Extertaler möchten Waldkindergarten einrichten

Extertal-Bösingfeld/Asmissen. Ein Waldkindergarten - das fehlt in Extertal. Dieser Meinung sind mehrere Extertaler, und auch Vertreter von Politik und Verwaltung sehen das so. Eine Initiative aus der Bürgerschaft hat dafür gesorgt, dass die Gemeinde Extertal bereits mit dem Kreisjugendamt zu der Sache im Austausch steht. Ein Knackpunkt könnte der geplante Kita-Neubau an der Pestalozzischule sein.

"Ein Waldkindergarten würde die Vielfalt in der Kita-Landschaft bereichern", sagt Solveig Kiss. Sie ist eine der drei Extertaler Mütter, die das Thema aufs Tapet gebracht haben. "Wir haben geträumt, eine Waldkita zu gründen." Denn solch ein Angebot wäre ein Faktor für Menschen, die erwägen, nach Extertal zu ziehen, sagt sie. Weil ihre älteste Tochter jetzt in den Kindergarten gekommen ist, hat sich die Waldorflehrerin mit dem Thema befasst. Ein Waldkindergarten, in dem die Mädchen und Jungen in erster Linie draußen in der Natur sind, soll es sein, weil er die Möglichkeit biete, "die Natur mit allen Sinnen zu entdecken und zu erforschen", wie es in einem Thesenpapier von Solveig Kiss und ihren Mitstreiterinnen Anne Kulasi und Annette Zimmermann heißt. "Gerade in unserer heutigen Zeit des Klimawandels ist es immens wichtig, im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung schon den kleinen Kindern die Liebe zur Natur nahezubringen", betonen die drei. Ein beheizbarer Bauwagen beispielsweise könnte als Unterkunft bei extrem schlechtem Wetter dienen.

Hohe Asch als Standort

Solveig Kiss' Mann Sebastian brachte das Thema als Grünen-Ratsmitglied in die Politik ein und stieß damit auf offene Ohren - auch in der Gemeindeverwaltung. Nach Angaben von Bürgermeister Frank Meier würde sich die Hohe Asch als Standort für eine Wald-Kita anbieten. Der Pachtvertrag für die dortige Festwiese, die der Heimat- und Verkehrsverein Bösingfeld als Eigentümer mit der Bibelgemeinde Barntrup geschlossen hat, laufe aus.

Toiletten häbe es ebenfalls auf dem Gelände am Aussichtsturm, wie Marco Wallenstein als zuständiger Fachbereichsleiter im Extertaler Rathaus sagt. Auch er betont, der Tenor sei, solch eine Kita könnte eine gute Ergänzung zu den bestehenden Angeboten sein. Weil die Politiker der Gemeindeverwaltung in der jüngsten Ratssitzung den Auftrag, das Thema mit dem Kreisjugendamt zu diskutieren, nahm Wallenstein Kontakt mit dem Kreisjugendamt auf, das versichert habe, das Thema zu prüfen.

Denn weil Extertal kein eigenes Jugendamt hat, trifft der Kreis die Entscheidungen: "Er legt anhand der Bedarfsplanung fest, wo neue Kitas entstehen", sagt Wallenstein. Im Gespräch für eine mögliche Wald-Kita sind 15 bis 20 Plätze. Die wichtigste Frage dürfte sein: Gibt es genug Kita-Plätze in Extertal? Zurzeit lautet die Antwort: nein. Doch wenn, wie berichtet, die neue Kita auf dem Gelände der ehemaligen Pestalozzischule an der Sternberger Straße kommt, wird sich die Lage ändern. Wallenstein hofft trotzdem auf grünes Licht vom Kreis, denn eine Wald-Kita sei keine Konkurrenz zu anderen Einrichtungen und bislang einzigartig in Extertal. "Ich glaube, die 15 bis 20 Plätze werden nachgefragt werden."

