Die Ernte naht: Wie Lippes Bauern auf ihre Felder gucken

Kreis Lippe. Die lippischen Landwirte haben dieses Jahr deutlich weniger Pflanzenschutzmittel spritzen müssen als in anderen Jahren. Auf den Versuchsflächen gelang es, nahezu komplett auf Fungizide zu verzichten. Die Trockenheit ist nun mal kein Freund der Schädlinge - nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für des Bauerns Geldbörse. 840 Betriebe werden in Lippe gezählt, sie bewirtschaften 52.000 Hektar.

Insgesamt gucken die Landwirte in diesen Tagen ganz zufrieden aus der Wäsche, haben aber ein paar &bdquo;Wenns“ in petto. Wenn es in den kommenden entscheidenden Wochen nicht hagelt, wenn es nicht zu heiß wird, wenn kein Starkregen kommt ... Dann, ja dann erwarten sie zwar keine überdurchschnittliche, aber gewiss eine gute Ernte. So wirken Kreislandwirt Friedrich Gütschleg, Dirk Sprute (Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer NRW), der Teamleiter der Dienststelle Höxter/Lippe/ Paderborn, Birger Ridder, und Kreisgeschäftsführer Stefan Berens beim Erntegespräch der Landwirtschaftskammer ganz entspannt - und denken mit Grausen an andere Jahre mit Schnee im Mai und langen Trockenphase. Die gab es dieses Jahr zwar auch, und die stabile Hochdruckphase im Mai mit ihren zum Teil sehr kalten Nächten war nach Gütschlegs Einschätzung &bdquo;ein bisschen zu lang“. Aber der Regen dieser Tage kam rechtzeitig und darf, wenn es nach den Bauern geht, ruhig noch ein bisschen andauern.

Kartoffeln kommen in Gang &bdquo;Die Lage entspannt sich, die Kartoffeln kommen in Gang, der Mais kommt wegen des Wassermangels spät, aber er kommt“, resümiert Sprute. Dem Getreide fehle es zwar an Bestandsdichte und es gebe insgesamt zu wenig ährentragende Halme, es erhole sich allerdings allmählich. Auch rund um die Rübe sieht es gut aus, bei Erbsen oder Ackerbohnen gibt es ebenfalls nichts zu klagen. Beim Grünlandschnitt fehle zwar die Hälfte &bdquo;aber das wird man kompensieren können“, ist Berens sicher.

Die Vegetationsphasen sind länger Ein Blick voraus ist stets mit einem Blick zurück verbunden - und da reicht Berens der Zehn-Jahres-Zeitraum, um längere Vegetationsphasen zu beschreiben - das Wachstum beginnt früher im Jahr und endet später - und um festzustellen, dass die Kollegen das Risiko auf den Feldern streuen: Es werden zunehmend unterschiedliche Pflanzen angebaut, Kartoffeln beispielsweise gab es früher nicht so viele. Auch Mais hat sich etabliert, wenngleich längst nicht soviel davon in Lippe wächst, wie manche meinen. Er wird auf zehn Prozent der Fläche angebaut. Über den Winter gibt es Zwischenfrüchte wie den Senf, brach liegt da kaum noch ein Acker. Und der Senf? Der verbleibt nach dem Winter auf den Feldern, versorgt diese mit Nährstoffen. Insgesamt werde der Boden weniger bewegt, Erosionsgefahren so gemindert. Klarkommen müssen die Landwirte auch damit, dass der ein oder andere Wirkstoff verboten oder dessen Genehmigung ausgelaufen ist. &bdquo;Der Wintergerste-Anbau wird schwierig. Gegen den Ackerfuchsschwanz etwa haben wir keine Mittel mehr“, sagt Berens.

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