Dörentrup-Wendlinghausen. Das Literatur- und Musikfestival „Wege durch das Land“ hat auf Schloss Wendlinghausen unter dem Titel „Aus dem Staub ihres Lebens leuchtet das Werk“ eine gelungene Mischung literarischer Werke und Musik präsentiert, die von der Sehnsucht nach Freiheit, persönlicher Entfaltung, Einsamkeit sowie Widerstand gegen gesellschaftliche Zwänge erzählt. Stephan Szánsz, künstlerischer Leiter des Festivals, begrüßte rund 350 Gäste, stellte die Künstler vor und führte in die Werke ein. Der dänische Jazzpianist Jonas Müller und der englische Saxofonist und Klarinettist James Scannell untermalten die Lesung mit Musikstücken, die die Suche nach Freiheit sowie Geborgenheit fokussieren. Eine Improvisation über das Chanson „Autumn Leaves“ eröffnete das Konzert. Die Ballade „Body and Soul“ von John W. Green erklang pointiert mit Klarinette. Der Jazzstandard „Yes or No“ von Wayne Shorter fesselte in großer Dynamik, Benny Goodmans Klassiker „A Smooth One“ sorgte für lässige Stimmung, während „Caravan“ von Duke Ellington voller Energie fesselte. Liebe zur ganzen Welt Der Journalist und Schriftsteller Daniel Schreiber aus Berlin ist einer der wichtigsten Essayisten und für seine Kolumnen in der „Zeit“ bekannt. Er verbindet eigene Erfahrungen wie seine Kindheit in der DDR sowie seine Homosexualität mit soziologischen und psychologischen Aspekten. Er las aus seinem Bestseller „Allein“ (2021) und verdeutlichte, dass es ihm um die Liebe zur ganzen Welt geht und nicht nur um romantische, freundschaftliche und familiäre Liebesformen. Zu keiner Zeit haben so viele Menschen allein gelebt, und nie war deutlicher, wie schnell das selbstbestimmte Leben in Einsamkeit umschlagen kann. Sein eigenes Alleinsein sei keine bewusste Entscheidung gewesen. Irgendwann hätten die Beziehungen geendet. „Konnte ich früher nie allein sein, scheine ich das Alleinsein jetzt zu suchen und habe aufgehört, mich nach einer Liebesbeziehung zu sehnen.“ Das Modell des Paarlebens sei so dominant, dass es alle anderen Lebensformen wie das Leben in Freundschaften verdränge. Autobiografisches Die dänische Autorin Tove Ditlevsen, eine der wichtigsten dänischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts, wurde 1917 in Kopenhagen geboren und nahm sich 1976 das Leben. International bekannt wurde sie, als ihre autobiografische Kopenhagen-Triologie (Kindheit, Jugend, Abhängigkeit) ab 2010 übersetzt wurde. Franziska Hartmann, Gewinnerin des deutschen Schauspielpreises 2024, rezitierte pointiert und humorvoll Passagen des Bandes „Jugend“. Dieser reflektiert düstere Aspekte des familiären Zusammenlebens und erzählt von Ditlevsens Versuchen, der einengenden Familie zu entkommen, sowie von Einsamkeit und Widerstand gegen Normen der regressiven dänischen Gesellschaft der 1930er-Jahre. Tove stürzt sich mit 14 Jahren voller Energie ins Leben, verlässt die Schule, um eine Reihe von Jobs als Dienstmädchen oder Bürogehilfin anzunehmen, und zieht bei den Eltern aus. Sie geht tanzen und lernt Männer kennen. Zwischen schwierigen Hauswirten und wilden Nächten mit Intellektuellen rückt die schriftstellerische Karriere näher.