Verwaltung will in Almena keine „Tablette einwerfen“

Extertal-Almena . In der Gemeinde Extertal läuft zu viel Wasser ungefiltert in die Bäche. Das hat die Bezirksregierung beanstandet und fordert den Bau eines sogenannten Retentionsbodenfilterbeckens (RBF).

Der Bau würde eine Million Euro kosten und ist im 2018 beschlossenen Abwasserbeseitigungskonzept vorgesehen. Der Betrag wurde daher in den Haushalt eingestellt. Doch die Verwaltung hält das Becken für verzichtbar, wenn stattdessen die Kanäle erneuert würden.

Zustand ist schon länger bekannt In den Fokus rückt dabei die Hauptstraße im Ortsteil Almena. &bdquo;Wir brauchen neue Einleitungsstellen für Regenwasser, und die Hauptstraße ist die größte befestigte Fläche in Almena", sagt Pierre Pohl, Fachgebietsleiter Ver- und Entsorgung. Kanalaufnahmen von 2012 würden den sehr schlechten Zustand dokumentieren. Seither sei nichts passiert. &bdquo;In der Hauptstraße besteht daher dringender Handlungsbedarf." Bürgermeister Frank Meier ergänzt: &bdquo;Es ist nicht nur mit der schlechteste Kanal, er führt auch direkt zur Kläranlage."

Bei der Sanierung, für die das Geld des RBF plus geschätzt weitere vier bis fünf Millionen Euro gebraucht würden, soll in einem Zug aus dem Mischwasserkanal ein getrenntes System für Regen- und Schmutzwasser entstehen. Das entspreche dem heutigen Stand der Technik, sei sowieso fällig, besser für die Umwelt und werde in Bösingfeld bereits umgesetzt.

Anwohner sind besorgt Doch die Anwohner der Hauptstraße befürchten, dass durch die Trennung hohe Kosten auf sie zukommen, da sie auf ihren Grundstücken die Leitungen ebenfalls entsprechend umbauen müssten. So kamen etwa 30 von ihnen zur Sitzung des Umweltausschusses Ende vergangener Woche, bei dem Filterbecken und Kanalsanierung Thema waren. Die Bürger stellten viele Fragen, für die die Sitzung zeitweise unterbrochen wurde, und die die Verwaltung geduldig beantwortete.

Wie hoch die Ausgaben für die einzelnen Anwohner sein werden, darauf wollen sich Bürgermeister Meier und Fachgebietsleiter Pohl jedoch noch nicht festlegen: &bdquo;Das können wir erst sagen, wenn wir die vorhandenen Leitungen sehen." Die Verwaltung wolle aber versuchen, die Kanäle von den Privatgrundstücken in den öffentlichen Bereich zu ziehen.

Vorgehen ist alternativlos Eine wirkliche Alternative gebe es nicht, versicherten Meier und Pohl den Anwesenden. Derzeit gebe es durchschnittlich 60 Abschläge im Jahr im Überlaufbecken. Als Abschlag wird das Überlaufen bezeichnet – dann fließt das Wasser ungefiltert ins nächste Gewässer – in diesem Fall in die Alme. &bdquo;Und wir wissen nicht, wie belastet das Wasser ist", sagt Meier. Erlaubt seien nur 30 Abschläge im Jahr. Das zeige den Handlungsbedarf. Eine Strafzahlung für die Gemeinde sei möglich.

Die Bezirksregierung Detmold wollte daher, dass Extertal das Filterbecken baut. Pohl unterstreicht: &bdquo;Die Bezirksregierung hat uns damit die Pistole auf die Brust gesetzt. Wir machen das nicht freiwillig." Er ist der Auffassung, dass das RBF &bdquo;wie eine Tablette" sei, die man sich einschmeißt, die aber nicht die Ursache heilt. Selbst wenn das Becken gebaut würde, müsste der Kanal trotzdem erneuert werden. &bdquo;Wir haben die Kanäle in den vergangenen Jahren einfach vernachlässigt", meint Meier.

Straße soll auch direkt saniert werden Deswegen sei die Verwaltung mit dem Vorschlag, statt das RBF zu bauen, erst den Kanal zu sanieren und damit möglichst das Geld für das Filterbecken zu sparen, im September auf die Bezirksregierung zugegangen. Diese habe sich damit einverstanden gezeigt, wenn bis Ende 2022 ein entsprechendes Konzept vorliege. Weil das Ingenieurbüro IWA die betroffenen Kanäle bereits kenne, habe die Gemeinde mit dem Büro Kontakt aufgenommen. Es habe vorgeschlagen, das Konzept kostengünstig im Rahmen einer Masterarbeit ab April zu erstellen.

Weil es sich bei der Hauptstraße um eine Landesstraße handelt, wurde zudem der Landesbetrieb Straßenbau NRW kontaktiert. Die Straßenbauverwaltung würde die Hauptstraße, wenn sie sowieso aufgerissen werden muss, in einem Rutsch sanieren wollen, heißt es. Einen Ortstermin – mit dabei der Kreis Lippe – habe es bereits gegeben.

Bürgermeister will helfen Bis das erste Grundstück einen neuen Kanalanschluss bekomme, werde es voraussichtlich noch zwei Jahre dauern, so Meier. Bis dahin soll ein &bdquo;vernünftiger Plan" erstellt werden – inklusive einer Liste, wann welcher Eigentümer an der Reihe sein wird und wie viele Kosten auf ihn zukommen. An die Anwohner gewandt sagte der Bürgermeister: &bdquo;Alle Bürger sind eingeladen, uns eine Mail zu schreiben. Wir helfen ihnen, die Kosten zu ermitteln. Unsere Ingenieure fahren auch zu ihnen raus."

Die Extertaler Politiker waren von dem Vorhaben der Gemeindeverwaltung überzeugt und votierten bei zwei Gegenstimmen der FDP dafür.

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