Beim Vortrag zur Innenstadtentwicklung Barntrups fehlt der Barntrup-Bezug

Barntrup. Bald ist es soweit und die Barntruper Umgehungsstraße wird eröffnet. Für die Innenstadt mit der Barntruper Mittelstraße, die derzeit stark befahren ist, bedeutet dies zumindest eines: Eine Veränderung.

Ob diese positiv oder negativ für insbesondere den Einzelhandel in der Stadt sein wird, das ist derzeit die große Frage. Die Stadtverwaltung will die Zukunft des Barntruper Zentrums bestmöglich gestalten und hat sich deshalb mit der Inno Consult OWL mit Sitz im Innovationszentrum in Dörentrup-Wendlinghausen einen &bdquo;Coach“ gesucht, der bei der Umstrukturierung beratend zur Seite steht.

Barntruper zeigen wenig Interesse Am Mittwochabend fand im Rahmen dieses &bdquo;Coachings“ die dritte Veranstaltung statt: Ein Vortrag mit Diskussionsrunde zu &bdquo;Handel und Innenstadt“. Das Interesse bei Einzelhändlern und Bürgern war mäßig. Weniger als 20 Menschen erschienen. Inhaltlich blieb der Vortrag die erwarteten Antworten und Ansätze zu Barntrup schuldig. Zur erhofften Diskussionsrunde kam es nicht, so dass der Referent zeitig die Heimreise antrat.

Referent Alexander Weßling vom Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln konnte die Erwartungen der Besucher nicht erfüllen. Der Projektmanager stellte zwar ein umfangreiches Zahlenwerk vor, wagte Aussichten auf die Entwicklung des stationären Einzelhandels und des Online-Geschäftes – jedoch auf Basis von Befragungen und Erhebungen aus deutlich größeren Städten als Barntrup.

Für den ländlichen Raum gab es kaum Antworten – im Gegenteil, sogar Widerspruch. Dieser kam von Bürgermeister Borris Ortmeier, der wohl wie alle anderen Anwesenden eine Aufnahme der Ergebnisse aus einem vor wenigen Wochen in Barntrup durchgeführten Meinungs-Monitorings erwartet hatte. Aber die dort zusammengetragenen Ideen fanden keinerlei Eingang in den Vortrag.

Thema "Parken" völlig verkannt Der Widerspruch bezog sich auf die Feststellung Weßlings, dass für die Steigerung der Frequenz in den Innenstädten das Thema &bdquo;Parken“ an letzter, also völlig unwichtiger Stelle stehe. Das hatte sich bei der vorherigen Ideenfindung für Barntrup ganz anders dargestellt. Immer wieder wurde deutlich, wie sehr die Vortragsinhalte von den örtlichen Gegebenheiten in Barntrup abwichen. Im lippischen Norden gibt es eben keine Metropolen mit vergleichbarem öffentlichen Personennahverkehr.

Statt Ideen für Barntrups Einzelhandel zu erhalten, erfuhren die Anwesenden, dass der Online-Handel weiter wachsen wird. Dass dies eine Veränderung der Innenstädte zur Folge haben wird, ist eine Binsenweiheit. &bdquo;Leerstände werden zum Problem“, erklärte Weßling dazu – ein Tatsache, die ebenfalls bekannt ist. Das sei bereits in Barntrup sichtbar. Ab 15 Prozent Leerstand sei eine Abwärtsspirale nicht mehr aufzuhalten.

Ideen für Barntrup gab es von Seiten des Referenten auch hier nicht. Man müsse &bdquo;was ganz anderes machen“, erklärte Weßling und nannte als Beispiel zur Frequenzsteigerung die Ansiedlung von Kindergärten oder Sportstätten in der Innenstadt mit der Hoffnung auf eine Belebung des Handels sozusagen als &bdquo;Mitnahme-Effekt“. Derzeit sei feststellbar: Die Passanten werden immer älter; die Aufenthaltsdauer in den Innenstädten geringer. Sie liege derzeit bei weniger als einer Stunde.

Besucher kommen zum Einkaufen Einkaufen sei noch der Hauptgrund für den Besuch einer Innenstadt. Allerdings sei der klassische stationäre Einzelhandel gefragt, sich mit einer Online-Präsenz plus Shop für die Zukunft aufzustellen, denn bereits mehr als die Hälfte aller Kunden über sämtliche Altersgruppen hinweg bestellten online.

Zunehmend interessant als Verkaufsplattformen würden Social Media-Kanäle – allen voran Youtube, Instagram, Facebook und für die junge Generation TikTok. Verkaufen über sogenannte Influencer, die Produkte auf diesen Plattformen vorstellten, funktioniere, wenn diese Online-Verkäufer genügend &bdquo;Follower“, also Fans hätten. Ob man aber solche Influencer aber in der Umgebung von Barntrup finde, sei fraglich. Fazit: Derartige Aussagen nützen Einzelhändlern im ländlichen Raum wohl eher nicht.

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