In Almena gibt es regionale Lebensmittel rund um die Uhr aus einem Automaten

Extertal-Almena. Die ersten zwei Monate kam Kevin Zysk doch ins Grübeln. Lohnt sich der Aufwand? Habe ich das Richtige getan? Fragen, die den 29-Jährigen in den Wintermonaten umtrieben. Heute hat der Almenaer zum Optimismus zurückgefunden und ist überzeugt: Mit seinem Lebensmittelautomaten hat er das Dorfleben nachhaltig bereichert.

Metzger, Café mit kleinem Lebensmittelbereich – mehr Anlaufstellen zur Grundversorgung mit Nahrungsmitteln hatte der Extertaler Ortsteil bislang nicht zu bieten. Kevin Zysk dachte über Alternativen nach und stieß dabei auf die Lebensmittelautomaten, wie sie mittlerweile vielerorts an den Straßen stehen. 18.000 Euro kostet solch ein Alleskönner mit Kühlung und Heizung, zu viel, als dass es Kevin Zysk in Eigenregie hätte tragen können. Er fing an, sich zu informieren und stieß auf das Regionalbudget der Leader-Region Nordlippe . Kleinstprojekte bis zu 40.000 Euro werden gefördert – unter der Voraussetzung, dass sie zur nachhaltigen Entwicklung und Erhaltung der sozialen Struktur im Dorf beitragen.

Viele Anträge bis zum Erfolg

Zysk setzte sich mit der Lokalen Aktionsgruppe Nordlippe (LAG) in Verbindung, füllte zahlreiche Formulare aus und hatte Glück: Die LAG wählte unter anderem seinen Antrag aus und das Land NRW gab den Zuschlag. Seit Dezember steht der Automat nun an der Fütiger Straße, direkt vor dem Metzgerladen von Dirk Hannover. Der bestückt die Fächer mit hochwertigen Fleischprodukten, auch Eier und Geflügel aus Bösingfeld sind dabei, ebenso wie regionale Nudeln, Grillsaucen vom Petersielchen, Honig von Familie Zysk , Snacks, Wurst im Glas, Aufback-Baguette oder Getränke.

Den Schwerpunkt seines Angebotes legt Kevin Zysk dabei auf regionale Produkte, die aus der Nachbarschaft stammen und das zu Preisen, wie sie auch im Geschäft oder an der Tankstelle üblich sind. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten wissen die Nordlipper den Service mittlerweile zu schätzen, wobei Kevin Zysk das Angebot immer wieder überarbeitet hat. Zu den Grillwürstchen und Fleisch kamen die passenden Saucen , im Winter will der Wirtschaftsingenieur eher auf Suppen und Eintöpfe setzen. &bdquo;Geld mach ich damit nicht, aber die Fixkosten sollte es schon decken“, formuliert er seine bescheidenen Ansprüche – denn eigentliches Ziel sei es stets gewesen, das dörfliche Leben zu bereichern.

5000 Euro in Eigenleistung

Dafür hat der gebürtige Almenaer auch tief in die eigene Tasche gegriffen. Gut 5000 Euro des Lebensmittelautomaten hat er in Eigenleistung finanziert, hinzu kommen die vielen Stunden Freizeit, die er in das Projekt investiert. Ein zeitaufwendiges Unterfangen, blickt der 29-Jährige, der sich auch bei &bdquo;Zukunft Extertal “ engagiert, zurück. Gut ein halbes Jahr habe es gedauert, Förderanträge zu stellen und im Anschluss die Genehmigungen der Behörden einzuholen. &bdquo;Finanzamt, Gesundheitsamt, Gewerbeaufsicht“, zählt der nur einige der Stationen auf seinem Weg zum Kleingewerbe-Betreibenden auf.

Doch der Aufwand habe sich gelohnt, &bdquo;zumindest für mein gutes Gefühl“ lacht Kevin Zysk und hat den Eindruck, dass auch immer mehr Bürger nicht nur den Automaten, sondern auch seinen Einsatz zu schätzen wissen. Mehrmals die Woche ist er für den &bdquo;Kaugummiautomaten für Jung und Alt“, wie er es nennt, unterwegs. In Absprache mit dem Metzger wird einmal die Woche Fleisch frisch bestückt, alle zwei Tage generell nachgefüllt. Täglich zwei Mal meldet der Automat per Software, was ausgegeben wurde, so dass der 29-Jährige gegebenenfalls auch spontan reagieren kann. Bei der Ware tritt Kevin Zysk (bis auf das Fleisch) finanziell in Vorleistung. Wie wird das Wetter, welche Feiertage stehen an? Anhand dieser Parameter versucht er, die Nachfrage zu kalkulieren – und das habe bislang ganz gut geklappt, &bdquo;ich musste fast nichts wegschmeißen“.

Fixkosten will er decken

Neben dem Warenangebot bleiben noch die Fixkosten. 100 bis 120 Euro setzt der Nordlipper monatlich für Strom, Versicherung, Haftpflicht oder auch die Gebühr für das bargeldlose Bezahlen an. Die zumindest will er wieder rausbekommen, an eine Entlohnung für die vielen Stunden im Einsatz ist dabei noch gar nicht gedacht. Auch da müsse wohl vorerst das gute Gefühl als Entlohnung reichen, grinst der 29-Jährige, den es nach dem Studium in Hannover über St. Louis in den USA und Stationen in Hamburg wieder zurück in die Heimat gezogen hat. Und der Elan für Nordlippe scheint ungebrochen. Vielleicht, ja ganz vielleicht, gibt es bald noch weitere Automaten. Zwei Standorte habe er im Blick – doch das sei wirklich noch Zukunftsmusik.

LAG und Regionalprojekt

Die Leader-Region Nordlippe unterstützt Kleinprojekte, die die regionale Entwicklung voranbringen mit dem Regionalbudget. Etwa 180.000 Euro stehen dafür jährlich zur Verfügung. Als Koordinationspartner nimmt die Lokale Aktionsgruppe Nordlippe e.V (LAG) die Anträge entgegen. Sie wählt aus und gibt die Anträge an die Bezirksregierung Detmold weiter, die sie letztlich bewilligen muss. 80 Prozent von maximal 20.000 Euro können dabei als förderfähige Kosten angerechnet werden. Als &bdquo;Möglichmacher“ zur Unterstützung der Kommunen im ländlichen Raum, insbesondere seiner Vereine und Institutionen, beschreibt der Kalletaler Bürgermeister Mario Hecker , Vorsitzender der LAG, das Regionalbudget. Der Lebensmittelautomat in Almena zählt zu 18 Projekten, die 2020 in Nordlippe über das Regionalbudget gefördert wurden. Für 2021 sind 17 Projekte von der LAG beschlossen, die Bewilligung von der Bezirksregierung steht noch aus. Weitere Informationen gibt es unter www.nordlippe.de

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