Charles Dickens: Darum zieht die Kulturwerkstatt Blomberger Land erst mal die Reißleine

Blomberg. &bdquo;Der Auftakt war ja noch ganz schön, aber dann kam der Regen“, Barbara Hamann denkt nur ungern an Charles Dickens 2024 in Blomberg zurück. &bdquo;Das Wetter hat uns einen absoluten Strich durch die Rechnung gemacht.“ Ein Reinfall auf der ganzen Linie, mit ernsten Konsequenzen: Die dicke rote Zahl, die am Ende unter der Abrechnung stand, lässt sich nicht einfach übergehen. Darum ist jetzt erst einmal Konsolidierung für den kleinen Verein angesagt. Aber aufgeben wollen die Aktiven keinesfalls.

&bdquo;In diesem Jahr wird es kein Charles Dickens in Blomberg geben“, kündigt die Vorsitzende an. &bdquo;Wir können uns das einfach nicht leisten.“ 10.000 Euro Schulden stehen im Raum, das Geld muss erst mal wieder reinkommen. Akut haben sich die Mitglieder selbst geholfen: &bdquo;Wir haben dem Verein einen Kredit gegeben, denn die Kasse muss ja wieder ausgeglichen sein“, sagt Barbara Hamann.

Denn so ist das in einem Verein: &bdquo;Alle Mitglieder haften mit ihrem persönlichen Vermögen, aber da ziehen wir alle an einem Strang.“ Diese Aussage ist allerdings nur zur Hälfte richtig, wie eine nachträgliche Recherche der LZ ergeben hat: Der Verein haftet als Ganzes, nicht aber die einzelnen Mitglieder persönlich.

Dass da dann die Last auf vielen Schultern verteilt werden muss, steht außer Frage: Allerdings sind es wirklich nicht viele Schultern: Gerade mal um die 30 Mitglieder mit je 60 Euro Jahresbeitrag zählt die Kulturwerkstatt Blomberger Land, davon sind nach Auskunft der Vorsitzenden etwa zehn wirklich aktiv.

Ohne Hilfe ist es schwierig &bdquo;Das ist schon ohnehin unglaublich schwierig. Wenn wir nicht Unterstützung von Oberstufenschülern des Gymnasiums für den Kassendienst gehabt hätten, hätte es gar nicht funktioniert.“

Wegen des großen Personalengpasses hatte die Kulturwerkstatt Blomberger Land ja vor zwei Jahren eine Profi-Veranstalterin ins Boot geholt, doch auch das sei nicht so gelaufen wie erhofft: &bdquo;Wir waren total neu auf dem Gebiet und hätten die Verträge ganz anders abfassen müssen. So hat sie nicht das geleistet, was wir uns davon versprochen hatten.“ Dass aufgrund der Zusammenarbeit deutlich mehr Gewandete nach Blomberg gekommen waren, sei allerdings wahr: &bdquo;Sie hat schon sehr die Werbetrommel gerührt.“

2024 stand dann fast alles unter einem schlechten Stern: Der Verein musste alles wieder selbst wuppen, und diverse Künstler, die schon zugesagt hatten, seien kurzfristig abgesprungen. &bdquo;Darum konnte unser Angebot auch nicht so ausfallen, wie wir uns das gewünscht hätten“, sagt Volker Naujokat, der für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich zeichnet.

Jenseits der Egge gab es zudem eine starke Konkurrenz: &bdquo;Der WDR war mit seiner großen Spendenaktion in Paderborn, und das hat uns natürlich eine Menge Leute weggezogen“, meint Barbara Hamann. Und: &bdquo;Wir sind sehr traurig, weil wir uns von den Blombergern nicht wirklich unterstützt fühlen.“

Teure Sicherheit Im Gegenteil, die Kulturwerkstatt sei bei der Diskussion um den Eintrittspreis auch noch der Lüge bezichtigt worden: &bdquo;Allein die Sicherheitsauflagen sind wahnsinnig teuer.“ Um das Fest auf die Beine stellen zu können, müsse der Verein ungefähr 28.000 Euro in die Hand nehmen - daher auch der Eintrittspreis von 8 Euro - &bdquo;und wir mussten uns anhören: ,Wer weiß, ob das überhaupt stimmt’.“

In diesem Jahr fällt Charles Dickens Blomberg jedenfalls aus. Der Verein möchte gern weitermachen, aber lieber auf einem kleineren, abgeschlossenen Areal, wo die Anforderungen an die Sicherheit deutlich niedriger sind. Doch kann das Konto wieder ausgeglichen werden?

Auftritte außerhalb Eine Einkommensquelle sind Auftritte in Kostümen außerhalb von Blomberg. &bdquo;Wir sind jetzt für vier Mal bei der Landpartie gebucht“, erzählt Barbara Hamann, &bdquo;so kriegen wir zumindest 2000 Euro wieder rein“.

Der Verein will auch versuchen, von seinen laufenden Kosten runterzukommen. Über 500 Euro Miete monatlich, davon 480 an die Stadt, sind kaum zu stemmen. &bdquo;Aber irgendwo müssen unsere vielen Kostüme ja lagern.“ Das verstehen Bürgermeister Christoph Dolle und Benjamin Bossemeier von der Blomberger Immobilien- und Grundstücksverwaltung. &bdquo;Wir versuchen, hier eine günstigere Lösung zu finden.“ Aus Dolles Sicht wäre es sehr schade, wenn Blomberg auf diese zweite der beiden Vorweihnachtsveranstaltungen verzichten müsste.

Er hält andererseits auch nicht gerade etwas davon, einen anderen Zeitpunkt, September oder November zu wählen: &bdquo;Das gehört doch in die Vorweihnachtszeit.“ Das sieht Volker Naujokat anders: &bdquo;Wir sind ja schon ein paar Mal mit einer Gruppe in England gewesen, und das war im Sommer. Das ist viel schöner, dann muss man sich nicht so dick einpacken.“

Wie es nun weitergeht? - Das bleibt unklar. &bdquo;Am Freitag haben wir eine Versammlung, vielleicht wissen wir dann mehr“, sagt Volker Naujokat. &bdquo;Wir hoffen auf jeden Fall auf neue, jüngere Mitstreiter.“

Transparenzhinweis: Dieser Text enthielt in seiner ursprünglichen Fassung eine falsche Aussage, die im Nachhinein korrigiert wurde: Bei dem eingetragenen Verein haften die Mitglieder nicht persönlich.

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