Die AfD-Ratsfrau Sabine Reinknecht ist überraschend zur dritten stellvertretenden Bürgermeisterin gewählt worden – auch mit Stimmen außerhalb ihrer Fraktion. Hat die demokratische Mehrheit überhaupt den Willen, der AfD entgegenzutreten?, fragt sich LZ-Redakteur Sven Kienscherf. Deutlich schneller als erwartet hat die AfD die politische Landschaft in Bad Salzuflen verändert. Das hat sie allerdings nicht aus eigener Kraft geschafft, sondern mit tatkräftiger Unterstützung von elf Mitgliedern anderer Fraktionen, die für die AfD oder gegen die gesamte Listenwahl gestimmt oder sich ganz enthalten haben. Heike Görder (USD) geht offen damit um, dass ihre Fraktion daran beteiligt war. Die im Streit von der CDU geschiedene Lokalpolitikerin, die auch gern Landrätin geworden wäre, hat die Gelegenheit genutzt, der CDU eins auszuwischen – koste es, was es wolle. Und sei es ein Sieg für die AfD und der Ruf der Stadt. Man darf sich aber fragen, ob allen die Konsequenzen klar waren. Viele Ratsmitglieder sind neu und von den Besonderheiten einer Listenwahl vielleicht überfordert. Die Wahl Reinknechts wirft weitere Fragen auf: Haben alle Ratsmitglieder überhaupt den Willen, der AfD entgegenzutreten? Haben sie darüber hinaus die Kraft und die intellektuellen Fähigkeiten, das mit den demokratisch zur Verfügung stehenden Mitteln zu tun, wenn schon eine vergleichsweise leichte Übung so krachend scheitert? Oder sehen einige die AfD vielleicht bereits als Partei wie jede andere – trotz ihrer Verästelungen bis weit in das ultra-rechte bis offen neonazistische Milieu hinein?