Bad Salzuflen/Berlin. Mehr als einmal ist der Name Bad Salzuflen bei einer Informationsveranstaltung der DB Netz AG über den Planungsstand einer ICE-Neubaustrecke zwischen Bielefeld und Hannover am Montagabend gefallen. Das allein zeigt: Die seit langem als Favorit-Trasse geltende „Variante 5“ der Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan steht bei den Verantwortlichen der Deutschen Bahn ganz hoch im Kurs.
Selbige führt an der A 2 vorbei durch Lockhausen und Ahmsen, mit einer großen Brücke über die Werre, an der Siedlung Elkenbrede vorbei und mit einem Zwei-Röhren-Tunnel durch den Obernberg. Die Veranstaltung galt als Vorab-Information für Abgeordnete der Berliner Regierungskoalition und Vertreter der Landesregierungen von NRW und Niedersachsen.
31 Minuten stehen wie eine Eins
„Eines war glasklar herauszuhören: Die Deutsche Bahn plant die Strecke nur mit dem Ziel von maximal 31 Minuten Fahrtzeit“, sagt der aus Bad Salzuflen stammende FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler (Bünde). Für die DB Netz AG komme wegen dieser Vorgabe nur eine Strecke in Betracht, die in weiten Teilen neu errichtet werden müsste. „Ein Ausbau im Bestand wird von der Bahn nicht verfolgt“, so Schäffler.
Neben einer Trasse über Bad Salzufler Gebiet wurde auch eine Variante vorgestellt, die nördlich von Herford verlaufen würde, doch intensiver wurde die Salzufler Variante präsentiert. Dazu betonten Bahnvertreter, dass eine Hochgeschwindigkeitstrasse entlang der A 2 auch Vorteile für den Nahverkehr hätte. So könnte Bad Salzuflen besser an den Bielefelder Hauptbahnhof angebunden werden. Das hätte auch Vorteile für den Tourismus und die Kurgäste, hieß es von Seiten der DB Netz AG.
Sondersitzung des Salzufler Stadtrats
Weitere Informationen zum Stand des Projekts gibt es bei einem „Plenum“ am 31. Januar, an dem auch Vertreter der beteiligten Bürgerinitiative wie zum Beispiel „WiduLand“ teilnehmen. Für den 13. März ist eine Präsentation sogenannter „Grobtrassen“ in einer Sitzung des Regionalrats der Bezirksregierung geplant.
Zwei Tage später kommt der Bad Salzufler Stadtrat ab 17.30 Uhr zu einer öffentlichen Sondersitzung in der Konzerthalle im Kurpark (1200 Sitze) zusammen. Einziges Thema: die ICE-Strecke Bielefeld-Hannover. Ihr Kommen zugesagt für den Abend haben Carsten-Alexander Müller, Leiter des milliardenschweren Bahnprojekts, und DB-Mitarbeiter Volker Vorwerk.
Für den FDP-Abgeordneten Schäffler ist das Festhalten an der „31-Minuten-Doktrin“ ein Irrweg, der viel Geld und vor allem auch Zeit kostet. „Wir müssen schnell mehr Menschen und Güter auf die Schiene bringen – bis spätestens 2030.“ Eine Neubaustrecke zwischen Bielefeld und Hannover, die zuletzt mit Baukosten von 5,6 Milliarden Euro kalkuliert wurde, „und die am Ende sicher 10 Milliarden und mehr kostet, wird viel mehr Zeit in Anspruch nehmen“, so Schäffler.
Projekt dauert Jahrzehnte
Und das vor allem auch aus finanziellen Gründen. Bisher investiere der Bund pro Jahr zwei Milliarden Euro ins Schienennetz. Das solle zwar auf drei Milliarden erhöht werden, im Schienenausbauplan des Bundes stünden aber Projekte im Gesamtwert von 160 Milliarden Euro. Für Maßnahmen für den Deutschlandtakt kämen noch mal gut 60 Milliarden dazu. „Da kann man sich leicht ausrechnen, wie viele Jahrzehnte es dauern wird, bis dies alles durchfinanziert ist.“
Die FDP ist laut Schäffler daher für einen Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Hannover und Bielefeld und eine Anpassung des Deutschlandtaktes, damit gute Anschlüsse auch bei einer längeren Fahrtzeit gegeben sind. Diese Variante schlägt im Übrigen auch die Initiative „WiduLand“ vor, die in ihrer 154-seitigen Studie auf eine Fahrtzeit von 43 Minuten statt aktuell 48 Minuten kommt (wir berichteten).
Am Ende entscheidet der Deutsche Bundestag
Die DB Netz AG will am 13. März ihre Trassenvarianten vorstellen, die anhand von Raumwiderständen entwickelt worden sind. „Zentral sind der Schutz von Mensch, Raum und Natur sowie verkehrliche und volkswirtschaftliche Kriterien“, heißt es wörtlich auf der Homepage des Bahnprojekts Bielefeld-Hannover.
Ebenfalls noch für dieses Jahr sollen eine oder mehrere sogenannte „Antragsvarianten“ für das raumordnerische Verfahren vorgestellt werden. „Bis zur abschließenden Planfeststellung oder einem alternativen Maßnahmengesetz werden voraussichtlich noch zehn Jahre vergehen“, heißt es weiter auf der Bahn-Homepage. Bezahlen muss das Projekt übrigens der Bund, in Berlin wird daher auch die endgültige Entscheidung hierzu getroffen.
Schnell mit der Bahn nach Bielefeld
Auf einen möglichen Vorteil einer ICE-Neubaustrecke in OWL für hiesige Bahnnutzer weist Dr. Rudolf Hüls, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbandes „Pro Bahn“ und Ansprechpartner für die Kreise Lippe und Gütersloh, hin: „Wenn die Neubaustrecke im Autobahnkorridor realisiert würde, könnte sie einen Abzweig zur Strecke 405 (Herford-Lage-Himmighausen) erhalten, die auch vom Nahverkehr genutzt werden könnte.“
Detmold, Lage und Bad Salzuflen würden so in den Genuss einer sehr schnellen Anbindung nach Bielefeld und damit auch zum ICE-Netz bekommen, so der Bahnexperte. „Außerdem könnte perspektivisch auch wieder ein Fernverkehr durch Lippe Richtung Süden laufen. Dazu wären für die Strecke 405 eine Erhöhung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit und – zumindest partielle – Zweigleisigkeit erforderlich“, sagt der Bahnexperte Hüls. Ein ähnlicher Abzweig sei vor Jahren von der Neubaustrecke Göttingen-Hannover in der Nähe von Elze in Richtung Hildesheim realisiert worden.