Detmold. „I-ah, I-ah“, immer wieder „I-ah“ schallt es über den Hof. Zwei lange Gesichter mit noch längeren Ohren schauen neugierig um die Ecke. „Das machen die beiden immer, die freuen sich so sehr über Besuch“, sagt Beata Langkau. Die beiden, das sind „Mozart“ und „Huckepack“. Zwei Esel, die auf dem Erlebnishof Räuberhügel im ländlichen Detmold-Altenkamp leben. Mit dem Hof hat sich die 39-Jährige im vergangenen Jahr einen Traum erfüllt. Und nicht nur den Tieren gefällt’s. Der Hof ist 2,7 Hektar groß. Ein Wohnhaus, Ställe, Scheunen, Wiesen, Beete, Obstbäume: Hier leben Beata, die schnell das „Du“ anbietet, und ihr Mann Tommy mit ihren Söhnen Ijo (3) und Luc (6). Natur, Kreativität, Pädagogik - das sind die Steckenpferde der ausgebildeten Gartenlandschaftsbauerin und Heilerziehungshelferin. Im Herbst darf sie sich nach einer Fortbildung sogar Bauernhof-Erlebnispädagogin nennen. Lange hat sie als Tagesmutter gearbeitet und versucht, hier das Pädagogische mit dem Kreativen und der Natur zu verbinden. „Ich habe aber nur U3-Kinder betreut, da ist man begrenzt in seinem Angebot“, erklärt sie. Und so wuchs die Idee um den Räuberhügel. Möhrchen sind tabu Seit einigen Monaten bietet die 39-Jährige verschiedene Kurse an - für Groß und Klein. „Einen großen Teil nehmen unsere Esel ein“, sagt sie und betritt das Eselgehege. Nebenan gackern Hähne und Hennen in „Beata’s Hühnerparadies“ - so stehts in gelben Buchstaben auf einem Holzschild - um die Wette. Aufmerksam und neugierig begutachten „Mozart“ und „Huckepack“ die „Eindringlinge“ in ihren vier Wänden, schnuppern sanft an der Kleidung, knabbern auch mal ganz frech an den Riemen eines Rucksacks oder versuchen, ihre Nasen in die Jackentaschen zu stecken. Streicheln ist strengstens erlaubt. Und sogar Allergiker können hier zupacken, denn Esel gelten als antiallergisch. „Hinter den Ohren kraulen mögen die beiden am liebsten“, sagt Beata. Es gibt eine feste Kinder-Esel-Gruppe, die ein Mal im Monat zu Besuch kommt. Hier geht es darum, die Esel kennenzulernen, zu putzen, mehr über sie zu lernen und sie am Strick zu führen. Gebastelt und gebacken wird auch sowie Knabbertürme für die Esel erstellt. Und auch wenn „Mozart“ und „Huckepack“ Möhren über alles lieben, sind die doch tabu, weil sie zu viel Zucker enthalten. Und aus der Hand gefüttert wird sowieso nicht. „Die sollen nicht frech werden“, sagt die Hofherrin. Auch Erwachsene können vorbeikommen und eine Eselauszeit nehmen. Ob streicheln, striegeln, kuscheln, beobachten: „,Mozart’ und ,Huckepack’ strahlen eine unglaubliche Ruhe aus, die sich schnell auf den Menschen überträgt“, erklärt die 39-Jährige. Was Familie Langkau wichtig ist: „Wir wahren ihre Grenzen.“ Geht das Tier weg, wird es in Ruhe gelassen. Haben „Mozart“ oder „Huckepack“ keine Lust, gestriegelt zu werden, wird das akzeptiert. So etwas wie Eselreiten gibt es nicht. „Es ist ein Partner, mit dem ich etwas erlebe, kein Reittier“, unterstreicht sie den Gedanken dahinter. Feinschliff bei mehr als 1000 Grad Auch Töpferkurse gibt es auf dem Hof. Dafür hat Beata im Wohnhaus einen extra Raum eingerichtet. Ob Kindergruppen, Erwachsene, die einen Betriebsausflug machen, oder Eltern-Kind-Kurse: Die Anfragen sind gemischt. Getöpfert wird nicht mit einer Drehscheibe, wie sich das manch einer vorstellen mag, die Tonmasse wird ohne den Einsatz von Geräten mit den Händen modelliert. „Vorerfahrung braucht hier keiner“, sagt Beata. Ist das erledigt, wandern Tassen, Teller, Vasen und Co. zwei Mal in den großen runden Töpferofen, der nebenan in der Scheune steht. Zunächst wird etwa 6 Stunden bei 950 Grad gebrannt. Nach dem Anmalen und Glasieren gehts noch einmal für weitere Stunden bei mehr als 1000 Grad in den Ofen. Dann sind die getöpferten Gegenstände spülmaschinenfest und können abgeholt werden. „Ich fühle mich total erfüllt“ Von der Brennscheune gehts über den langen Schotterweg am kleinen Besucherparkplatz entlang. „Komm, Lämmi, Lämmi, Lämmi“, ruft Beata, die vor einer leeren Wiese stehen geblieben ist. Es dauert einen Moment, da kommt mit einem Affenzahn eine Schafsherde um die Ecke gefegt. Sieben sind es. Französische Ouessantschafe, die sind etwas kleiner, als man Schafe kennt. Das Scheren der Schafe ist ein Highlight für die Kinder. Aus der Wolle werden im Anschluss beispielsweise Filzkugeln gebastelt. „Es war ein Träumchen mit unserem Räuberhügel, der jetzt doch sehr schnell wahr geworden ist“, sagt Beata und grinst. Sie kann sich gut vorstellen, dass sie das Angebot weiter ausbaut, die Türen für Schulklassen öffnet, einen Esel-Club eröffnet und vieles mehr. Ob sie es sich genau so vorgestellt hat? „Ich denke schon. Ich fühle mich jedenfalls total erfüllt und genau so sollte es doch sein oder?“