Wie der Salzufler Stadtwald in 50 Jahren aussehen wird

Bad Salzuflen. Seit 2017 ist Alexander von Leffern als Förster für den Stadtwald zuständig. Verantwortlich ist er mittlerweile auch für die kommunalen Wäldern in Lemgo und Horn Bad-Meinberg. In den vergangenen Jahren haben Stürme, Hitze und Dürre sowie der Borkenkäfer deutlich ihre Spuren im Stadtwald hinterlassen. Im fünften Teil unser Serie &bdquo;Unser Wald“ berichtet der 43-Jährige, wie es um den Stadtwald derzeit bestellt ist. Das Interview wurde schriftlich geführt.

Herr von Leffern , wie geht es dem Stadtwald derzeit?

Alexander von Leffern : Der Stadtwald ist weiterhin gestresst. Wir erkennen dies an den kurzfristigen und mittelfristigen Reaktionen der Bäume. Das können der Blätterverlust im Kronenbereich, das Absterben von Ästen oder gar das gänzliche Absterben von Bäumen sein. Dennoch ist dieses Jahr ein besseres, nasseres Jahr für den Wald als die letzten Jahre, die durch die Dürre geprägt waren.

Der Regen der vergangenen Wochen tut dem Wald sicher gut?

Alexander von Leffern : Der Regen tut dem Wald sehr gut. Der Wald benötigt weiterhin Niederschläge, die den Wasserspeicher im Boden auffüllen und auch die tieferen Wasserschichten erreichen.

Aus welchen Gehölzen setzt sich der Stadtwald derzeit prozentual zusammen und wie soll er in Zukunft aussehen?

Alexander von Leffern : Momentan ist die Baumartenverteilung geprägt durch Buche und Eiche. Dies wird in Zukunft in ähnlicher Weise so bleiben. Der Anteil der Eiche wird sich erhöhen. Einige Nebenbaumarten wie Birke, Lärche, Fichte, Mammutbaum und Zeder, um nur einige zu nennen, werden diese Struktur ergänzen.

Durch welche Art Wald werden die Salzufler in 50 Jahren bestenfalls gehen?

Alexander von Leffern : Wenn wir uns auf die Schadflächen beziehen, wird dort ein Mischwald stehen, der sich durch unterschiedliche Baumarten und unterschiedliche Altersstufen auszeichnet. Ein Wald mit hellen und dunklen Bereichen, ein kleinflächig strukturierter Wald, geprägt durch Laubholz, insbesondere der Eiche. Wenn wir uns auf die restlichen Waldflächen beziehen, hat der Stadtwald bereits eine gute Struktur. Es gilt lediglich, ihn in der Entwicklung zu begleiten und zu leiten. Denn der Wald kann mehr, als wir meinen, er macht das schon.

Und wenn nicht?

Alexander von Leffern : Ich bin mir sicher, dass es so sein wird. Es wird einen Mischwald geben, der mit unterschiedlichen Baumarten daherkommt.

Einerseits ist der Stadtwald Naherholungsgebiet, andererseits Wirtschaftswald . Allem gerecht zu werden , ist für Förster sicher ein Spagat, oder?

Alexander von Leffern : Ja, aber ich denke, das haben wir bisher ganz gut hinbekommen. Wichtig ist, die Bürger zu Informieren und ihnen zu zeigen, warum der Wald bewirtschaftet wird.

Wie viel Gewinn erwirtschaftet die Stadt Bad Salzuflen mit dem Holz in etwa im Jahr?

Alexander von Leffern : Das ist extrem vom Holzmarkt abhängig. Das haben nicht zuletzt die Jahre nach dem Sturm Friederike, dem Borkenkäfer und der Dürre gezeigt. Für mich zählt in diesem Fall das große Ganze. Wenn man allein auf die Ökosystemleistungen das Waldes schaut, leistet der Wald so einiges, was wir nicht unvermittelt wahrnehmen. Nehmen wir zum Beispiel die Klimaschutzleistung und die Klimaregulation. Der Wald wirkt klimaregulierend auf den Lebensraum in unserer Stadt, mildert Temperaturextreme, sorgt für angenehme Luftbewegung und führt uns saubere und sauerstoffreiche Luft zu. Zudem bindet der Forstbetrieb mit seiner Holznutzung insgesamt die Emission von fast 400 Bad Salzufler Bürgern im Jahr und hat damit eine geniale Klimaschutzleistung vorzuweisen.

