Blomberg-Reelkirchen. Der 16. Lippische Orgelsommer hat in der evangelisch-reformierten Kirche Reelkirchen Station gemacht. Der Dreiklang Kirchenführung, Kaffee und Konzert hat rund 100 Gäste begeistert.
Pfarrerin Bettina Hanke-Postma führte durch die spätromanische Kirche, die von Paderborn aus gegründet und dem Heiligen Liborius geweiht wurde. Ausgrabungen lassen vermuten, dass bereits im 9. Jahrhundert eine Vorläuferkirche gestanden hat. Das Hauptschiff der Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und war mit dicken Schutzmauern und hochliegenden Fenstern eine typische Wehrkirche. Seit dem Jahr 1605 hat die Gemeinde das reformierte Bekenntnis übernommen. Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1607.
„Kombinierte“ Orgel
Der seitliche Anbau wurde im Jahr 1665 erstellt. Im Glockenturm hängt eine große Glocke aus dem 15. Jahrhundert. Zwei Bronzeglocken wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen und durch Stahlglocken ersetzt. Die Ernst-Klaßmeier-Orgel von 1876 wurde aus der Augustdorfer Dorfkirche übernommen und im Jahr 1970 mit der Randebrock-Orgel, die seit dem Jahr 1869 in Reelkirchen stand, kombiniert. Als Naturdenkmal steht die prächtige 1000-jährige Linde vor der Kirche.
Das Duo Amairani Guevara (Violine) und Ignacio Alarcon (Orgel) erfreute mit barocken Werken von Händel, Vivaldi und Corelli sowie klassischen Stücken von Stanley und Mozart. Die Geigerin Amairani Guevara stammt aus Mexico und studiert Musikwissenschaft in Detmold. Ignacio Alarcon kommt aus Chile und studiert Kirchenmusik in Herford. Beide haben sich in Detmold kennengelernt.
Zarte Geigentöne mischten sich im melancholischen Duktus mit sanften Orgelklängen in der Violinsonate Nr. 7 D-Dur aus der Feder von Georg-Friedrich Händel. Ein ruhiges Adagio korrespondierte mit einem vitalen Allegro. Die Violinsonate A-Dur von Antonio Vivaldi wurde komplett interpretiert. Jubilierende Triller der Geige eröffneten das Preludio a Capriccio, das in eine tänzerische Corrente führte und über ein tiefgründiges Adagio in eine spritzige Giga mündete.
Zusammenspiel von Geige und Orgel
Das Duo brachte die Tiefe und Textur des Werkes gelungen zur Geltung. Das gesangliche Zusammenspiel von Geige und Orgel in Werken des Barock und der Klassik, insbesondere im ursprünglichen Chorsatz „Ave verum corpus“ von Mozart in einer Bearbeitung von Hjalmar von Dameck, war eine bereichernde Erfahrung für jeden Musikliebhaber. Die Kombination der unterschiedlichen Instrumente vereinte die Wärme und den Ausdruck der Geige mit der majestätischen Präsenz und dem reichen Klangspektrum der Orgel.
In festlich getragener Stimmung meisterte der Organist solistisch einige Stücke aus Voluntary op. VII für Orgel solo von John Stanley (1712-1786). Kontrastvoll erklangen zum Ausklang Ausschnitte verschiedener Kirchensonaten, die der italienische Komponist Arcangelo Corelli ab 1681 veröffentlichte. Einem gesanglichen ruhigen Satz folgte stets ein vitales Allegro, in dem sich die beiden Musiker im gelungenen polyphonen Dialog die musikalischen Bälle zuwarfen. Zum Abschied sang die Gemeinde das geistliche Abendlied „Mein schönste Zier und Kleinod bist“, das die Orgel begleitete. Beide Musiker erhielten viel Applaus.