Die Grünen nehmen sich den Siegerentwurf für Lages Mitte vor

Lage. Das Projekt Sanierung des Marktplatzes biegt in die Zielgerade ein, es geht an die detaillierte Planung. Beauftragt wurde kürzlich das Kasseler Büro RG+P, das den vorgeschalteten Planungs-Wettbewerb mit seinem Entwurf für sich entschieden hatte. Bündnis90/Die Grünen haben sich den Sieger-Vorschlag genau angeschaut und haben Verbesserungsvorschläge.

Die Planer hatten ihren Entwurf im vergangenen Jahr im Rathaus vorgestellt, die LZ berichtete. Das, was gewonnen hatte, ist eine Empfehlung des Preisgerichtes. Wie und was genau umgesetzt wird, ist noch offen. Mehr Grün und damit Schattenplätze in der Innenstadt, ein Fontänenfeld am Zieglerbrunnen, Barrierefreiheit, Schutz bei Starkregen und ein neues Pflaster standen unter anderem auf der Liste. Das Gefälle des Marktplatzes sollte verändert werden, hin zur Marktkirche, die durch ein Podest mit Sitzplätzen und Stufen geschützt werden sollte.

Das Pflaster: Hanns-Jürgen Hammesfahr ist Architekt und vertritt die Ziele der Grünen unter anderem im Stadtentwicklungsausschuss. &bdquo;Wir finden den Entwurf sehr gut. Es ist wichtig, die Innenstadt attraktiver zu machen, die Aufenthaltsqualität zu verbessern.“ Auch die Nachhaltigkeit sei ein Thema. Im Entwurf war für die Hauptflächen das sogenannte Stadtparkett vorgeschlagen worden, also der Austausch des roten Pflasters gegen Betonpflaster. Nur zwei kleinere Bereiche sollten mit anderem Pflaster abgesetzt werden. Die Grünen haben hier andere Vorstellungen.

&bdquo;Zwei Bereiche abzusetzen, also die Intarsienflächen, wie am Zieglerbrunnen und Fontänenfeld eingezeichnet, die finden wir gut. Hier könnten sich die Planer Gedanken machen, was am besten wäre. Das rote Pflaster sollte aber in der großen Fläche wiederverwendet und wenn notwendig ergänzt werden“, sagt Hammesfahr. Warum? &bdquo;Es ist eine Kostenfrage, aber es ist auch nicht nachhaltig, es nicht weiter zu verwenden. Es passt auch zur Zieglerstadt, zum Zieglerbrunnen.“

Hammesfahr hat sich außerdem die Straßen und Plätze drumherum angeschaut. 7930 Quadratmeter Fläche sind es, wenn der Marktplatz, die Bergstraße und die östliche Lange Straße neu gestaltet werden. &bdquo;Ein Wechsel vom roten Klinkerpflaster zu einem Beton-Stadtparkett bedeutet langfristig aus Gründen der Einheitlichkeit des Stadtbildes auch einen entsprechenden Pflasterwechsel für viele Straßen in der Innenstadt, in denen derzeit ganz oder teilweise rotes Klinkerpflaster verlegt ist“, sagt Hammesfahr. Dabei gehe es um eine Fläche von 13.360 Quadratmeter. &bdquo;Das wird finanziell für die Stadt nicht tragbar sein, es ist deshalb sinnvoller, das rote Pflaster weiter zu verwenden.“

Bäume: Im Entwurf der Planer waren Hammesfahr Baumpflanzungen aufgefallen, die zum Problem werden könnten. In der Bergstraße im Bereich der Friedenseiche und an der Langen Straße, wo eine Baumgruppe quasi den Marktplatz abschließt und das Lokal &bdquo;Santorini“ liegt. &bdquo;Als Grüne sind wir natürlich für Bäume“, sagt er lachend. Aber es müsse auch sicher gestellt sein, dass die Gastronomen weiterhin genügend Flächen im Außenbereich behalten. Außerdem müsse auch der Wochenmarkt mitgedacht werden, die Händlerstände brauchen ebenfalls Platz. &bdquo;Das gehört zu einer Stadt dazu, und wir möchten ja, dass die Innenstadt ein Ort ist, wo man sich gerne trifft, auf dem Markt einkauft, einen Kaffee trinkt, ein Eis isst oder draußen das Essen genießen kann“, ergänzt Parteikollegin Ute Habigsberg-Bicker.

