Die Gemeinde Dörentrup sucht einen Kandidaten für das FSJ

Dörentrup. Den richtigen Beruf finden, das ist gar nicht so leicht - und möchte ich überhaupt ein Studium oder lieber doch eine Ausbildung machen? Viele junge Menschen haben auf diese Frage direkt nach der Schule noch keine Antwort.

Eine Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln und dabei genügend Zeit zu haben, sich die nächsten Schritte gründlich zu überlegen, ist ein Freiwilliges Soziales Jahr. In Dörentrup läuft die Organisation über den Verein KOMM e.V.. Ab September sucht die Gemeinde wieder einen neuen FSJ-ler. Aktuell ist die Stelle belegt von der Extertalerin Emily Enns belegt, die im vergangenen Jahr ihr Abitur gemacht hat.

Die 19-Jährige konnte das Jahr an der Grundschule Dörentrup verbringen. Auch, weil Schulleiterin Bettina Rehmeier viel vom FSJ hält und immer gerne junge Menschen bei sich an der Schule hat.

Wie sind Sie überhaupt drauf gekommen ein FSJ zu machen?

Emily Enns: Ich habe letztes Jahr mein Abi gemacht und wusste nicht, ob ich studieren will oder eine Ausbildung machen. Dann habe ich mit meiner Familie geredet - meine Tante hat früher auch ein FSJ gemacht und sie hat mir gesagt, so kann ich ein Jahr schauen, ob soziale Arbeit was für mich ist, ich hab noch Zeit zu überlegen und es macht Spaß - und sie hatte recht.

Hatten Sie vorher schon das Ziel, beruflich etwas soziales zu machen?

Emily Enns: Eigentlich war das nicht direkt mein Ziel (lacht). Aber ich habe viele kleine Cousins und Cousinen und komme gut mit Kindern klar. Dann dachte ich, das kann ich auch in der Schule machen.

Und - ist es so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Emily Enns: Es ist etwas stressiger, als ich dachte. Man hat viel mehr Aufgaben. Es ist immerhin das erste mal nach der Schule, dass man so richtig von morgens 7 bis nachmittags 15:30. Jeden Tag, Freitags aber nur bis 15 Uhr. Das war erst einmal eine Umstellung.

Aber eine positive Erfahrung?

Emily Enns: Auf jeden Fall. Ich habe immer wieder neue Aufgaben bekommen, größere Kindergruppen betreut und so schnell auch mehr Verantwortung übernehmen dürfen. Es war anstrengender, als erwartet. Aber es war richtig schön.

Was waren denn Ihre Aufgaben? Wie sieht Ihr Arbeitstag so aus?

Emily Enns: Also morgens fange ich in der OGS-Betreuung an. Die bieten wir schon vor Schulbeginn an. Dann gehe ich meist mit in die ersten oder zweiten Klasse. Oft habe ich etwas mit kleinen Gruppen oder einzelnen Schülern gemacht, die vielleicht mehr Hilfe benötigen. Nach der Schule mache ich Busaufsicht. Da achte ich drauf, dass kein Kind den Bus verpasst und dann gehe ich den Nachmittag wieder in die OGS-Betreuung. Seit zwei Wochen machen wir jetzt auch wieder die Flotte Lotte. Das ging leider vorher wegen Corona nicht.

Flotte Lotte?

Emily Enns: Ja. Das ist eine Aktion vom KOMM EV. Ein großer Bulli mit Spielzeug und kleinen Fahrzeugen für die Kinder. Damit fahren wir hier und in die Grundschule West in die OGS. Die Kinder lieben das. Dienstags mache ich auch noch das Schulobst. Dann kommt Obst für die Kinder, das wasche ich dann und teile es auf die Klassen auf und verteile das. Es ist immer etwas zu tun.

Hat Ihnen das Jahr Spaß gemacht?

Emily Enns: Sehr sogar. Die Zeit ist echt verflogen. Ich habe letztes Jahr im September angefangen. Jetzt ist das Schuljahr schon rum. Zum FSJ gehört auch, dass man insgesamt fünf Wochen Seminare mit anderen FSJ-lern aus NRW macht. Dort lernt man zum Beispiel, wie man besser mit Kindern umgeht oder wie man Nähe und Distanz hält. Mit den anderen FSJ-lern macht man eigentlich auch einen Ausflug. Wir wären eigentlich nach Frankreich gereist. Schade, dass das in meinem Fall wegen Corona nicht stattfinden konnte.

Hat Corona das FSJ komplizierter gemacht?

Emily Enns: Schon etwas. Die Grundbedingungen haben sich immer wieder verändert. Eine Zeit lang gab es nur Notbetreuung. Am Anfang des Lockdowns saßen manchmal nur sehr wenige Kinder in der Betreuung. Dann wurden es aber immer mehr. Das kennt man hier aber auch aus den Ferien. Da haben wir manchmal nur 2 Kinder da. Für den Wechselunterricht mussten die Kinder in neue Gruppen eingeteilt werden. Wir haben uns aber gut eingestellt und uns im Team ständig abgesprochen. So hat es echt gut funktioniert.

Das hört sich gut an. Und was waren Ihre persönlichen Highlights in dem Jahr?

Emily Enns: Ich erinnere mich an eine spontane Schnitzeljagd. Die Kinder hatten eine Kiste mit Bunten Steinen gefunden, wir haben die dann auf dem ganzen Schulhof versteckt. Dann haben die Kleinen den ganzen Tag gesucht. Schön war auch ein kleiner Ausflug zur Feuerwehr. Etwas mit den Kindern zu unternehmen, das macht echt Spaß!

Hat Ihnen das FSJ bei Ihrer beruflichen Findung geholfen?

Emily Enns: Ja. Die Zeit hier war ganz toll, aber ich hatte jetzt ein bisschen Zeit, über verschiedene Möglichkeiten nachzudenken und gerade bewerbe ich mich an verschiedenen Unis auf ein Biologie Studium. Ich habe Bio auch in der Schule schon immer gemocht und war gut in dem Fach. Jetzt hatte ich genügend Zeit, um mir Unis anzuschauen und mir einiges zum Studiengang durchzulesen und habe mich dafür entschieden.

Wir das FSJ vergütet?

Emily Enns: Der Arbeitsvertrag läuft bei mir über die IJGD (Verein für FSJ und BFD) und KOMM e.V.. Ich bekomme 430 Euro pro Monat.

Können Sie das FSJ anderen empfehlen?

Emily Enns: Ja, auf jeden Fall. Es macht total Spaß, man muss sich nicht krampfhaft für ein Studium oder eine Ausbildung entscheiden, man lernt richtig zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und man sammelt viele tolle Erfahrungen. Das kann man eigentlich nur empfehlen.

Bettina Rehmeier : Leider konnten in diesem Schuljahr kaum Aktionen und Ausflüge stattfinden. Das ist für uns alle und natürlich am meisten schade für die Kinder. Ich muss sagen, auch mir, den Kollegen und vor allem den Kindern macht die Arbeit mit FSJ-lern immer großen Spaß. Ich finde es immer ganz wichtig, dass alle sich hier wohl fühlen. Wir hatten bisher sechs FSJ-ler hier - zwei Jungs und vier Mädchen. Alle konnten ihre Stärken super einbringen. Das FSJ ist eine klassische Win-win-Situation: Auf der einen Seite hilft es den jungen Menschen beim Einstieg ins Berufsleben. Zum anderen können wir die Unterstützung und die frische Energie wirklich gut gebrauchen.

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