Gemeinde Extertal greift bei Schrottimmobilien ein

Extertal-Bösingfeld. Extertal nimmt verstärkt Schrottimmobilien in den Blick. Gegen leerstehende Gebäude und verfallende Häuser wird die Gemeinde verstärkt selbst aktiv. &bdquo;Der Markt regelt das nicht allein“, bilanziert Bürgermeister Frank Meier die Erfahrungen der vergangenen Jahre. Mit anderen Worten: Es passiert nichts oder zu wenig. &bdquo;Irgendjemand muss die Immobilien kaufen und sanieren.“ Dieser Irgendjemand soll nun die Gemeinde Extertal selbst sein.

Zwischen Nord- und Südstraße gibt es leerstehende Ladenlokale, aber auch Gebäude, die dringend saniert werden müssten. &bdquo;Ich schätze, dass der allergrößte Teil der Gebäude im Bösingfelder Ortskern vor 1970 gebaut wurde“, sagt Bürgermeister Meier. &bdquo;Da muss was gemacht werden.“ Doch manche Eigentümer können oder wollen sich nicht um ihre Häuser kümmern. Manchmal wohnen sie weit weg, manchmal haben sie unrealistische Preisvorstellungen, falls sie verkaufswillig sind.

Das Ziel ist nach Meiers Worten, dass alle Häuser &bdquo;schön und voll benutzbar“ werden. Zumal es Befürchtungen gibt, in Bösingfeld könnten sich über kurz oder lang &bdquo;Zustände wie in Horn“ mit &bdquo;Clanbildung“ in einzelnen Immobilien einstellen, wo Spekulanten Immobilien kauften und diese vielfach zu überteuerten Preisen an Südosteuropäer vermieteten. Dort kaufte die Stadt Horn-Bad Meinberg mehrere Häuser, als diese am Markt waren, um die Lage zu entschärfen.

"Das haben wir damals nicht durchbekommen"

Schon 2018 war der Immobilienbestand in Bösingfeld ehrenamtlich unter die Lupe genommen worden. Frank Meier, seinerzeit noch nicht Bürgermeister, war schon damals mit dabei. Doch dass die Gemeinde selbst auf dem Immobilienmarkt aktiv wird, &bdquo;haben wir politisch damals nicht durchbekommen“. Auch weil die Gebäude nach Meiers Worten seinerzeit vielfach überteuert angeboten wurden. Das ist heute anders. Die Preise seien im Keller, und er hat nach eigenen Angaben die Rückendeckung des Rates, um Schrottimmobilien zu kaufen. Die Mittel dazu sind die Beobachtung des Immobilienmarkts, und – wie in Horn – der Kauf, wie Meier betont, aber auch das gesetzlich verbriefte Vorkaufsrecht der öffentlichen Hand.

Das besagt: Soll ein Haus verkauft werden, darf die Gemeinde im Zweifelsfall reingrätschen und das Haus selbst erwerben. Das wird in Bösingfeld erleichtert durch die Tatsache, dass die Gemeinde Extertal schon vor neun Jahren den Bösingfelder Ortskern als &bdquo;Sanierungsgebiet“ ausgewiesen hat. Diese Möglichkeit eröffnet das Baugesetzbuch. Damit verbunden sind bei Sanierungen zum Beispiel Steuererleichterungen. Zweite Voraussetzung dafür, dass die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht ausüben kann: &bdquo;Es muss der Wille zu sanieren da sein.“ Unterm Strich ist es für Meier eine einfache Gleichung: &bdquo;Wir können im Ortskern nur sanieren, wenn wir Zugriff auf die Gebäude bekommen.“

In der Tat ist die Gemeinde bereits einmal eingeschritten und ist jetzt Eigentümerin des Hauses Nordstraße 9, der früheren Schlachterei Sümenicht. Ob die Gemeinde oder ein Investor das Gebäude sanieren, sei noch nicht entschieden, so Bürgermeister Meier. Grundsätzlich lautet das Ziel, gewerbliche Leerstände – etwa frühere Ladenlokale – zu Wohnraum umzuwandeln.

Damit werde es gelingen, hochwertige altengerechte Wohnungen im Ortskern zu haben und Senioren kurze Wege zu garantieren. Meier sieht das Eingreifen der Gemeinde aber auch als Reaktion auf den demografischen Wandel. Wenn es gelinge, bezahlbaren Wohnraum auch für junge Menschen zu schaffen, werde dem Ortskern neues Leben eingehaucht. Auch ein Kompetenzteam befasst sich mit dem Thema.

Aktuell verhandelt die Gemeinde Extertal übrigens mit den Eigentümern zweier Häuser, bei denen nach Einschätzung des Bürgermeisters Abriss und Neubau die sinnvollste Lösung ist. &bdquo;In solchen Fällen versuchen wir, bei plus/minus null für die Gemeinde herauszukommen.“

UWE will die Hochschule OWL mit ins Boot holen

Die Marschrichtung der Gemeinde, bei Schrottimmobilien selbst einzugreifen, sei &bdquo;absolut richtig“, urteilt Manfred Stoller, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Wählergemeinschaft Extertal (UWE). &bdquo;Es ist wichtig, da weiterzukommen“, sagte er. Im September 2020 hatte die UWE dazu einen Antrag gestellt. Darin führt sie auf: &bdquo;Leerstände, Abwanderung von Geschäften, teilweise marode Bausubstanz, angefangene und nicht vollendete Sanierungen, Wertverlust, Eigentümer oftmals nicht vor Ort ansässig.“

Aus Sicht der UWE braucht es für den Ortskern von Bösingfeld ein Gesamtkonzept. Für Manfred Stoller ist solch ein Konzept eine wichtige Voraussetzung, um Fördermittel einzuwerben. Die Hochschule OWL könnte ein Partner bei der Erarbeitung des Konzeptes sein. Die Fraktion hat ebenfalls die Gründung einer Wohnungsbaugenossenschaft angeregt.

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