Barntruper Landesverbands-Windräder sollen Strom für 20.000 Haushalte liefern

Barntrup/Lemgo. Wenn es nach dem Landesverband Lippe und seinen Partnern geht, drehen sich nahe dem Windmühlenstumpf von 2026 an drei Windräder - dort, wo jetzt der Raps blüht. Anders als frühere Pläne es vorsahen, werden die drei Anlagen nicht 18, sondern mehr als 23 Megawatt Strom liefern. Und das nicht durch Veränderungen nach dem Motto &bdquo;größer, breiter, dicker", wie Arne Brand sagt. Die Leistungssteigerung werde allein durch interne Verbesserungen des Herstellers möglich, betont der Immobilienchef des Landesverbands. Für das Projekt nimmt der LVL ungefähr 30 Millionen Euro in die Hand.

Während kurz hinter der Stadtgrenze bei Sibbentrup Windkraft-Bauarbeiten der Firma Prowind laufen, sollen die drei Landesverbands-Anlagen auf dem etwa 300 Meter hohen Eilenberg entstehen, der zwischen Barntrup und Sonneborn liegt. Der Boden auf der Höhe in der Nähe des Windmühlenstumpfs gehört dem Landesverband, und der setzt künftig voll auf erneuerbare Energien. Die Windräder haben eine Nabenhöhe von 160 Metern, die Flügel sind jeweils 87,5 Meter lang. Der Hersteller Vensys habe die Leistung aktuell gesteigert, indem er seine Kenntnisse von Windrädern auf hoher See auf Inlands-Anlagen übertragen habe. Brand: &bdquo;Könnte sein, dass wir damit die ersten in Deutschland sind."

&bdquo;Sehr effizient" Mit der höheren Stromausbeute &bdquo;können wir fast zweieinhalbmal Barntrup versorgen", sagt der allgemeine Vertreter des Landesverbandsvorstehers. Die Anlagen sollen nicht mehr Strom für &bdquo;nur" 13.000, sondern für bis zu 20.000 Haushalte liefern. Sie seien sehr effizient, pflichtet ihm Landesverbands-Kämmerer Marcos Canosa bei. Mit im Boot sitzen die Stadtwerke Lemgo. Ihr Windkraft-Fachmann Tim Rose spricht von einem erwarteten Ertrag von 60 bis 70 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr.

Weiterer Partner ist die Stadt Barntrup, die sich an der gemeinsamen Gesellschaft &bdquo;LVL Windenergie Barntrup" beteiligt. Brand zufolge wird diese in Barntrup angesiedelt mit der Folge, dass die Gewerbesteuer in der Stadt bleibt. &bdquo;Das können einige 10.000 Euro pro Anlage und Jahr sein." Das Projekt habe der Landesverband in enger Abstimmung mit der Stadt Barntrup und den Stadtwerken Lemgo vorangetrieben. Auch der Barntruper Stadtrat hat im Dezember 2023 dazu Ja gesagt.

Kein Schattenwurf auf Wohngebiete &bdquo;Nicht jeder schreit juchhu", räumt Brand mit Blick auf die geplanten Anlagen ein, &bdquo;aber wir haben gemeinsam sehr sachorientiert gearbeitet." Der Landesverband lege Wert darauf, nichts gegen den Widerstand der Kommune zu unternehmen. Überhaupt seien bei der Planung alle relevanten Punkte wie der Schallschutz geprüft worden. Die Anlagen hielten den 1000-Meter-Abstand zu Wohngebieten ein, obwohl dieser nicht mehr vorgeschrieben sei. Grenzwerte würden eingehalten. Es gebe keinen Schattenwurf auf Wohngebiete. Vogelerkennung und Ähnliches laufe automatisiert. Die Anlagen werden von der Stadt aus wohl zu sehen sein, aber: &bdquo;Wir gehen von wenig optischer Beeinträchtigung aus", so Brand.

