen, ausländische Mitarbeiter zu akquirieren. Aber die müssten der deutschen Sprache ganz gut mächtig sein, denn sie müssen Bestellungen annehmen und mit den Gästen kommunizieren.

Das nächste Problem steht auch schon in den Startlöchern: Alles wird teurer.

Jupp Westfeld: Das kommt dazu. Gerade die Energiekosten werden uns hart treffen – die Läden müssen im Winter geheizt werden, die Küchen laufen. Zudem sind die Einkaufspreise, gerade bei Fleisch oder Bier, stark gestiegen.

Corona, Personalmangel, Inflation – es scheint, als käme eins zum anderen. Wie motiviert man sich, trotzdem immer weiterzumachen?

Jupp Westfeld: Einerseits muss man ja auch Geld verdienen (lacht). Nein, wenn es hier voll ist und läuft, dann macht es ja Spaß. Und ich habe auch Stammgäste, die mir auch über die Corona-Zeit die Treue gehalten haben, das ist viel wert.

Nach der Absage des Bierbrauerfestes gab es in diesem Jahr zur Kompensation das etwas kleiner angelegte Event &bdquo;Bad Salzuflen startet durch“. Wie zufrieden waren Sie?

Jupp Westfeld: Hier in der Ecke am Markt waren wir sehr zufrieden, wir hatten auch einen DJ engagiert. Ich weiß aber vom Salzhof, dass da nicht so viel los war. Es war ein bisschen durchwachsen, und ganz glücklich waren wir am Ende nicht.

Auch, weil Sie auf einen verkaufsoffenen Sonntag als zusätzlichen Publikumsmagneten gehofft hatten...

Jupp Westfeld: Genau. Aber am Ende ist das an den Regularien gescheitert, die die Stadt sehr streng auslegt. Sie hat Angst, dass geklagt werden könnte. Man hätte einfach das Risiko eingehen und etwas wagen müssen. Aber auch die Kommunikation war nicht so glücklich...

Inwiefern?

Jupp Westfeld: Mitarbeiter der Verwaltung hatten uns im Vorfeld signalisiert, dass es mit dem Verkaufsoffenen zwar zeitlich knapp werden, aber durchaus klappen könnte. In einem persönlichen Gespräch mit Verwaltung und Bürgermeister hieß es dann plötzlich, dass es doch nichts wird und das ja von vornherein klar gewesen wäre.

Da ist man als Gastronom eh schon gebeutelt und dann das. Wie ging es Ihnen damit?

Jupp Westfeld: Es hat mich so sehr geärgert, dass ich dieses Gespräch abgebrochen habe. Dafür ist mir meine Zeit zu schade, ich mache das schließlich ehrenamtlich. Und muss mir oft dann noch die Kritik meiner Kollegen anhören.

Und Sie ziehen daraus Ihre Konsequenzen.

Jupp Westfeld: Ich werde mich künftig an Veranstaltungen so nicht mehr beteiligen. Ausnahme ist die Sommersause im September, weil wir die mehr oder weniger als Gastronomen alleine aufziehen, ohne Unterstützung der Stadt. Alles andere soll die Stadt künftig über ihr eigenes Marketing machen.

Was würden Sie sich von Verwaltung und Bürgermeister wünschen?

Jupp Westfeld: Mehr Engagement, mehr Rückendeckung und dass die Verwaltung hinter solchen Veranstaltungen steht. Natürlich gibt es Regularien, die nicht willkürlich ausgelegt werden können. Aber: Ein wenig Spielraum gibt es doch. Es ist ja auch nicht so, dass es gar keine Zusammenarbeit mit der Stadt gibt. Aber sie ist an manchen Stellen ausbaufähig – noch hakt es ab und an.

Genauso wie es manchmal bei der Kommunikation zwischen Gastronomen und Anwohnern hakt. Zuletzt war die Beschwerde über den Lärm im Biergarten am Kurparksee ein großes Thema.

Jupp Westfeld: Von Beschwerden habe ich auch anderswo gehört. Ich fände es schön, wenn Menschen, die sich durch eine benachbarte Gastronomie belästigt fühlen, erst einmal das Gespräch mit dem Gastronomen suchen würden. Wenn beide Seiten miteinander sprechen, kann man vieles von vornherein aus der Welt schaffen. Ist die Beschwerde erst bei der Stadt, ist das Kind ja schon halb in den Brunnen gefallen.

Nochmal zurück zum Thema Corona. Wie optimistisch blicken Sie in Richtung Herbst und Winter?

Jupp Westfeld: Mit sehr gemischten Gefühlen. Aber ich schiebe das Thema gerade noch ein bisschen weg, weil man aktuell genug andere Sachen auf dem Schirm hat.

Haben Sie Angst vor einem erneuten Lockdown?

Jupp Westfeld: Ich glaube nicht, dass es noch mal einen Lockdown geben wird. Aber selbst Maskenpflicht oder 2G- und 3G-Regelungen schrecken die Leute ab. Meine Angst ist auch, dass die Leute im Herbst kein Geld mehr haben und nicht mehr in die Kneipen gehen – Gastronomie ist schließlich Luxus. Schlussendlich können wir aber nur unsere Hausaufgaben machen und abwarten.

Persönlich Jupp – offiziell Josef – Westfeld ist 54 Jahre alt und hat zwei Kinder. Der gebürtige Rheinländer ist gelernter Bäcker und hat Lebensmitteltechnologie in Lemgo studiert. Neben dem Studium jobbte er zunächst im &bdquo;Bistro Nante“ an der Salzufler Osterstraße. Vor 28 Jahren übernahm er das Lokal und führte es bis 2009. Direkt im Anschluss eröffnete er das &bdquo;Lebenslang“ am Markt, wo er heute im Innen- und Außenbereich gut 140 Plätze anbietet. Seit einigen Jahren engagiert er sich im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Lippe (DEHOGA) und ist Vorsitzender des Salzufler Wirtevereins.

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