Diskussion in Dörentrup: Herr und Hund in einem Grab?

Dörentrup. Ihre Haustiere sind vielen Menschen ans Herz gewachsen. Doch soll die Liebe zum Tier bis über den Tod hinausgehen können? Soll es möglich sein, mit dem eigenen Haustier auf dem Friedhof bestattet zu werden? Dieses Thema diskutiert die Dörentruper Kommunalpolitik.

Den Anstoß gab der Städte- und Gemeindebund NRW. Der hat eine Mustersatzung für die Friedhöfe seiner Mitgliedskommunen erarbeitet. Und darin ist nach Angaben der Gemeinde Dörentrup &bdquo;eine Bestattung von kremierten (also eingeäscherten) Haustieren als Grabbeigabe" vorgesehen. Die Dörentruper Verwaltung stellte im Haupt- und Finanzausschuss zur Diskussion, ob das auch auf den Friedhöfen im Gemeindegebiet – Bega, Hillentrup, Schwelentrup, Spork und Wendlinghausen – erlaubt werden sollte.

Konkret dürften dann Hunde, Katzen und andere Kleintiere nach deren Ableben in Form von Tier-Urnen als Grabbeigabe etwa zu bestehenden Familiengräbern kommen. Kämmerer Burkhard Rüther hatte 100 Euro als Gebühr vorgeschlagen, wenn die Friedhofsgärtner hier tätig werden. Bürgermeister Friedrich Ehlert betonte, dabei gehe es um ethische oder religiöse Fragen, &bdquo;aber nicht um biologische" – schließlich käme &bdquo;sterile Asche" mit in die Gräber.

"Tiere gehören nicht auf einen öffentlichen Friedhof" Widerstand gegen die Bestattung von Tier-Urnen kam in erster Linie von den Christdemokraten. Für ihn sei eine solche Regelung nicht denkbar, betonte etwa Rainer Fornefeld: &bdquo;Ich kann mir nicht vorstellen, dass Papas Lieblingshund nach dem Tod dazukommt und das Grab wieder aufgemacht wird", sagte der CDU-Fraktionschef und fügte hinzu: &bdquo;Tiere gehören nicht auf einen öffentlichen Friedhof. Ich möchte nicht zwischen Hunden und Katzen liegen."

Während SPD-Mann Martin Grohnert signalisierte, dass er sich die Bestattung von Haustieren vorstellen könne, sprang Andreas Hagemann (CDU) seinem Fraktionsvorsitzenden bei: &bdquo;Auch wenn man sein Haustier noch so liebt, gibt es zwischen Menschen und Tieren ethische Unterschiede." Sein Fraktionskollege Friso Veldink hob hervor, diese Frage müsse vom Gefühl her entschieden werden. Nach Angaben von Kämmerer Burkhard Rüther hat sich freilich noch niemand bei der Gemeinde Dörentrup mit dem Wunsch gemeldet, gemeinsam mit seinem Haustier bestattet zu werden.

Eine Abstimmung wurde ohnehin verschoben. Auf Initiative von Bürgermeister Friedrich Ehlert werden nun die Kirchengemeinden gebeten, zum Thema Tier-Urnen ein Votum abzugeben. &bdquo;Dann werden wir gegebenenfalls 2020 noch einmal darüber sprechen", sagte Ehlert im Rat.

Friedhofsgebühren steigen Einstimmig beschlossen die Kommunalpolitiker dagegen im Rat die ergänzte Friedhofssatzung inklusive neu berechneter Friedhofsgebühren. Hier weicht die Gemeinde vom Grundsatz ab, dass Gebühren kostendeckend sein müssen, und akzeptiert ein Friedhofs-Defizit von 50.000 Euro. Um das zu halten, werden die Gebühren ab 2020 um 2,35 Prozent erhöht. Die einzelnen Beträge werden aufgerundet – die Gebühr etwa für ein Reihengrab steigt damit zum Januar von 630 auf 650 Euro.

Darüber hinaus sind von 2020 an auf den Friedhöfen Schwelentrup, Spork und Wendlinghausen keine Erdbestattungen mehr möglich – einer oder mehrere Friedhöfe sollen auf lange Sicht sogar aufgegeben werden (die LZ berichtete). Neu ist die Möglichkeit der Bestattung in &bdquo;Urnenbaumgrabstätten".

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Beständig ist nur der Wandel. Früher war klar: Wer stirbt, bekommt einen Platz im Familiengrab. Heute gibt es Wahlgräber, Reihengräber, anonyme Gräber, Rasengräber, Urnengräber, Urnenstelen, Friedwälder ...

Jeder hat Wahlmöglichkeiten, wie er bestattet werden möchte. Warum sollte das nicht für Grab-Beigaben gelten? Nichts anderes ist Asche eines Haustieres nämlich. Mag den einen beim Gedanken an den Tod die Hoffnung trösten, neben dem Ehepartner die letzte Ruhe zu finden, gibt dem anderen vielleicht die Aussicht Halt, das Haustier neben sich zu wissen. Für viele sind Hund, Katze & Co. Familienmitglieder.

Im Zweifel also für die Freiheit, über das eigene Grab zu verfügen. Sie endet, wo sie andere einschränkt. Das ist der Fall, wenn Unkraut vom Nachbargrab rüber wächst oder beim pinken Grabstein. Eine profane Beigabe – einmal vergraben – sollte niemanden stören.

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Überall fallen althergebrachte Regeln, die den Menschen das Leben schwer machten und manchmal sogar Leid verursachten. Gut so. Aber muss das auch für den Friedhof gelten? Irgendwo ist die Grenze, und sie ist erreicht, wenn es um den Tod geht. Also: Tier-Urnen als Grabbeigaben zu erlauben, ist mit der Pietät unvereinbar – und einfach überflüssig.

Niemand wird in seiner Entfaltung eingeschränkt, wenn das Haustier nicht mit im Grab liegen darf. Natürlich sind auch Tiere Lebewesen, doch der Friedhof ist nicht der richtige Ort für Beliebigkeit – man muss kein tiefgläubiger Mensch sein, um da Unbehagen zu spüren.

Das ist der Punkt: Fühlt sich auch nur einer unwohl angesichts der Aussicht, neben Hunden und Katzen begraben zu werden, sollten diese Gedankenspiele obsolet sein. Im Übrigen: Manche zählen auch Schlangen, Ratten und Kampfhunde zu ihren Lieblingstieren.

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