Vor dem Genehmigungsverfahren beim Kreis Lippe, das vor etwa einem Jahr begonnen habe, seien viele Gutachten erstellt worden, natürlich auch zum Artenschutz, betont Tim Rose. Canosa hofft, dass die Genehmigungen Ende 2024 erteilt werden. In Barntrup gibt es keine Windkraft-Konzentrationszonen, so dass vom Kreis bislang jeweils der Einzelfall geprüft werden musste. Mit neuen, von der Bezirksregierung festgelegten Windkraft-Vorrangzonen sieht das nach den Worten von Barntrups Bürgermeister Borris Ortmeier künftig wieder anders aus. Ortmeier: &bdquo;Wir stehen der Windenergie in Barntrup immer dann positiv gegenüber, wenn die Anlagen zusammen mit uns entwickelt werden." Und das sei hier der Fall gewesen. Die Stadt werde durch ihre Beteiligung wirtschaftlich profitieren.

Die Flächen, auf denen die Eilenberg-Anlagen entstehen sollen, werden derzeit landwirtschaftlich genutzt - und das werde auch nach dem Bau der Windräder möglich sein, betonen Brand, Canosa und Rose. Inklusive der obligatorischen Kran-Aufstellfläche betrage der Flächenverbrauch pro Anlage nur 0,6 Hektar. Grundsätzlich sei es aber auch denkbar, dass die Areale zu Solarflächen werden.

Eigenes Umspannwerk Für das Projekt nimmt der Landesverband nach Canosas Worten richtig Geld in die Hand, natürlich mit Blick auf den eigenen Haushalt und die künftigen Erträge. Der Landesverband wird dabei aber nicht nur in die Höhe gehen, sondern auch unter die Erde - und dort etwa vier Kilometer Kabel verlegen. Denn: Zu den Windrädern entsteht für sechseinhalb bis sieben Millionen Euro auch ein Umspannwerk. &bdquo;Sonst gibt es keine Möglichkeit einzuspeisen."

Das vorhandene Stromnetz mit niedrigerer Spannung sei hier wie fast überall in Lippe nicht mehr in der Lage, die zusätzlichen Strommengen aufzunehmen. Deshalb soll der Windstrom direkt in eine zwischen Barntrup und Alverdissen verlaufende 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung eingespeist werden. Besserung soll der Bau der &bdquo;Rhein-Main-Link"-Stromtrasse bringen, die Lippe in Lügde tangieren soll. Der Baubeginn ist für 2028 geplant.

Das soll in Barntrup etwas schneller gehen. Doch auch für die Windräder auf dem Eilenberg brauchen der Landesverband und seine Partner einen langen Atem. Arne Brand: &bdquo;Wir hätten uns im Genehmigungsprozess auf den verschiedenen Ebenen mehr Beschleunigung gewünscht."

Weitere Windkraft in Barntrup Barntrup soll drei weitere Windräder bekommen. Eines liegt nach dem Planungen im Süden der Stadt, zwei im Osten des Stadtgebiets an der Landesgrenze. Letztere liegen im Forst Barntrup auf einem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz an einem Militärgelände beziehungsweise auf einer Wiese daneben. Das Windrad im Süden der Stadt soll zwischen der B 1 und dem Barntruper Industriegebiet entstehen.

Neben den Stadtwerken Lemgo sind die Stadtwerke Bad Salzuflen, Detmold, Oerlinghausen und Rinteln sowie die Stadt Barntrup beteiligt. Das Genehmigungsverfahren beim Kreis Lippe hat begonnen. Auch hier bleibt die Wertschöpfung nach Angaben von Arne Brand vollständig in der Region.

Die Stadt beteiligt sich laut Ratsbeschluss mit bis zu einer Million Euro an der WGB Windgesellschaft Barntrup, die für diese Anlagen zuständig ist, sowie mit 4,9 Prozent oder bis zu 266.000 Euro am Unternehmen LVL Windenergie Barntrup für die Anlagen auf dem Eilenberg.

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