Abwarten der Anmeldezahlen

Um zu entscheiden, möchte der Kreis die Anmeldezahlen für das kommende Kitajahr abwarten, wie Lydia Penner aus der Kreis-Pressestelle auf LZ-Anfrage antwortet. Die Anmeldefrist für das nächste Kitajahr läuft noch bis Ende des Jahres. Deshalb werde sich erst Anfang kommenden Jahres zeigen, wie der Bedarf an Kitaplätzen für Extertal ist. Auf dieser Grundlage zeige sich dann auch, ob weitere Kitaplätze geschaffen werden müssen.

Kommen vom Kreis positive Signale, bräuchte es laut Kreis einen politischen Beschluss in Extertal. Danach würde der Kreis bei Trägern anfragen - etwa bei der AWO, den Johannitern oder der Stiftung Eben-Ezer. Letztere bringt Solveig Kiss ins Spiel, zumal Eben-Ezer bereits seit dem Sommer einen Waldkindergarten in Lüerdissen betreibt. Am Ende würde der Jugendhilfeausschuss des Kreises entscheiden, wer Träger wird. Das könnte im Übrigen auch eine Elterninitiative sein, so Wallenstein.

Dafür sind auch Solveig Kiss und Mitstreiterinnen offen. "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir weiter daran mitwirken", sagt sie. Selbst einen Verein zu gründen und Kita-Träger zu werden, würden sie in Betracht ziehen, wenn sich kein anderer Träger findet. Aber so weit ist es noch nicht.

Solveig Kiss zeigt sich jedenfalls überzeugt, dass der Bedarf an einem Waldkindergarten in Extertal da ist: "Nach dem zu urteilen, was ich an Rückmeldungen von Bekannten bekommen habe, auf jeden Fall."

Neue Kita an der Pestalozzischule

Dass die neue Kita kommt, ist bereits vom Kreis beschlossen. Träger wird das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD), das bereits die Kita an der Rintelnschen Trift betreibt. Bis zu vier Gruppen à 10 bis 25 Plätze sind dort vorgesehen. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Extertaler Kitas zurzeit "aus allen Nähten platzen", wie Marco Wallenstein, zuständiger Fachbereichsleiter im Extertaler Rathaus, sagt. So gibt es in der CJD-Kita an der Rintelnschen Trift seit Jahren eine zusätzliche provisorische Gruppe, die zurzeit im Container untergebracht ist und dann in die neue Kita wechselt. Mit den Überbelegungen der anderen Extertaler Kitas wird mit der geplanten Eröffnung zum August kommenden Jahres nach Wallensteins Worten voraussichtlich zwei bis drei Gruppen in der neuen Kita geben. Wallenstein: "Die Situation wird dann deutlich entspannter sein", was in seinen Augen einen Waldkindergarten nicht überflüssig macht.

Was die Kosten angeht, so ist die Gemeinde finanziell an allen bestehenden Kitas beteiligt. Es gibt Betriebskostenzuschüsse von Kreis und Land. Zwischen sechs und zwölf Prozent der Kosten muss allerdings der Träger schultern. In der Regel werde dieser sich dann an die Gemeinde wenden, erläutert Wallenstein.

Die neue CJD-Kita soll, wie berichtet, zum 1. August 2022 den Betrieb aufnehmen. Sie soll auf einem Teil des 20.500 Quadratmeter großen Geländes der ehemaligen Förderschule gebaut werden, der dann abgetrennt wird. Bauen soll das Gebäude ein Investor. Im Gespräch ist, dass er das ganze Gelände inklusive Schulgebäude kauft. In Letzterem sind zurzeit Flüchtlinge untergebracht. Sollte das etwa 50 Jahre alte Schulgebäude zugunsten des Baus von Eigentumswohnungen abgerissen werden, müsste die Gemeinde neue Räume für die Flüchtlingsunterbringung finden. Politische Beschlüsse zu diesen Themen gibt es noch nicht.

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