Extertal sagt dem Zentrumsleerstand den Kampf an

Extertal-Bösingfeld. Gegen den Leerstand im Ortskern vorzugehen, war Bürgermeister Frank Meier ein großes Anliegen. Auch nach seinem Tod möchten Verwaltung und Politik den eingeschlagenen Weg daher weitergehen und Extertals Zentrum wieder attraktiver machen. Wie, das hat das &bdquo;Kompetenzteam Ortskernsanierung“ nun öffentlich vorgestellt. Auch einige interessierte Bürgerinnen und Bürger waren in den Bürgersaal des Rathauses gekommen, um sich den Vorsitzenden Ulrich Hilker und Detlef Korf, sowie Sven Herzog, Hubertus Fricke und Marvin Rösch von der Gemeindeverwaltung auf den neuesten Stand bringen zu lassen.

Vorsitzender Ulrich Hilker und Marvin Rösch, der nicht nur Ordnungsamtsleiter, sondern auch für die Fördermittelakquise in der Gemeinde zuständig ist, erläuterten zunächst die Ausgangslage. Zum einen sinke die Bevölkerungszahl in der Gemeinde. Waren es 2002 noch rund 13.000 Einwohnerinnen und Einwohner, wurden 2024 noch gut 11.000 gezählt. Prognosen von IT-NRW gehen davon aus, dass es 2030 noch 10.500 und im Jahr 9400 Menschen sind, die in Extertal leben.

Hinzu käme eine lange Zeit schwache Haushaltslage. Extertal befand sich von 2005 bis 2007 und von 2010 bis 2015 in der Haushaltssicherung. Auch für die kommenden Jahre sehen die Prognosen wie auch in anderen Kommunen nicht gut aus . Großflächiger Einzelhandel siedelt sich außerhalb des Ortskerns an, der dadurch mit immer mehr Leerstand zu kämpfen hat. &bdquo;40 Prozent der Gebäude in der Mittelstraße wurden 2018 als Probleme identifiziert“, fasste Marvin Rösch zusammen. Gerade der Bedarf an kleineren Wohnungen könne oft nicht befriedigt werden.

Problemimmobilien ziehen den Ortskern runter &bdquo;Ein Teufelskreis“, sagte Rösch. &bdquo;Leerstand führt dazu, dass die Bausubstanz schlechter wird, der Preis wird geringer und dann steigen oft ortsfremde Investoren ein.“ Die Gemeinde habe dann keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung der Gebäude. Oft entstünden dann sogenannte Problemimmobilien. &bdquo;Und die vorhandenen Probleme ziehen den ganzen Ortskern mit runter“, so der Gemeindemitarbeiter.

Als eine Maßnahme, um dem entgegenzusteuern, hatte Extertal schon 2021 mit Barntrup und Dörentrup gemeinsam ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) auf den Weg gebracht . Als Startmaßnahmen wurden seinerzeit ein Fassadenprogramm und der Abriss der Häuser Mittelstraße 45 und 47 beantragt. Letztere wurden, ebenso wie die Häuser Südstraße 27 und 28, im vergangenen Jahr abgerissen. Außerdem wurde die Erneuerung des Schulhofs der Grundschule Bösingfeld und die Aufwertung des Bereichs Südhagen begonnen.

Von einem &bdquo;Instrumentenmix“ sprach Marvin Rösch und erläuterte, welche Töpfe neben dem ISEK noch zum Tragen kommen, darunter zum Beispiel der Kommunale Entwicklungsfonds, mit dessen Hilfe Kommunen Problemimmobilien erwerben und wieder marktfähig machen können. Außerdem die Wohnraumförderung, mit der ukrainische Geflüchtete untergebracht werden können.

Aktuelles Beispiel: Das Haus Mittelstraße 32 , in dessen Umbau Fördermittel aus diesem Topf geflossen sind. In der vorletzten Ratssitzung wurde außerdem die Beteiligung am Gründungsprozess einer Interkommunalen Entwicklungsgesellschaft beschlossen. Dies resultiert aus der Regionale &bdquo;UrbandLand“ und den fünf Projektfamilien, aus denen auch die Schaffung einer interkommunalen Gesellschaft für die Wohnraum- und Ortskernentwicklung hervorgegangen ist.

Keine Ladenlokale im Erdgeschoss mehr Im Städtebauförderprogramm gibt es außerdem den Baustein &bdquo;Dauerhafte Umnutzung leerstehender Ladenlokale“. Bereits 2023 hatte Christiane Paulmann vom Büro ILB aus Rinteln in einer Sitzung des Bauausschusses erklärt, warum in Extertal auch dieses Thema eine Änderung des Bebauungsplanes &bdquo;Kerngebiet“ erforderlich macht. Denn der bisherige Plan stammt in seiner Ursprungsfassung aus dem Jahr 1980 und sieht vor, dass sich im Erdgeschoss der Gebäude jeweils ein Ladenlokal befindet. Das ist jedoch nicht mehr zeitgemäß.

Wo die Programme bereits zum Tragen gekommen sind, erklärte Marvin Rösch an einigen Beispielen. So wurden im Fassadenprogramm bereits acht Maßnahmen gefördert, sieben Maßnahmen sind bereits abgerechnet, eine befindet sich noch in der Umsetzung. Was die Umwandlung von Ladenlokalen angeht, so wurde ein Objekt bereits ohne Förderung umgewandelt, eins durch Wohnraumförderung und zwei mit Förderung durch das Regelprogramm Städtebauförderung abgerissen.

Sichtbar werden die Maßnahmen derzeit unter anderem am Gebäude Mittelstraße 32 und am Marktplatz. Die Gemeinde hat aber nicht weitere Objekte auf der Agenda. Darunter das Haus Mittelstraße 18, zu dem eine Klage rund um das Vorkaufsrecht läuft. Zur Nummer 23 befindet sich die Gemeinde bezüglich des Abrisses in Abstimmung mit dem Denkmalschutz, die Nummer 39 hat sie dank Vorkaufsrecht bereits erworben, Nummer 61 wurde mitsamt den Häusern am Marktplatz abgerissen. Das Grundstück soll weiterverkauft werden. Das Haus Nordstraße 9 wurde mittels Vorkaufsrecht erworben und an einen Investor verkauft, der es aktuell umbaut.

Am Samstag, 10. Mai, findet übrigens der Tag der Städtebauförderung 2025, ein bundesweiter Aktionstag unter dem Motto &bdquo; Lebendige Orte, starke Gemeinschaften“, organisiert vom Bundesbauministerium, statt. Ab 10.30 Uhr lädt dazu die Verwaltung ins Rathaus ein und plant unter anderem einen Rundgang durch den Ortskern mit Interessierten. Weitere Infos sollen bald auf der Homepage der Gemeinde einsehbar sein.

Transparenzhinweis: Der Artikel wurde um den letzten Absatz ergänzt.

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