"Den Leuten zeigen, was möglich ist" - Politik will Lange Straße neu beleben

Detmold. Zum Abschluss der Serie über die Lange Straße als Lebensader der Stadt richtet sich der Blick in die Zukunft. Was tut sich in der Geschäftswelt? Wie soll die Innenstadt weiter entwickelt werden? Und wie weit sind die Planungen zur Umgestaltung der Langen Straße? Ein Überblick.

Am Sonntag, 12. September, eröffnet die Textil-Designerin Laura Schlütz einen neuen Konzeptladen in der Langen Straße 11. Die 29-Jährige zeigt dort &bdquo;Slow Fashion" – übersetzt &bdquo;langsame Mode". Ein Konzept, das der immer schneller werdenden Modebranche gegenübersteht und Wertschätzung für Material und die, die es herstellen, verspricht. Der Laden ist einer von mehreren sogenannten &bdquo;Pop-Up Stores", die dem Leerstand in der Innenstadt entgegenwirken und wieder mehr Menschen in die Lange Straße locken sollen.

Projekt mit Kunstcharakter

Es handelt sich bei dem Modeladen weniger um ein klassisches Geschäft, sondern ein Kunstprojekt – und eine Zwischennutzung. Innenstadtmanagerin Ulrike Levri half, die Räume zugänglich zu machen. Sie leitet das Projekt &bdquo;Zukunft Innenstadt". Dessen Ziel ist es, Leerstände sinnvoll zu nutzen und die Innenstadt mit spannenden Projekten zu beleben (die LZ berichtete). &bdquo;Wir haben in Detmold keinen Leerstand von 40 Prozent, sondern liegen gerade mal bei sieben oder acht Prozent. Trotzdem gilt es, den Leuten zu zeigen, was alles möglich ist."

Das Projekt ist angedockt an das gleichnamige Sofortprogramm des Landes NRW, das bei den Mieten unterstützt, sofern der Eigentümer bereit ist, die Altmiete um 30 Prozent zu reduzieren. Die Länge der Mietzeit werde individuell verhandelt. Mieter mit einer Idee für ein Ladenlokal qualifizieren sich für die Förderung, sofern ihre Idee frequenzbringend oder innovativ ist. &bdquo;Eine Eisdiele als solche ist nicht förderfähig, wenn es aber veganes Eis wäre und unter ganz besonderen Voraussetzungen hergestellt werden würde, dann wäre es wieder etwas anderes."

Für große Filialisten ist kein Platz

In Großstädten liegt die Zwischennutzung im Trend. Doch auch bei Levri haben sich schon Bewerber gemeldet. Für die obere Lange Straße sei sie in Gesprächen mit einem Regionalladen, der regionale Lebensmittel anbieten will. Im November wird in der Langen Straße zudem ein neues Geschäft eröffnen, das unter dem Namen &bdquo;Hayo" Elektrogeräte wiederverkauft. &bdquo;Ich habe definitiv mehr Anfragen als wir Ladenlokale hätten", sagt Levri. Sie sei in Gesprächen mit fast allen Eigentümern. &bdquo;Alle haben valide Gründe für ihre Forderungen und alle sind offen für solche Zwischennutzungen." Jedoch seien viele der Gewerbeflächen sanierungsbedürftig, was eine schnelle Nutzung schwierig macht.

Viele Detmolder, mit denen sie in den vergangenen Wochen gesprochen habe, würden sich eher nach Geschäften mit größeren Namen sehnen. Doch es sei nicht einfach, Filialisten nach Detmold zu bekommen. &bdquo;Viele Leute wünschen sich das. Wir haben gar nicht diese großen Flächen."Wer über die Zukunft der Langen Straße spricht, dürfe sich aber bei weitem nicht nur die Ladenlokale anschauen: &bdquo;Die Aufenthaltsorte in der Innenstadt müssen besser werden. Die Leute wünschen sich mehr Kinderspielplätze." Zudem gehe es auch um eine bessere Aufenthaltsqualität abends und nachts. &bdquo;Ich habe ganz viele Unterlagen von Leuten auf dem Tisch, die gerne eine Kneipe in der Langen Straße aufmachen würden. Aber um 22 Uhr herrscht hier Nachtruhe. Das wissen auch die Betreiber, deshalb ist das für viele letztlich unattraktiv." Zusammen mit der Technischen Hochschule OWL habe sich die Stadt auch über die Erneuerung der Toiletten Gedanken gemacht. Erste Ergebnisse dazu sollen im November im Rahmen einer Ausstellung in der Innenstadt vorgestellt werden.