Und es gibt Bäume, die gefällt werden sollten. &bdquo;Die Kornelkirschen sind ungeeignet, weil ihre Früchte das Pflaster extrem verdrecken. Da sollte man bessere Baumarten auswählen“, sagen beide. Mehr Grün am Bürgerhaus und auf dem Platz vor dem neuen Rathaus schlagen sie vor. &bdquo;Statt der drei großen Schirme reichen zwei. Den dritten könnte man durch einen Baum ersetzen. Den Schirm können wir anderweitig einplanen, zum Beispiel am Fontänenfeld“, sagt Hammesfahr.

Eine zusätzliche Möglichkeit, Schatten in die Stadtmitte zu bringen, sehen die Grünen am historischen Rathaus. Derzeit wird es saniert, aber wenn es fertig ist, dann zieht hier wieder das Standesamt ein. &bdquo;Durch die Pflanzung von zwei Bäumen rechts und links könnte man das Rathaus hervorheben und gleichzeitig eine schöne Foto-Kulisse schaffen. Der Platz würde dadurch gewinnen“, findet Ute Habigsberg-Bicker. Generell sollten auch möglichst viele der alten Bäume erhalten werden.

Verkehr: Die Grünen würden Parkplätze streichen und die Durchfahrt nur bis zur Einfahrt in den Drawen Hof zulassen. Dieser biete ausreichend Parkplätze, alles sei von da aus gut erreichbar. Bei der Sanierung solle berücksichtigt werden, dass es Parkflächen für Lastenräder und Fahrräder geben sollte, insbesondere dort, wo auch Sitzmöglichkeiten sind. &bdquo;Wir wollen, dass dort, wo es Einkaufs- und Spielmöglichkeiten für die Kinder gibt, die Räder sicher abgestellt werden können“, sagt Habigsberg-Bicker.

Allerdings gebe es auch Probleme mit den Rad- und Rollerfahrern. &bdquo;Schrittgeschwindigkeit muss vorgegeben werden. Und an drei Einmündungsstellen in der Bergstraße schlagen wir Rubbelpflaster vor, um Tempo rauszunehmen“, so Hammesfahr.

Bauminseln: Derzeit sind die Bäume abwechselnd am Rand gepflanzt, künftig sollen die Bauminseln mittig angeordnet werden. Außerdem sind Mulden und unterirdische Rigolen, also Wassersammler, vorgesehen, um Regenwasser aufzufangen und von den Gebäuden fernzuhalten. Das Prinzip sei sehr gut, so Hammesfahr. Allerdings stellt er die Frage, ob dann auch noch genügend Platz für den Rosenmontagszug bleibt. &bdquo;Das muss mitgedacht werden, genauso der Platz auf dem Podest vor der Marktkirche, da muss die große Bühne aufgebaut werden können. Wir wollen die Veranstaltungen auf jeden Fall in der Innenstadt behalten.“

Die Grundsatzentscheidung : Dass grundsätzlich in die Innenstadt investiert wird, finden die Grünen sehr gut. &bdquo;Wir müssen die Innenstadt hitzeresilienter machen, brauchen Schatten und Wasser, um das Klima dort zu verbessern. Und letztlich müssen wir den Hochwasserschutz mitdenken, wir haben gesehen, was Starkregen anrichten kann. Wenn wir diese Schäden berücksichtigen und gegenrechnen, dann lohnt es sich, hier zu investieren“, sagt Ute Habigsberg-Bicker.

Allerdings sind noch einige Hürden zu überwinden. Derzeit klafft eine zweistelliges Millionenloch, rund 15 Millionen Euro fehlen, im städtischen Haushalt. Die Sanierung werde nur mit Fördergeldern aus dem Programm für die innerstädtische Entwicklung (ISEK) überhaupt machbar sein. Auch dann verbleibt ein Eigenanteil, den die Stadt zusteuern müsste. &bdquo;Wir müssen es im neuen ISEK anmelden, und dann ist die Frage, ob wir überhaupt schon in der nächsten Runde zum Zug kommen. Es kann auch sein, dass wir uns weiter bewerben müssen, um in den Folgejahren einen Zuwendungsbescheid zu erhalten.“

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