Per Seilbahn in die Detmolder Innenstadt

Detmold. Weniger Verkehr auf dem Innenstadtring? Mehr Platz für Radfahrer? Neue Mobilitätsformen für die Bewohner? In Detmold soll im Sinne des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeitsstrategie etwas geschehen. Im Leitbild Mobilität, das das Büro SHP Ingenieure unter Beteiligung von lokalen Experten und Bürgern erstellt hat, sind grundlegende Ziele formuliert. Bis Jahresende hatte die Politik Zeit, zu dem Entwurf Stellung zu nehmen. Die LZ hat sich umgehört.

SPD Aus Sicht der SPD-Fraktion greift der Entwurf zu kurz. &bdquo;Zum einen fehlt es dem Leitbild an einer Vision, und es erscheint wenig bis gar nicht innovativ. Zum anderen ist eine ganzheitliche Mobilitätsstrategie nicht erkennbar", erklärt Fraktionschef Rainer Friedrich. Die SPD würde die Reduzierung des Individualverkehrs gerne stärker in den Blick nehmen, wozu die Preispolitik beim Parken und echte Mobilitätsalternativen gehörten. Auch neue, innovative Verkehrsmittel sollten in die Überlegungen einbezogen werden – etwa eine Seilbahn / Schwebebahn vom künftigen Mobilpunkt am Freilichtmuseum-Überlaufparkplatz an der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung City. &bdquo;Eine solche könnte über dem Wasser verlaufen und würde gleichzeitig eine enorme Attraktivitätssteigerung für Detmold bedeuten", so der Fraktionschef. Auch eine Anbindung des Hermannsdenkmals zur anderen Seite könnte geprüft werden. Die Stadt Bonn plane gerade eine solche Lösung zwischen Venusberg und dem Universitätsklinikum.

Aus Sicht der SPD fehlt im Leitbild auch das Oberziel &bdquo;Verkehrsflussoptimierung", welches die Entlastung und Optimierung des Verkehrs in der Innenstadt beinhaltet und wozu künstliche Intelligenz, Leitsysteme, optimierte Ampelschaltungen und auch die Einbeziehung der Bahnlinie gehöre.

CDU &bdquo;Grundsätzlich sind wir mit dem Leitbild und den Zielen daccord – auch wenn es ambitioniert ist, diese bis 2030 zu erreichen. Die Stadt kann das alleine nicht stemmen, wir sind auf Fördermittel von Bund und Land angewiesen", sagt Fraktionschef Jörg Thelaner und gibt damit eine Ausarbeitung eines internen Arbeitskreises wieder, die noch von der Gesamtfraktion bestätigt werden muss. Der CDU seien Rad- und Fußwege wichtig, die möglichst noch komfortabler und sicherer werden sollten. Der ÖPNV sollte durch eine Zusammenarbeit mit anderen Kommunen und der Kommunalen Verkehrsgesellschaft eine bessere Taktung erhalten. Auch könnten sich die Christdemokraten vorstellen, einen Modellversuch zu machen, bei dem der Stadtbus samstags und sonntags kostenfrei fährt. Oder Kleinbusse einzusetzen, die Innenstadtbewohner in die City bringen, damit diese ihr Auto zu Hause stehen lassen.

Grüne &bdquo;Grundsätzlich erscheinen die entwickelten Werteziele, Oberziele und Strategien sinnvoll. Wir sehen jedoch mit Sorge, dass die Erarbeitung jedes weiteren Plans die Transformation des Verkehrs nur weiter aufhält, aber nicht grundlegend den motorisierten Individualverkehr minimiert", erklären Birgit Meyer-Ehlert und Benjamin Dally. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müsse schnell und entschlossen auch in Detmold ein Teil beigetragen werden. Die Fraktion hält es daher für erforderlich, selbiges in die Oberziele des Leitbildes mit aufzunehmen.

Sie fordert unter anderem, dass die lokalen Treibhausgas-Emissionen im Verkehr erhoben werden und es einen klaren Fahrplan zur Erreichung der Klimaschutzziele 2030 und 2045 gibt. Dazu kommt eine lokale Strategie für die Energiewende im Verkehr, den Ausbau von Fuß- und Radwegen, die Stärkung des ÖPNV und zur Verkehrsvermeidung. &bdquo;Maßnahmen zur Vermeidung von Verkehr bei Erhalt der Mobilität könnten beispielsweise in der Qualifizierung der Detmolder Ortsteile, in der Vermeidung der Schließung von dezentralen Schulen und Einrichtungen, in der Förderung der Telearbeit, in der Weiterentwicklung der Studentenstadt und in der Entwicklung von autoarmen Wohnquartieren liegen", heißt es weiter.

FDP &bdquo;Unser Standpunkt war und ist noch immer noch so, dass wir den Individualverkehr mit Kfz, den Fahrradverkehr, die Fußgänger und den ÖPNV als gleichberechtigte Partner ansehen, die die zur Verfügung stehenden Verkehrsflächen nutzen sollten", erklärt Fraktionschef Thomas Trappmann. Dies hätten die Liberalen in vielen Beiträgen in unterschiedlichen Ausschüssen immer so kommuniziert und deshalb keine Notwendigkeit gesehen, diese Position nun erneut als Reaktion auf das Leitbild Mobilität zu formulieren.

Aufbruch C &bdquo;Aufbruch C begrüßt ausdrücklich die Bemühungen der Stadt Detmold, ein einheitliches und tragfähiges Zukunftskonzept für die Mobilität zu entwickeln", erklärt Wilhelm Schall. Dabei werde auch den aktuellen, und hoffentlich noch kommenden, Entwicklungen Rechnung getragen. Dass eine rasche Reduzierung des Individualverkehrs in der Innenstadt nicht von heute auf morgen erfolgen könne, zeigten andere Kommunen ähnlicher Größe beziehungsweise Historie auf. Um jedoch die allgemeine Akzeptanz für die Durchführung der notwendigen Maßnahmen zu erhöhen, sei es wichtig und richtig, auch die Bürger stets an diesem langwierigen Transformationsprozess teilhaben zu lassen.

Die anderen im Stadtrat vertretenen Parteien haben nicht auf die LZ-Anfrage geantwortet oder möchten sich nicht öffentlich äußern.

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