Immer mal wieder erreichen uns Zuschriften von Lesern, die sich darüber ärgern, dass Waldwege teils asphaltiert sind. Warum ist das so?

Alexander von Leffern : Ein Relikt der alten Zeit. Diese wurden keinesfalls wegen einer besseren Bewirtschaftung angelegt. Heute würde so etwas nur schwer umgesetzt werden können, denn die Vorgaben des Landes sagen uns, wie Waldwege auszusehen haben. Die Waldwege sind grundsätzlich wassergebundene Schotterwege.

Was zeichnet den Stadtwald ihrer Ansicht nach besonders aus?

Alexander von Leffern : Der Stadtwald ist überaus strukturreich aufgebaut und enthält junge und alte Laubholzbestände, überwiegend aus Buchen und Eichen. Durchzogen wird der Wald von einigen Quellbächen, die stellenweise zu kleinen Teichen aufgestaut sind. Die Bäche werden in der Regel von schmalen Erlen-Eschenwäldern gesäumt; darüber hinaus stockt in einer Bach-Aue kleinflächig ein Stieleichen-Hainbuchenwald.

Was für Waldtypen findet man darüber hinaus?

Alexander von Leffern : Im Stadtwald finden sich verschiedene zum Teil für das Lipper Bergland seltene Waldtypen. Besonderheiten stellen dabei der genannte Stieleichen-Hainbuchenwald und ein Wald auf basenverarmtem Lösslehm dar, der als Buchen-Eichenmischwald ausgeprägt ist und zum armen Waldmeister-Buchenwald gestellt werden kann. Der Stadtwald ist mit seinem Artenvorkommen etwas Besonderes. Insbesondere in den geschützten Bereichen kommen besondere Arten vor. Das Fledermausvorkommen ist hier herausragend und vielleicht das artenreichste Vorkommen in NRW, für unsere Region ein absoluter Hot-Spot.

Warum ist das so?

Alexander von Leffern : Für das Große Mausohr ist unser Stadtwald zum Beispiel ein sehr bedeutendes Zwischenquartier, das diese seltene Fledermausart auf ihren Wanderungen zwischen den Sommerquartieren beziehungsweise Wochenstuben in Gebäuden und ihren Überwinterungsorten in Höhlen oder Stollen aufsucht. Der Wald ist unter anderem Lebensraum der waldgebundenen Bechsteinfledermaus. Aufgrund des Strukturreichtums finden Fledermäuse ideale Bedingungen für die Insektenjagd vor.

Haben Sie eine persönliche Lieblingsstelle, die allen Waldbesuchern zugänglich ist?

Alexander von Leffern : Da gibt es einige, die mehr oder weniger aufgrund des Geländes gut zugänglich sind. Zum Beispiel unsere Altholzbestände, das sind Zeitzeugen und können noch von der Entstehung des Lippischen Fürstentums berichten.

Um welche Uhrzeit kann man den Wald am intensivsten erleben?

Alexander von Leffern : Es kommt drauf an, was man erleben möchte. Ich persönlich mag gerne die frühen Morgenstunden.

Seit 21 Jahren beruflich im Wald unterwegs Alexander von Leffern ist 43 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Ursprünglich stammt er aus Niedersachsen, in Göttingen hat er Forstwirtschaft studiert. Zuvor machte er eine Ausbildung als Forstwirt. Seit 21 Jahren ist er beruflich "im Wald" unterwegs, wie er sagt. Heute ist er als Förster mit seinen Mitarbeitern interkommunal für den Wald in Bad Salzuflen, Lemgo und Horn-Bad Meinberg zuständig.

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