Günter Englert lotst psychisch Kranke durch den Behördendschungel

Blomberg. Für Menschen mit psychischen Problemen gibt es seit neuestem eine erste Anlaufstelle im ländlichen Raum. &bdquo;Winkel 12" heißt das Pilotprojekt, das die Stiftung Eben-Ezer und die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Blomberg gemeinsam ins Leben gerufen haben – in Anlehnung an die postalische Adresse: Im Gemeindehaus in Blomberg, im Seligen Winkel 12, hat Günter Englert sein Büro. Er sieht sich als Unterstützer und Lotse für Betroffene.

Englert ist von Hause aus Fachkrankenpfleger für Psychiatrie mit Zusatzausbildung. Bevor er seine neu Stelle Anfang März antrat, arbeitete er im Bereich &bdquo;Psychische Gesundheit" bei Eben-Ezer und kümmerte sich vor allem um das Feld &bdquo;Ambulantes Wohnen". Er ist gut vernetzt, kennt sich mit vielen Angeboten aus und weiß: &bdquo;Es ist ein Dschungel." Und nicht nur das: Psychisch Kranke müssen viele Hürden überwinden, um Hilfe zu finden: Arztbesuche, Untersuchungen, Anträge, Begutachtungen – das alles ist zeitaufwendig und erfordert Durchhaltevermögen – was die Betroffenen in ihrer Situation nicht immer haben.

Englert will die Menschen unterstützen, ihnen zuhören, sie beraten, aber auf Wunsch auch zu Behördengängen, Therapien und Arztbesuchen begleiten und nicht zuletzt die oftmals lange Wartezeit bis zur Bewilligung eines Antrags oder zum Facharzttermin mit regelmäßigen Treffen und Gesprächen überbrücken.

Englert hat sein Büro im Gemeindehaus &bdquo;Immer mehr Menschen jeder Altersstufe erleben psychische Krisen, in denen sie Unterstützung benötigen", hat Pfarrer Hermann Donay beobachtet. Auch in seiner evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in der Blomberger Kernstadt nimmt das Problem zu. Deshalb hat sich seine Gemeinde für das Projekt stark gemacht, sie stellt die Räume zur Verfügung, Pfarrer und Kirchenvorstand unterstützen &bdquo;Winkel 12" tatkräftig. Finanziert wird das Projekt, das zunächst auf drei Jahre ausgerichtet ist, etwa zur Hälfte von der Stiftung Eben Ezer und zur anderen Hälfte aus dem &bdquo;Erprobungsräume"-Topf der Lippischen Landeskirche. Der hat die Entwicklung neuer Formen in der Gemeindearbeit zum Ziel. Donay betont, dass sich das Angebot nicht nur an Menschen aus Blomberg, sondern auch aus den angrenzenden Kommunen richte.

Da viele Betroffene nach Englerts Erfahrung Schwierigkeiten hätten, sich aktiv Hilfe zu suchen, ist &bdquo;Winkel 12" bewusst niederschwellig angelegt: Englert hat sein Büro im Gemeindehaus, wo viele Menschen ein und aus gehen und zahlreiche Gruppentreffen stattfinden. Die Anlaufstelle in dem Fachwerkhaus mitten in der Stadt wirkt nach außen unverfänglich, die Beratung ist kostenlos. Der Erstkontakt erfolgt telefonisch, der zweite Termin dient zum Kennenlernen und dazu, abzuklopfen, welche Probleme bestehen und welche Lösungen der Betroffene sich vorstellen kann. Dann kann es zu weiteren Treffen und Begleitungen im Alltag kommen – auch online: &bdquo;Wir haben als ergänzendes Angebot die Möglichkeit der Telepflege – also einer Videosprechstunde." Denn manche Menschen seien nicht mobil, andere nicht willens, ihr Haus zu verlassen oder Fremde in ihre Wohnung zu lassen.

Englert will erster Ansprechpartner bei Suchtproblemen, Alltagsdepressionen oder auch einer leichten Form der Demenz sein – für Betroffene jeden Alters, aber auch für Familienangehörige. &bdquo;Ich bin jedoch kein Psychotherapeut, sondern sehe mich eher als Lotse und Alltagsbegleiter", unterstreicht er.

Winkel 12 Die Anlaufstelle im Seligen Winkel 12 ist für Menschen in kleinen oder größeren psychischen Krisen und auch deren Angehörige gedacht. Günter Englerts Bürozeiten sind montags und dienstags von 13.30 bis 16.30 Uhr sowie donnerstags und freitags von 10 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung. Telefonisch ist er unter (05235) 5015455 oder (0151) 57147326 erreichbar. Mail: winkel12@ebenezer.de

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