Von idyllisch bis gruselig: Sabine Mirbach zeigt ihre Lieblingsorte in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Sie kennt die Stadt und ihre Ortsteile aus dem Effeff: Als freiberufliche Stadt- und Gästeführerin zeigt Sabine Mirbach alljährlich unzähligen Besuchern und Einheimischen ihr Bad Salzuflen. Und das schon seit mehr als 30 Jahren. Für die studierte Historikerin ist es ein Traumjob, den sie mit Leidenschaft betreibt. Für &bdquo;Unser Bad Salzuflen“ zeigt sie einige ihrer Lieblingsorte in und um die Salzestadt. Die 53-Jährige ist überzeugt: &bdquo;Ihr müsst nicht weit fahren, es gibt hier überall so wunderbare Orte und schöne Dinge zu entdecken.“ Neugierig geworden? Los geht’s!

Gesellige Tradition: Im Ortsteil Wülfer-Bexten steht eine Linde, 22 Meter hoch, Stammumfang von mehr als sechs Metern und gut 600 Jahre alt. Für Sabine Mirbach ein Lieblingsort, weil er Natur und Geschichte verbindet. &bdquo;Unter diesem Baum wurde getanzt“, erklärt sie. Die Tradition reicht zurück ins Mittelalter und wurde lange gepflegt. Schon im Wuchs wurden Linden dabei so geformt, dass sie eine breite Krone bilden, in die man Bretter legen konnte. So entstand eine Art Diele im Baum, wo Musiker Platz nehmen und spielen konnten. Es seien nur noch wenige dieser Bäume in ganz Deutschland erhalten, &bdquo;diese Linde ist die einzige ihrer Art in OWL“, betont Mirbach.

Gottes Haus und Acker: Der nächste Stopp hat ebenfalls viel mit Musik und Tradition zu tun. Auf dem Wanderweg X9, dem Hansaweg, gelangt man an den Rand Salzuflens: ins idyllische Bergkirchen. Weit über Lippes Grenzen hinaus bekannt ist die evangelisch-lutherische Kirche für ihre zahlreichen kulturellen Veranstaltungen und Konzerte mit renommierten Künstlern. &bdquo;Das sind immer Highlights“, findet Sabine Mirbach. Die Akustik ist dank der Holzdecke in der im 19. Jahrhundert erbauten Kirche besonders gut. Doch auch ein Gang über den Friedhof lohnt sich. Einige gut erhaltene alte Gräber kann man hier besichtigen, und viel darüber lernen, wie um 1900 und davor Grabsteine gestaltet wurden. Ein spannendes Thema, findet Sabine Mirbach, die ab Herbst sogar Themenführungen über Salzufler Friedhöfe anbieten wird.

Guter Überblick: Weiter geht’s zum nächsten Lieblingsort, dem Windberg, dem höchsten Punkt Bad Salzuflens, 257 Meter ü.NN gelegen. Einst stand hier auch eine Windmühle – nur noch ein Metallschild erinnert daran. Heute produzieren hier Windräder klimaschonend Strom. &bdquo;Hier kann man super wandern und die Natur genießen. Und im Herbst, wenn die Bäume ringsum kein Laub mehr tragen, kann man von hier aus gleichzeitig das Hermannsdenkmal und die Porta Westfalica sehen“, schwärmt Sabine Mirbach. Im Augenblick muss man dafür noch jeweils ein paar Schritte gehen.

Turm mit Gruselfaktor: Die City von Bad Salzuflen hat zahlreiche lohnende Ausflugsziele zu bieten. Zu ihren liebsten gehört für Sabine Mirbach der Katzenturm. Er gehört zur alten Stadtmauer, die um 1500 erbaut wurde. Damit ist der Turm heute eines der ältesten Bauwerke der Stadt. Sein Name leitet sich wahrscheinlich vom mittelhochdeutschen Wort &bdquo;Katte“ (=Schanze) ab. Und weil auf Lippisch Platt &bdquo;Katte“ eben auch &bdquo;Katze“ bedeutet, hat sich mit der Zeit der Name &bdquo;Katzenturm“ eingeschlichen. Im unteren Bereich befindet sich die alte Arrestzelle, wo in früheren Zeiten Trunkenbolde, Gauner und Diebe ihre Strafe absitzen mussten. Für den besonderen Gruselfaktor sorgen hier die &bdquo;Geisterspinnen“, die an der Decke des Verlieses hängen. Aufgrund des feuchten Mikroklimas in dem Gemäuer gedeiht hier ein Pilz, der Zitterspinnen befällt und sie bei lebendigem Leib &bdquo;verspeist“ während er sie mit einer weißen Schicht überzieht.

Alteingesessen: Für die Historikerin Sabine Mirbach ist es ein Sehnsuchtsort: Die Buchhandlung Emil Maschke in der Brunnengasse. Sie ist aus zwei Gründen interessant: Zum einen ist das Gebäude das Geburtshaus Heinrich Hasses. Der wurde 1817 zum Amtsarzt für Bad Salzuflen bestellt. Auf sein Betreiben hin wurde eine medizinische Badeanstalt auf dem Salzwerk errichtet und damit 1818 das Solbad Salzuflen begründet: der Beginn des Kurbetriebes. Zum anderen der Laden selbst, der auf eine 148-jährige Geschichte zurückblicken kann. In den alten Holzregalen finden sich neue Bücher und auch längst vergriffene Werke. &bdquo;Das ist für mich der Inbegriff eines Buchladens“, schwärmt Mirbach, die hier gerne stöbert.

Abseits vom Trubel: In der Stadt gehört das Haus Backs zu Mirbachs Lieblingsorten. Es liegt im ältesten Siedlungsbereich der Stadt, wo früher der Getreidemarkt war. In dem Gebäude, das 1632 seinen Fachwerkaufbau bekam (der untere gemauerte Teil ist rund 100 Jahre älter), ist heute die Kaffeerösterei Bo beheimatet. Hier verweilt Sabine Mirbach gerne abseits vom Trubel der Innenstadt, &bdquo;ich finde, das ist hier wie Urlaub“, sagt sie.

Sprudelndes Sinnbild: Der Kurpark ist selbstverständlich kein Geheimtipp, sondern eines der bekanntesten Aushängeschilder Salzuflens. Gleichwohl gehört der hier stehende Leopold-Sprudel zu Sabine Mirbachs Lieblingsorten. Er sei einfach das Sinnbild für die Tradition der Kurstadt, sagt sie. Erbohrt zwischen 1904 und 1906, ist es die älteste Thermalquelle der Stadt, die heute noch täglich 70.000 Liter warmes Wasser fördert. &bdquo;21,7° Grad Celsius warm. Ganz lippisch, sparsam und bescheiden: &bdquo;Ab 20 Grad gilt eine Quelle als Thermalquelle“, erklärt Mirbach mit einem Lächeln. Seither darf sich Salzuflen also Sole- und Thermalbad nennen.

Gelassen bleiben: Nicht so sehr ein Ort, sondern eher ein Detail, auf das Sabine Mirbach bei Stadtführungen gerne hinweist, ist eine Inschrift an einem Fachwerkhaus, Am Markt 17. &bdquo;DU WAT DIU WUT – DE LUIE QUAKT DOCH“, ist hier auf Platt zu lesen. Heißt in etwa: Egal was du tust, die Leute reden sowieso. Früher lag direkt gegenüber der Ratssaal, so dass die Ratsherren den Spruch beim Blick aus dem Fenster unweigerlich sahen. Und sie haben ihn vielleicht als Ratschlag zu mehr Gelassenheit betrachtet, meint Sabine Mirbach und lächelt.

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