Bürger sprechen von Taubenplage in Detmold: Was unternimmt die Stadt?

Detmold. Sie verdrecken historische Gebäude und stören Besucher der Innenstadt: Tauben. Auch wenn sie putzig anzusehen sind - in vielen Städten sind sie schon seit Jahrzehnten eine Plage. Auch in Detmold scheint ihre Zahl anzuwachsen; es gibt Bürger, die bereits von einer Plage sprechen. Die Verwaltung sieht dagegen noch keine Notwendigkeit, aktiv zu werden.

An Markttagen ist es besonders auffällig; Tauben laufen innerhalb der Stände herum und lassen sich nur unwillig verscheuchen. "Sehr unhygienisch", findet das eine Kundin. Vor den Bäckereien, bei der Anlieferung, müssen die Mitarbeiter aufpassen, dass die gar nicht mehr scheuen Tiere nicht in die Fahrzeuge und Geschäfte kommen. Hier finden sich schon mal mehr als ein Dutzend auf einer Stelle ein. Diese fliegen Menschen auch gern mal um die Köpfe.

"Sie können draußen nicht mehr ruhig sitzen", erklärt eine Cafébesucherin mit der Erinnerung an wärmere Tage und Tauben zu ihren Füßen. Die Tiere, die auch gern mal ins Café schlüpfen und nur schlecht wieder zu entfernen sind, nerven auch das Personal. Wo sie einen geeigneten Platz am Haus finden, verdrecken sie Markisen von Geschäften. Eine Detmolderin hat sich über das Aufkommen der Tauben bei der Stadt mehr als einmal beschwert. "Ich habe es irgendwann aufgegeben, da von Seiten der Verwaltung meist abgewinkt wird wegen der Tierschützer", erklärt die Dame.

Gebäudeschäden durch Taubendreck Richtiggehende Schäden verursachen die Tauben mit ihrem Kot. Für Pfarrer Burkhard Krebber von der reformierten Kirchengemeinde Detmold-Ost sind die Tiere schon seit Jahren ein Problem. Die in den Fenstern der Marktkirche sitzenden und im Dachstuhl brütenden Vögel zerstören beispielsweise Farbe und Substanz von Holz. Zwar habe die Kirchengemeinde versucht, Öffnungen zu schließen, aber überall komme man nicht dran. Die Vögel drückten sich unter Dachziegeln durch, um einen Platz zum Brüten zu finden - und fänden mitunter nicht wieder heraus.

Aber auch auf Fensterbrüstungen sitzen die Tauben, der Kot läuft die Wände herunter. Das gibt nicht nur unschöne Spuren, sondern zerstört auch den Putz. "Wir sind schon seit Jahren aufmerksam und haben das Problem inzwischen Innen so gut wie behoben", sagt der Pfarrer. Drähte halfen bislang. Weil die Marktkirche in den kommenden Wochen von außen gestrichen wird, wird auch ein Gerüst angebracht. Die Kirchengemeinde will die Gelegenheit nutzen, um auch die Fenster, die bislang nicht erreichbar waren, so auszustatten, dass Tauben dort nicht mehr sitzen können.

Tauben verärgern Besitzer und Mieter Krebber hat ebenfalls die Vermutung, dass die Zahl der Tauben zunimmt. Zuhause hat er auf seinem Balkon Flatterband und Taue gespannt - auch, um auch Nachbarn auf die Problematik aufmerksam zu machen. Es gebe Menschen, die Tauben fütterten. Dabei würden diese in Gärten sogar Singvogelkästen plündern.

Last mit den Tauben hat auch das Parkhaus am Hasselter Platz. Bei der Zufahrt ist unschöner Taubendreck zu sehen, weil die Tiere dort auf Stahlträgern sitzen. Doch Innen haben einige Maßnahmen Wirkung gezeigt. Dirk Burgschweiger vom Facillityservice OWL erzählt, dass das Taubenproblem lange vorhanden gewesen sei, bis der Hausmeisterservice dies angegangen sei. Tauben seien zuvor totgefahren worden und junge Vögel aus ihrem Nest gefallen.

