Bad Salzuflen/Werl-Aspe. Ein für hiesige Breitengrade eher ungewöhnliches Tier ist Claudia Schlothauer am Dienstag vor die Kamera gekommen. Die 53-Jährige traf auf ihrem Weg von der Arbeit nach Hause gegen 13 Uhr in Nähe der Bushaltestelle des Schulzentrums Aspe auf eine Schlange. Wie sich herausstellte, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Kornnatter, die sich da in der Nähe der Lockhauser Straße tummelte. Die Finderin schätzt das Tier auf etwa einen Meter Länge.
Einen aktuelleren Artikel zu der Schlange finden Sie hier: „Ein Biss tut nicht wirklich weh“
Das Wichtigste vorweg: Laut Polizei stellt das Tier, das nicht giftig ist, für Menschen in der Regel keine Gefahr dar. Dennoch sollten Bürgerinnen und Bürger die Augen aufhalten und bei einer Sichtung Polizei (110) oder Feuerwehr (112) alarmieren, denn bisher ist es den Sicherheitskräften nicht gelungen, das Tier zu finden. Selbst sollten die Bürgerinnen und Bürger auf keinen Fall versuchen, die Schlange zu stellen. „Wir bitten die Bevölkerung, dem Tier bei einer Begegnung genügend Raum zur Flucht zu geben und es nicht zu berühren oder einzufangen“, heißt es von der Polizei.
Zurück zu Claudia Schlothauer, die mit ihrem Handy ein paar Fotos gemacht hatte, als sie die Schlange im Schatten liegen sah. Aufgrund der ungewöhnlichen Maserung des Tiers sei ihr schnell klar geworden, dass es sich wohl um keine heimische Art handelte. „Ich musste spontan an ein Tier denken, das aus einem Terrarium entwischt ist.“ Also fuhr sie zur Polizei und zeigte dort den Beamten die Bilder.
Laut Polizei vermutet ein von ihr befragter Experte, dass es sich um eine Tigerpython handelt, die es als Heller Tigerpython und Dunkler Tigerpython gibt, die beide in freier Wildbahn ziemlich weit weg von Lippe leben: nämlich in Süd-beziehungsweise Südostasien.
Doch kaum hatte die Polizei die Meldung im Internet verbreitet, widersprachen Nutzer auf Facebook energisch, es handele sich nämlich um eine Kornnatter.

Tiermedizinerin und Reptilienexpertin Dr. Silvia Blahak vom Chemischen und Veterinäruntersuchungssamt in Detmold schaute sich auf Bitten der LZ Mittwochabend das Bild im Netz an und ist sicher: „Ich sehe zwar keinen richtigen Größenbezug auf dem Foto. Aber das ist auf keinen Fall eine Tigerpython, die hat einen ganz anderen Kopf. Der Kopf einer Tigerpython ist viel größer und viel kantiger. Und dieses Tier ist augenscheinlich auch viel zu klein, selbst für eine junge Schlange.“
Sie tippe eher auf eine Kornnatter mit ungewöhnlicher Farbe oder eine Kreuzung. Kornnattern sind ebenfalls exotisch, fest steht, dass die gesichtete Schlange aller Wahrscheinlichkeit nach aus einem Terrarium ausgebüxt sein. Kornnattern leben eigentlich in den USA und Nordmexiko. Auch sie sind Würgeschlangen wie Boas und Pythons, aber ungiftig. Heimisch sind in Deutschland nur sieben Schlangenarten, von denen zwei giftig sind; die Kreuzotter und die Aspisviper.
„Als ich das Foto gemacht hatte und gefahren bin, ist sie in das Gebüsch gekrochen“, berichtet Claudia Schlothauer. Mit ihrem Handy fotografiert sie ab und an die Zauneidechsen im Umweltzentrum Heerser Mühle (UWZ). Mit diesem Schnappschuss ist ihr auf jeden Fall etwas Außergewöhnliches gelungen. Es ist übrigens noch gar nicht lange her, da wurde eine Schönnatter in Detmold/Bentrup-Loßbruch gefunden, sie war ihrem Halter entwischt.
Hinweis der Redaktion: Der Text wurde mehrfach aktualisiert.