Ein Blick in die „grüne Lunge“ Blombergs

Blomberg. &bdquo;Meine Güte sieht das ungepflegt aus!" – solch entsetzte Kommentare hören die Mitglieder des NABU-Ortsverbandes Blomberg immer wieder, wenn Personen ihre Flächen betrachten. &bdquo;Das muss so sein", folgt stets die prompte Antwort. Die Natur Natur sein lassen: Nach diesem Grundsatz pflegt die Gruppe ihre rund 30 Hektar Flächen des Naturschutzgebietes &bdquo;Talsystem des Königsbaches".

Das gesamte Schutzgebiet erstreckt sich über eine Fläche von über 200 Hektar von Borkhausen über Maspe bis nach Wellentrup. Und der namensgebende Königsbach ist nicht der einzige, der sich durch das geschützte Gebiet schlängelt: Auch der Dämischbach zwischen Wellentrup und Höntrup, der Mühlenbach zwischen Höntrup und Maspe, der Krümpelbach östlich von Tintrup und der Hainbach etwas weiter südlich sind mit dafür verantwortlich, dass das Gebiet über eine solch &bdquo;hervorragende Schönheit und Eigenart" verfügt, wie es im Landschaftsplan des Kreises Lippe heißt. 2005 wurde es daher schließlich unter Naturschutz gestellt. Langgezogene Ufergehölzstreifen, Feuchtwiesen, Hochstaudenflure und eigens angelegte Wiesentümpel lassen ein reich strukturiertes Sieksystem entstehen.

&bdquo;Nachdem unsere Ortsgruppe 1978 entstanden ist, wurde uns vom Bauer Spindler spontan eine Feuchtwiese angeboten", erinnert sich Bernhard Brautlecht, der die Gruppe einst selbst gegründet hat, zurück. Das sei die Keimzelle des heutigen Feuchtgebiet-Verbundsystems Maspe gewesen. Immer mehr Landwirte hätten den Naturschützern im Verlauf der folgenden zehn Jahre einzelne Gebiete, für sie selbst unbrauchbar und damit wirtschaftlich nachteilig, zum Kauf angeboten. &bdquo;Die Adolf-Deppe-Stiftung und die Stadt Blomberg haben uns hier viel ermöglicht", zeigt sich der 77-Jährige dankbar über die finanzielle Unterstützung.

In diesem Teil des Naturschutzgebietes tummeln sich nun nicht nur Wildtiere wie Dachse und Füchse, an den Wasserflächen lassen sich zudem regelmäßig Zugvögel wie Grau- und Silberreiher nieder. Im Hörntruper Wald hätten zeitweise auch Schwarzstörche die naturbelassenen Gebiete als Nahrungsquelle genutzt. In den letzten Jahren habe er sie allerdings nicht mehr sichten können, berichtet Brautlecht. Im Osten des Naturschutzgebietes, nahe Borkhausen, brüten außerdem regelmäßig Wasseramsel und Eisvogel.

Und auch für die Jugendarbeit ist das Talsystem des Königsbachs eine Inspiration: Erst im Mai führte die Vorsitzende Christiane Stolz eine vogelkundliche Wanderung mit einer sechsten Klasse des Blomberger Gymnasiums durch. &bdquo;Sie ist wahrlich eine Ornithologin vor dem Herrn", wertschätzt Brautlecht schmunzelnd die Kenntnisse seiner Nachfolgerin. Unter fachkundiger Anleitung wurden mit den Schülern Fledermauskästen an den Bäumen angebracht.

&bdquo;Der Winter macht hier alles platt", schildert NABU-Mitglied Rainer Schramm die wechselnden Zustände des Verbundsystems. Man könne plötzlich viel weiter in die Gebiete hineinschauen und ohne Probleme über die Brennnesseln zwischen den Baumgruppen bis zum Bach laufen, bevor es dann im Frühling wieder grünt und sprießt, bis kaum noch ein Durchkommen ist. Gerade die Brennnessel könne, überraschend für viele Laien, weit mehr als nur juckende Pusteln hinterlassen. Als Wirtspflanze bietet sie sieben verschiedenen Schmetterlingsarten Nahrung. &bdquo;Auch an den Köpfen der Disteln hängen regelmäßig Distelfinken, wunderschöne bunte Vögel, und picken die Samen heraus", berichtet Schramm von seinen Beobachtungen.

Viele Bürger hätten sich heute so weit von der Natur entfernt, dass sie gar nicht mehr wissen, wie sie genau aussehen muss, sagen die Naturfreunde. Dabei seien die auf den ersten Blick so &bdquo;zugewucherten" Flächen ein wahres Paradies für Tiere und Pflanzen. Sie gönnen ihnen die Chance, einmal richtig durchzuatmen: Es sei eben die &bdquo;grüne Lunge" von Blomberg, wie Brautlecht das Gebiet nennt.

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