Möglichkeiten der Vergrämung Und wie? Bei ihren Gängen durch das Parkhaus hätten die Mitarbeiter immer laute Knallgeräusche mit Holzscharnieren gemacht und sie damit vertrieben, also vergrämt. Es sei überlegt worden, die offenen Wände mit Gittern zu verschließen. Das sei jedoch nicht umsetzbar, weil diese für die Feuerwehr im Fall eines Brandes offen stehen müssen. Das Spannen von Netzen - wie im Parkhaus Centrum am Rosental - zwischen den Stahlträgern wurde ausprobiert und wieder verworfen, weil Unbekannte diese durchschnitten. Gefruchtet habe, am Eingang sogenannte Tauben-Spikes zu installieren . "Die Tauben sind weniger geworden", hat Burgschweiger festgestellt . Solche Spitzen befinden sich jetzt auch auf den E-Ladesäulen.

In Bielefeld sind die vielen Tauben schon seit Jahren ein Problem. Hier setzt man an der Vermehrung an. Der Tierschutzverein Bielefeld betreut derzeit ein Taubenhaus, sieht aber Bedarf für ein bis zwei weitere. Vorteile sind nach Angaben von Vorsitzendendem Helmut Tiekötter, dass der Bestand kontrolliert werden kann und die Tiere dort meist koten. Sie werden am Haus gefüttert, damit sie sich nicht woanders Futter holen und dort brüten. Die Nester werden ständig kontrolliert, Eier entfernt und gegen Gipseier ausgetauscht - eine zeitaufwendige Tätigkeit.

Obwohl es in der Regel nicht sinnvoll ist, Tauben zu füttern, das Gegenteil ist der Fall, ist das auch in Detmold immer wieder zu beobachten. Durch das Füttern werden die Tiere abhängig gemacht, sie müssen sich zur Nahrungssuche kaum noch bewegen, brüten viel mehr. Selbst kranke Tiere, die ansonsten früh sterben würden, bleiben am Leben. In Detmold ist das Füttern verboten. Wer es dennoch tut, muss 25 Euro zahlen, im Wiederholungsfall kann die Summe bis zu 1000 Euro betragen.

Tauben in der Stadt Die Straßentaube oder auch Stadttaube stammt ursprünglich von der Felsentaube ab. Von ihr haben sich mittlerweile in den Städten verschiedenste Populationen entwickelt, die sich perfekt an das Leben in Siedlungen angepasst haben. Zufütterung und Stadtklima ermöglichen eine Fortpflanzung das ganze Jahr über. Zwei bis acht Mal jährlich können Tauben je zwei Junge aufziehen. In der Stadt werden diese meist zwei bis drei Jahre alt.

Zählten früher kleine Taubenbestände zum typischen Stadtbild, sind vielfach heute die Taubenbestände förmlich explodiert - mit nachteiligen Folgen für Gebäude, Stadtbewohner und die Tauben selbst. Die Toleranz gegenüber Tieren und deren Haltung ist gesunken. Es gibt Streit zwischen Taubenfans und Taubengegnern, die den &bdquo;Ratten der Lüfte“ den Garaus machen wollen.

Tauben kommen auch als potenzielle Krankheitsüberträger in Frage, dazu gehören Rote Vogelmilbe, Zecken, Flöhe, Würmer, Läuse oder Taubenpocken. Taubenkot ist ein Nährboden für Pilzsporen. Tauben wurden schon immer vom Menschen genutzt. Die in den Mund fallenden gebratenen Tauben schätzten schon Pharaonen und Römer. In Wien verspeiste man um 1890 jährlich 750.000 Tauben und in den USA gibt es auch heute noch Taubenmastbetriebe.

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