Detmold. Kaum ein Kunstobjekt polarisiert die Detmolder derzeit so sehr wie die orangefarbene Kugel am Kreisverkehr Richthofenstraße / Ecke Anne-Frank-Straße. Nachdem sich Anfang April zwei Befestigungsseile gelöst hatten und Unbekannte das Kunstwerk am vergangenen Wochenende sogar auf den Nordring rollten, hat die Stadt die Kugel in eine Lagerhalle bringen lassen. Nun stellt sich die Frage: Soll sie zurückkehren – oder ersetzt werden?
Die Stadtverwaltung gibt noch keine eindeutige Antwort auf eine mögliche Rückkehr und will abwarten. Die Künstlerin selbst will natürlich, dass ihr Werk wieder auf den Kreisel zurückkehrt.
Wir haben unterdessen unsere Leserinnen und Leser auf Facebook gefragt – und eine deutliche Reaktion erhalten. 364 Nutzer sprachen sich gegen eine Rückkehr der Kugel aus, 212 plädierten für ihren Erhalt. Der Beitrag löste zudem eine lebhafte Diskussion mit vielen Kommentaren aus – mit klaren Meinungen, aber auch kreativen Vorschlägen.
Kritik: Hässlich, nutzlos, teuer
Viele Nutzer sehen die Kugel als misslungenes Kunstobjekt. „Ich finde, sie gehört auf den Müll“, schreibt etwa Nicole K. – ein Satz, der viele Likes erhielt. Auch Michael Kleimann äußert Unverständnis: „Noch nie verstanden – unnötige Steuergeld-Verschwendung.“ Andere Nutzer fordern eine natürliche Begrünung des Kreisels – etwa Dirk A.: „Eine schöne Bepflanzung wäre besser – gut für Klima und Insekten.“
Auch die Symbolik der Kugel wird infrage gestellt. „Was soll das eigentlich darstellen?“, fragt Anja Pelikowsky – eine Frage, die viele teilen. Stephanie Grothe geht noch weiter: „Eine Hermann-Statue passt viel besser in unser Land des Hermann.“
Lesen Sie hier: Was will uns die schwebende Kugel eigentlich sagen?
Kreative Alternativen: Mini-Hermann, Stadt-Skyline oder Kinderkunst
Ein überraschend häufig genannter Vorschlag: Ein „Mini-Hermann“ als neue Mitte des Kreisverkehrs. Leser Jan schreibt: „Von dort sieht man das Hermannsdenkmal – also warum nicht etwas, das sich darauf bezieht?“ Mehrere Nutzer unterstützen die Idee.
Grundsätzlich wird der Wunsch nach mehr Regionalbezug laut. Uwe S. schlägt eine „kleine Skyline von Theater, Schloss und Rathaus“ vor. Andere würden gerne Kinder oder Jugendliche die Gestaltung übernehmen lassen – Maik-Stefan N. und eine andere Nutzerin wünschen sich ein buntes, inklusives Kunstprojekt: „So dass man auch die Erdteile erkennt.“
Verteidiger: Ein Wahrzeichen mit Geschichte
Trotz der teils harschen Kritik gibt es auch Stimmen, die sich klar für den Erhalt aussprechen. Sandra Krzizok bringt es auf den Punkt: „Es ist einfach ein Zeichen – sie war da jahrelang und sie gehört da einfach hin.“ Auch Maik-Stefan N. sieht die Kugel als Teil des Stadtbilds und schlägt eine gestalterische Aufwertung statt Entfernung vor.
Ein Kommentar hebt sich besonders ab: „Von mir ein Daumen hoch, obwohl ich das Teil nie richtig gut fand – aus Prinzip, gegen den Hate.“ Der Nutzer bringt damit ein zentrales Motiv auf den Punkt: Für einige ist die Debatte selbst Anlass zur Verteidigung des Objekts – gerade gegen lautstarken Spott oder pauschale Ablehnung.
Fazit: Emotionale Debatte mit politischer Dimension
Die Diskussion um die Kugel ist mehr als eine Geschmacksfrage. Es geht um Kunst im öffentlichen Raum, um Identität, Geld, Sicherheit – und darum, wie stark Bürgerinnen und Bürger sich mit einem Ort identifizieren. Die Kugel mag polarisieren, aber sie bewegt die Menschen. Vielleicht ist das auch eine Art von Wirkung, die gute Kunst entfalten soll.
Was nun mit dem Kunstobjekt geschieht, ist offen. Die Stadtverwaltung kündigte an, gemeinsam mit der Künstlerin Gabriele Staarmann und Fachleuten über mögliche Lösungen zu beraten – ob Reparatur, neue Präsentation oder Ersatz. Die Facebook-Debatte dürfte dabei nicht ungehört bleiben.
Was bisher geschah:
+ Zwei Tonnen schwere Kugel rollt in der Nacht über Kreuzung in Detmold
+ „Musste den Rückwärtsgang einlegen“: Augenzeuge berichtet vom Absturz der Detmolder Kugel
+ Einsturz bereits zuvor: Was es mit der roten Metallkugel in Detmold auf sich hat