Am Ende fehlen dem Favoriten Christoph Dolle 17 Stimmen

Blomberg. Wie betäubt schaut Christoph Dolle auf die Anzeige mit den Wahlergebnissen. Es scheint, als ob der Bürgermeister-Kandidat der SPD nicht richtig fassen kann, dass er am Ende die Mehrheit um Haaresbreite verfehlt hat. CDU-Kandidatin Susanne Kleemann indes strahlt: Sie hat jetzt 14 Tage Zeit für eine Aufholjagd und gibt sich kämpferisch.

20.19 Uhr in der Schießhalle: Die Sozialdemokraten empfangen Christoph Dolle mit großem Applaus und Jubel. Zu dem Zeitpunkt hat Dolle mit 50,2 Prozent knapp die benötigte Mehrheit. Die ersten Parteifreunde gratulieren ihm bereits zum Wahlsieg. Erst die Stimmen aus dem letzten Wahlbezirk bringen die große Ernüchterung bei der SPD. Christoph Dolle muss in die Stichwahl. &bdquo;Auch das ist Demokratie“, sagt der 44-Jährige, der sichtlich um Fassung und Zuversicht bemüht ist. &bdquo;Jetzt erst recht“, sagt er mit Blick auf die Stichwahl in 14 Tagen.

&bdquo;Besser geht es doch nicht, oder? Ich finde, wir haben es uns verdient. Eben hat sich die SPD schon gefreut, aber da war noch nicht alles ausgezählt“, resümiert Friedrich-Wilhelm Meier (CDU) und grinst. Auch Susanne Kleemann fühlt sich wie eine Siegerin – obwohl sie mit knapp 31 Prozent der Stimmen deutlich hinter Dolle liegt. Eigentlich ist sie schon auf dem Weg zu ihm, um ihm zum Sieg zu gratulieren, als die Entscheidung fällt und alles auf den Kopf stellt. Ein kleiner Sieg für die Christdemokraten, die einen Sitz im Stadtrat verlieren. Dennoch will Susanne Kleemann in den kommenden zwei Wochen noch einmal Vollgas geben. &bdquo;Wir starten mit Vollpower in die nächsten 14 Tagen als Team noch einmal voll durch.“

Auf den Vorsitzenden des SPD-Stadtverbandes kommt nun die schwere Aufgabe zu, seine Truppe erneut zu mobilisieren für die Stichwahl. &bdquo;Natürlich ist es ärgerlich, wenn das so knapp ausgeht. Aber wenn man drei Kandidaten hat, ist mit einer Stichwahl ja zu rechnen“, sagt Thorsten Klatt van Eupen. &bdquo;Wir müssen gucken, wie wir damit umgehen. Aber das Motto für die nächsten Wochen ist: Jetzt erst recht.“ Entschlossen zeigt sich auch Dolle. &bdquo;Ich möchte die Menschen, die mich gewählt haben, nicht enttäuschen und wir werden jetzt da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“

Wohl den größten Erfolg der eigenen Geschichte haben die Blomberger Grünen eingefahren. Dennoch ist der Frust über das Gesamtergebnis groß: &bdquo;Wir haben unsere Sitze zwar von drei auf sechs verdoppelt. Darüber freuen wir uns auch sehr, aber wir wollten einen Wechsel. Den wird es wohl nicht geben. Das frustriert“, sagt Timo Broeker, der nicht nur als Bürgermeisterkandidat angetreten ist, sondern sich auch für den Kreistag hat aufstellen lassen. Ob es dort geklappt hat, weiß er aber wohl erst heute im Laufe des Tages.

Gemeinsame Antwort Ein Kommentar von Seda Hagemann

Die Enttäuschung über die knapp verfehlte Mehrheit muss Christoph Dolle jetzt schnell abschütteln. 14 Tage bleiben ihm und Susanne Kleemann, um möglichst viele Wähler von sich zu überzeugen. Die Kandidatur von Timo Broeker (Grüne) hat die beiden großen Parteien Stimmen gekostet. Mit fast zehn Prozentpunkten mehr als bei den letzten Kommunalwahlen haben die Grünen einen bedeutenden Sieg eingefahren. Christoph Dolle geht als Favorit in die Stichwahl, dennoch kratzt so ein Ergebnis am Selbstbewusstsein.

Allen Parteien sollte aber vor allem daran gelegen sein, mehr Menschen davon zu überzeugen, wählen zu gehen. Die Wahlbeteiligung ist gesunken. Und bei der Stichwahl werden vermutlich noch weniger Menschen ihre Stimme abgeben. Was aber denken die Menschen, die gestern nicht wählen gegangen sind? Was wünschen sie sich für Blomberg? Vor allem: Wie kann man sie wieder für die Politik in ihrem Ort interessieren? Das wird eine der großen Herausforderungen für alle Parteien. Eine Antwort kann es nur gemeinsam geben.

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