Neues Pflaster, Bänke und Spielgeräte

Der Entwurf für die Umgestaltung der Langen Straße ist im Frühjahr von der Politik beschlossen worden. Dazu gehört ein neues Pflaster, welches die historische Längsgliederung wieder aufgreift. Früher, als noch Fahrzeuge durch die Einkaufsstraße rollten, ergab sich diese durch die Bürgersteige an beiden Seiten. Künftig soll sie über Entwässerungsrinnen und eine unterschiedliche Pflasterung angedeutet werden. Das ist aber nur ein Teil des Konzepts.

Wie mehrfach berichtet, bildet die bevorstehende Kanalsanierung den Hintergrund für die Umgestaltung. Weil die Straße dafür ohnehin aufgebaggert werden muss, sollen in einem Zuge auch gleich auch Optik und Aufenthaltsqualität verbessert werden. Der Entwurf, den das Planungsbüro Kortemeier Brokmann erstellt hat, fußt auf dem Gestaltungshandbuch für die Innenstadt und den Ergebnissen aus der Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung der Langen Straße, die die Stadt im vergangenen Jahr durchgeführt hat.

Neben dem Pflaster gehören unter anderem neue Bäume dazu. Neun von elf werden im Zuge der Baumaßnahme gefällt und durch 15 neue ersetzt. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung hatte sich die Mehrheit die Blumenesche für die Fußgängerzone gewünscht, welche dann auch in den Entwurf aufgenommen worden ist. Weitere Ausstattungselemente sind Sitzbänke, Spielgeräte zum Klettern und Balancieren, Wasserelemente wie beispielsweise ein Sitzbrunnen, Trinkbrunnen und eine neue Beleuchtung. Außerdem soll es im Pflaster Intarsien geben, die auf die angrenzenden Tweten, das Hornsche Tor oder andere sehenswerte Orte hinweisen. Das Blindenleitsystem dockt an das bereits bestehende an. Zudem soll es Sicherheitspoller an den Zufahrten zur Fußgängerzone sowie versetzte Hochbeete geben.

Platz vor Rosentalgalerie soll einbezogen werden Aktuell wird der Entwurf noch einmal konkretisiert und in eine Ausführungsplanung gegossen, zum 30. September sollen zudem Fördermittel beantragt werden. Im Winter wird die Planung nach Angaben der Stadtverwaltung erneut der Politik vorgelegt. Denn diese hat das letzte Wort darüber, wie die Umgestaltung am Ende aussehen wird.

Los gehen soll es nach bisherigem Stand mit dem Abschnitt zwischen Marktplatz und Krummer Straße, bevor es von hier bis zum Hornschen Tor weitergeht. Als letztes erfolgen die Arbeiten auf der Strecke zwischen den Einmündungen Meier- und Karlstraße. Darüber hinaus möchten die Planer gerne den Platz vor der Rosentalgalerie in die Umgestaltung mit einbeziehen, der sich allerdings nicht im Eigentum der Stadt befindet. Hier könnten sie sich drei Bäume mit lockeren, lichten Kronen vorstellen, die den Blick auf die angrenzenden Geschäfte weiterhin zulassen. Dazu kommt ein geschwungenes Bankelement.

Im Zusammenhang mit dem Umbau der Langen Straße steht auch der Abriss der Immobilie am Hornschen Tor. Die Stadt würde dies gerne in einem Abwasch erledigen, um die Belastungen für die Innenstadt gering zu halten. Außerdem bleibt abzuwarten, welches Ergebnis der Verkehrsversuch in der Exter- und der Krummen Straße bringt. Sollte ein Beschluss pro Verkehrsbeschränkungen fallen, würde dies bei der Umgestaltung mit einbezogen.

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