Holzkreuz für getöteten Blomberger (17) darf wieder aufgebaut werden

Blomberg/Marienmünster. Nach tödlichen Unfällen im Straßenverkehr erinnern Angehörige oft mit kleinen Holzkreuzen an die schrecklichen Ereignisse. Auch als Mahnung für andere Autofahrer, vorsichtig zu sein und das Leben jeden Tag zu schätzen. Denn in Sekunden kann es vorbei sein. Doch die Kreuze wurden trotz massiven Protests von Hinterbliebenen an den Landes- und Bundesstraßen im Kreis Höxter Ende 2023 abgeräumt. Doch jetzt rudert die Behörde ein stückweit zurück.

Erinnerung an Joscha musste weg Auch die Erinnerung an Joscha musste verschwinden. Freunde und Familie des jungen Blombergers hatten unweit der Abtei Marienmünster an der B239 und weit weg von der Straße hinter einer Böschung ein Kreuz für den 17-Jährigen aufgestellt, dessen Leben an Ostern 2011 auf besonders tragische Weise endete. Ein 18-Jähriger hatte im Gegenverkehr verbotenerweise in der Kurve überholt. Sein Auto prallte frontal in das entgegenkommende Fahrzeug der Lipper. Joscha, der mit seinen Freunden auf dem Weg nach Hause nach Blomberg war und auf dem Beifahrersitz saß, hatte nicht den Hauch einer Chance. Er starb noch an der Unfallstelle.

Viele Jahre stand an dieser Stelle ein Kreuz mit einem Foto, das an den jungen Mann erinnerte. Immer wieder stellten Freunde auch Blumen und manchmal ein kleines Geschenk hin. Im vergangenen Sommer jedoch entdeckte ein Freund von Joscha durch Zufall einen Zettel am Kreuz: Darin wurden die Angehörigen von Straßen.NRW aufgefordert, das Kreuz zu entfernen.

Steinkreuz tötete Siebenjährigen Joschas Familie trat mit der Behörde in Kontakt, doch die blieb hart: Das Kreuz müsse nach mehr als zwölf Jahren entfernt werden, es sei, wie auch andere im Kreis Höxter, zu gefährlich, hieß es. Den Hintergrund der Entscheidung erläutert Straßen.NRW-Sprecherin Christiane Knippschild: Ein tragischer Unfall in Büren-Brenken im November 2021, bei dem ein 90 Zentimeter hohes, etwa 50 Kilo schweres Steinkreuz an einem Fahrbahnrand umgekippt war und einen siebenjährigen Jungen erschlagen hatte.

Daraufhin verschickte Straßen.NRW einen Handlungsleitfaden an alle Niederlassungen. Darin heißt es laut einem dpa-Artikel aus März 2024 unter anderem, dass man &bdquo;massive Gedenkeinrichtungen wie z.B. Flurkreuze oder Bildstöcke aus insbesondere Stein, Beton oder Metall oder vergleichbare Bauten“ unter die Lupe nehmen solle. &bdquo;Temporär aufgestellte“ Unfallkreuze &bdquo;aus Holz von geringer Größe und geringem Gewicht“ seien nicht betroffen.

Der verantwortliche Mitarbeiter der für den Kreis Höxter zuständigen Niederlassung Sauerland-Hochstift sah das offenbar anders und ließ auch alle Holzkreuze entfernen. Joschas Familie und Freunde verstanden die Entscheidung zwar nicht, bauten aber schließlich das Kreuz selbst ab und lagerten es ein. Wo es einst stand, haben die Freunde ein kleines Kreuz aus Ästen hinterlassen.

Inzwischen ist der zuständige Mitarbeiter bei Straßen.NRW im Ruhestand - und die Behörde lenkt ein. Offenbar hat man inzwischen eingesehen, dass die meisten Gedenkorte nicht vergleichbar sind mit dem schweren Kreuz aus Sandstein in Büren.

Holzkreuze werden wieder geduldet Zwar seien die Holzkreuze eigentlich rechtlich als &bdquo;Sondernutzung“ und damit genehmigungspflichtig, aber: &bdquo;Da Gedenkkreuze für Angehörige und ihr Gedenken wichtig sind, werden sie geduldet, wenn sie den Verkehr nicht behindern und keine Verkehrszeichen oder Sichtfelder verdecken“, sagt Knippschild. Allerdings gehe es nicht nur um die Größe einer Gedenkstelle, sondern auch um die Ablenkung, beispielsweise aufgrund von Kuscheltieren oder Geschenken. &bdquo;Um sicherzustellen, dass der Verkehr nicht gefährdet wird, bitten wir die Bürgerinnen und Bürger vorab, sich mit uns abzustimmen und so einen geeigneten Standort zu finden“, erklärt Christiane Knippschild. Das gelte im Übrigen selbst, wenn die Gedenkstellen auf Privatgrundstücken errichtet würden.

Die Familie von Joscha erfuhr vom Einlenken der Behörde durch einen Anruf der LZ. Die Angehörigen freuen sich über die gute Nachricht. Ob und in welcher Form das Kreuz für Joscha an der B239 nun wieder aufgestellt wird, werde man gemeinsam besprechen und dann entscheiden, sagte die Mutter.

Transparenzhinweis: Das Gewicht des Steinkreuzes wurde nach einem Hinweis korrigiert.

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