Wie ein Bad Salzufler zum Lebensretter in Niedersachsen wurde

Osnabrück/Bad Salzuflen. &bdquo;Ich wusste sofort: Wenn ich jetzt nicht helfe, hat er keine Chance“, erinnert sich Mirko Ortmann an den 8. Juli 2024. Auf der A30 bei der Raststätte Grönegau verlor Sven Böker plötzlich die Kontrolle über sein Motorrad.

&bdquo;Es war wie ein Albtraum – er flog durch die Luft und landete in einem Abwassergraben“, sagt Böker. Schwer verletzt, zwischen Leben und Tod, schien die Situation aussichtslos. In diesem Moment griff Ortmann ein. Für seinen beherzten Einsatz erhielt der Bad Salzufler nun eine öffentliche Belobigung des Niedersächsischen Innenministeriums, eine seltene Auszeichnung.

Der 34-Jährige, Friedhofsgärtner für die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Schötmar und Bad Salzuflen, handelte schnell und überlegt: Er stoppte sein Auto, alarmierte die Rettung und verband Bökers Wunden. Zusammen mit einem weiteren Ersthelfer nutzte er alles, was greifbar war – Verbandsmaterial, Gürtel, improvisierte Hilfsmittel –, um das Leben des Zeitsoldaten zu retten. &bdquo;Ich musste einfach handeln“, sagt Ortmann.

Fuß und Unterarm verloren Böker, 33 Jahre alt, verlor bei dem Unfall seinen rechten Fuß und Unterarm, auch die anderen Gliedmaßen wurden schwer verletzt. &bdquo;Der Rettungsarzt sagte später, meine Chance, das Krankenhaus lebend zu erreichen, lag bei fünf Prozent“, erinnert sich Böker. Ein Hubschraubertransport war wegen der schweren Verletzungen nicht möglich.

Ortmann selbst erinnert sich noch genau: &bdquo;Ich sah, wie das Motorrad ins Schlingern geriet. Ich musste handeln, das war klar.“ Auch die Erinnerung an Erste-Hilfe-Übungen bei der Bundeswehr half ihm, in der Notsituation ruhig und zielgerichtet zu bleiben. Weitere Autofahrer hielten zwar an, doch die Unterstützung war begrenzt – ein Verbandskasten war leer, mehrere Notrufe bei der Leitstelle gingen nicht ein. Ortmann und sein Mithelfer leisteten die entscheidende Erstversorgung, die Bökers Überleben sicherte.

Mirko Ortmann ist in Schötmar aufgewachsen und arbeitet weiterhin für die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Schötmar und Bad Salzuflen. Mittlerweile lebt er in Osnabrück. &bdquo;Da bin ich vor gut vier Jahren der Liebe wegen hingezogen“, sagt er. Seitdem pendelt er regelmäßig von Osnabrück in die Salzestadt. Das soll auch so bleiben. &bdquo;Bad Salzuflen bleibt ein Stück Heimat für mich.“

&bdquo;Sie sind ein Vorbild“ Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter überreichte Ortmann die Belobigung: &bdquo;Wir können gar nicht hoch genug einschätzen, was Sie getan haben. Sie sind ein Vorbild.“

Dank Ortmann feiert Böker heute zweimal im Jahr Geburtstag. Nach sieben Monaten Krankenhausaufenthalt, mehr als 20 Operationen und mehreren Reha-Therapien kann er wieder Treppen steigen, längere Strecken laufen und Zeit mit seinen Kindern verbringen. Er arbeitet mittlerweile im Homeoffice in Bünde und plant eine Ausbildung in der Verwaltung.

Ortmann selbst hat die Bilder des Unfalls stark geprägt, holte sich aber Rat seines Vaters, eines Feuerwehrmanns, und suchte gezielt Unterstützung, um die Erinnerungen zu verarbeiten. &bdquo;Dennoch kann ich Motorradfahrer bis heute nur schwer sehen, ich befürchte dann sofort den nächsten Unfall“, sagt er.

Heute verbindet Ortmann eine enge Freundschaft mit Böker. &bdquo;Ich werde bald heiraten – Sven wird sicher zu den Gratulanten gehören“, sagt Ortmann.

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