Detmold. In der Abteilung „Mythos Varusschlacht“ im Lippischen Landesmuseum wird ab sofort eine außergewöhnliche Ergänzung präsentiert: eine Fußgängerampel, die nicht nur die üblichen Verkehrsregeln, sondern auch die lippische Geschichte widerspiegelt. „Die rote Ampelfigur zeigt den Umriss von Hermann, den legendären Cheruskerhelden, ein Symbol für die Region, das Land des Hermann. Die grüne Ampelfigur präsentiert Thusnelda, die Gattin des Cheruskerfürsten“, schreibt das Museum in einer Pressemitteilung.
Während Mainz die berühmten Mainzelmännchen und Emden die Ottifanten des Komikers Otto Waalkes an den Ampeln präsentiert, regeln im Detmolder Ortsteil Hiddesen seit 2020 die Figuren Thusnelda und Hermann den Verkehr.
„Museumsbesuch muss nicht nur trocken sein“
Treibende Kraft bei der Verwirklichung der Anlage sei der Heimatverein Hiddesen, allen voran Cord Brüning, gewesen. Er habe sich mit den verwaltungstechnischen Hürden einer solch besonderen Ampel auseinandersetzen müssen, um ein derartiges Symbol in den alltäglichen Straßenverkehr zu bringen.
„Dass unsere Ampel mit Hermann nun im Museum hängt, bereitet nicht nur uns Freude, sondern auch den Besucherinnen und Besuchern. Ein Museumsbesuch muss nicht trocken sein, er kann auch Spaß machen und diese Ampel sorgt für gute Laune“, wird Brüning zitiert.
Lippischer Comiczeichner schaffte die Figuren
Gestaltet wurden die Figuren vom Detmolder Cartoonisten André Sedlaczek. Er gelte als Spezialist für Cartoons zum Film, hat Klassiker wie „Star Wars“, „Herr der Ringe“, Superhelden und „Game of Thrones“ aufs Korn genommen. Seine hintergründigen Cartoons erscheinen unter anderem im Carlsen Verlag. Er ist auch für die Illustrationen der erfolgreichen Comicreihe des Museums verantwortlich.
Bekanntermaßen ist André Sedlaczek auch Schöpfer des Comic-Strips „Die Hermanns“, welcher wöchentlich in der Lippischen Landes-Zeitung erscheint. „Der Weg zur Umsetzung in Hiddesen war weit, die Ampel stand also lange auf Rot, umso schöner ist es, dass sie auf Grün umsprang und jetzt sogar im Museum hängt“, wird Sedlaczek zitiert.
Zwischen Nationalhelden und Werbeikonen
Nun ist diese außergewöhnlich gestaltete Fußgängerampel auch im Museum zu bestaunen. Warum eigentlich? In der Abteilung „Mythos Varusschlacht“ werde anhand zahlreicher Objekte, vom großformatigen Gemälde bis zum Glasaschenbecher und elektronischen Medien, gezeigt, wie aus dem historischen Ereignis der Schlacht im Teutoburger Wald ein wandelbarer Mythos wurde, schreibt das Museum. Es sei die größte und umfassendste Dauerausstellung zu diesem Thema, und hier würden Hermann und Thusnelda im Spannungsfeld von Nationalhelden und Werbeikonen beleuchtet.
"Mit der Fußgängerampel integrieren wir eine weitere Darstellung des Cheruskerfürsten und seiner Gefährtin Thusnelda in unsere Ausstellung. Sie verdeutlicht, dass diese historischen Figuren noch heute identitätsstiftend für die unter dem Denkmal lebenden Menschen etwa als ,ihr Hermann’ wirken", wird Museumsdirektor Dr. Michael Zelle zitiert.
Ampel in Detmold gebaut
Dass man eine „Original-Lichtzeichenanlage“ auch im Museum sehen kann, sei der Stührenberg GmbH zu verdanken. Diese sei eine der führenden Firmen in der Straßenverkehrs- und Beleuchtungstechnik mit ihrem Stammsitz in Detmold und habe sich bereit erklärt, in der Verwirklichung der Ampel mitzuwirken. „Wir freuen uns als Detmolder Unternehmen außerordentlich, in der der Ausstellung zur Varusschlacht präsent zu sein“, sagt Heinz-Hermann Wichert von der Firma Stührenberg.
Glücklich über das unkonventionelle Objekt und die Kooperation sei auch Jörg Düning-Gast, der Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe: „Wir haben auch großes Interesse an moderner, zeitgemäßer Museumsarbeit, mit der wir unsere Besucherinnen und Besucher immer wieder aufs Neue begeistern und überraschen wollen.“ Zu sehen ist die außergewöhnliche Fußgängerampel ab sofort im Museum an der Ameide.