Zur 800-Jahr-Feier: Bösingfeld blickt auf eine bewegte Geschichte zurück

Extertal-Bösingfeld. Bösingfeld ist Verwaltungssitz und größter Ort in Extertal. Und in diesem Jahr kann die nordlippische Ortschaft auf ganze 800 Jahre Geschichte zurückblicken. Ein Ereignis, das die Gemeinde zum einen feiern möchte, das sie aber zum anderen auch zum Anlass nimmt, einen Blick in die wechselvolle Historie zu werfen. Gemeindearchivar Wulf Daneyko hat nicht nur alte Fotos, sondern auch bedeutende Ereignisse herausgesucht und nimmt die Bösingfelderinnen und Bösingfelder so mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

Schriftlich erwähnt wurde Bösingfeld erstmals 1224, und zwar unter dem Namen &bdquo;Bosincvelde“. Über die Jahrhunderte wurden verschiedene Schreibweisen belegt. Im Archiv geht man allerdings davon aus, dass der Ort weitaus älter ist. Vermutlich hat die erste Ansiedelung dort schon in der Mitte des ersten Jahrtausends stattgefunden, als die meisten Dörfer mit der Endung &bdquo;-feld“ gegründet wurden.

Für die Herkunft des Ortsnamens gibt es unter den Sprachforschern zwei Erklärungen. Der Name Bösingfeld könnte von dem germanischen Personennamen &bdquo;Bōso“ oder &bdquo;Bōsi“ abstammen. Eventuell benannt nach dem ersten Ansiedler in dieser Gegend. Der Ortsname erklärt sich also als &bdquo;das Feld der Angehörigen des Bōso oder Bōsi“. Er könnte aber auch auf das Adjektiv &bdquo;böse“ zurückgeführt werden, das vom althochdeutschen &bdquo;bosi“ und vom germanischen “bausja“ hergeleitet wird. Deren Bedeutung ist &bdquo;gering, schlecht, übel, wertlos, schädlich“. Der Name würde demzufolge als &bdquo;schlechtes, wertloses Land oder Boden“ übersetzt oder für jemanden verwendet werden, der an einem minderwertigen Feld oder Ackerstück lebt. Das könnte ein Hinweis auf den in der Region schwer zu beackernden, steinigen Boden sein.

Viele Katastrophen Offiziell gegründet wurde Bösingfeld um 1252 von den Grafen von Sternberg. Der Ort liegt am Fuß der &bdquo;Hohen Asch“ und wird im Westen vom Fluss Exter begrenzt, daher auch der Name der Gemeinde. Der Grundriss der Gründung entspricht dem für das 13. Jahrhundert typischen Dreistraßenschema lippischer Gründungsstädte, schreibt Wulf Daneyko.

In seiner langen Geschichte wurde der Ort immer wieder von Katastrophen heimgesucht. Bei einer Fehde 1424 zum Beispiel wurden die gesamte Stadt, die Burg und die Kirche völlig zerstört. Fast 70 Jahre blieb Bösingfeld daraufhin unbewohnt. Erst 1492 wurden die Wohnstätten und die Kirche neu errichtet. Zwei Mal zerstörten außerdem Feuer den Ort. 1632 brannte er komplett nieder. Von der Kirche blieben nur die Außenmauern stehen. 1756 brach ein Feuer im westlichen Teil aus und zerstörte 44 Häuser. Hinzu kamen Seuchen, Epidemien und Unwetter. Dem mittelalterlichen Hexenglauben fielen 1654 und 1659 übrigens zwei Bösingfelder Frauen zum Opfer. Sie wurden der Zauberei beschuldigt und hingerichtet.

Ein neues Zeitalter begann dann 1884 mit dem Bau der ersten Wasserleitung. 1901 gab es erstmals Stromversorgung. 1896 wurde ein neues Pfarrhaus errichtet.

Juden waren zunächst gut integriert Dunkle Wolken zogen dann aber im Horizont auf, als 1914 der Erste Weltkrieg begann. Nach vier Jahren hatten bereits 145 Bösingfelder ihr Leben verloren. Insgesamt wanderten im 19. Jahrhundert etwa 20.000 Menschen aus Lippe nach Amerika aus, auch viele Bösingfelder verließen aus Armut ihre Heimat. Sie arbeiteten in erster Linie als Handwerker oder in bäuerlichen Betrieben. Aufgrund mangelnder Arbeit waren viele als Wanderarbeiter monatelang für Ziegelein unterwegs. 1887 gründete sich daher auch der Ziegelverein Bösingfeld. Die Briefe aus der Ferne kamen am 1908 neu errichteten Postamtsgebäude in der Mittelstraße (heute Dreimann) an. Unterdessen besuchten ihre Kinder die 1910 eingeweihte Volksschule an der Hummerbrucher Straße (heute Grundschule).

Nur kurze Zeit später hielten rechte Gesinnungen und Antisemitismus auch in Bösingfeld Einzug. Jüdisches Leben ist in Bösingfeld bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts dokumentiert. 1903 hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge in der Südstraße erbaut. In Bösingfeld waren Juden weitgehend integriert. Das änderte sich allerdings um 1920. 1930 gründete sich eine NSDAP-Ortsgruppe, die Verunglimpfung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger nahm immer weiter zu, 1939 begann schließlich der Zweite Weltkrieg. Was zuvor allerdings Fortschritte machte, war die Infrastruktur. 1926 wurde der Grundstein für ein neues Rathaus gelegt und mit dem Bau der Extertalbahn im Jahre 1927 wurde eine direkte Verbindung nach Barntrup und Rinteln geschaffen.

Im Zuge der kommunalen Neugliederung wurde Bösingfeld 1969 Bestandteil der neu gegründeten Gemeinde Extertal. Heute leben dort rund 4170 Menschen. Die Umgebung ist noch immer von Landwirtschaft geprägt, allerdings haben sich auch kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt. Auch die Verkehrsbetriebe Extertal haben ihren Sitz in Bösingfeld und schließen sich der Feier zum Ortsjubläum an. Denn das Unternehmen selbst feiert 100-Jähriges.

Bahnhofsfest am 7. und 8. September Beides wird am Samstag und Sonntag, 7. und 8. September, mit einem großen Bahnhofsfest gefeiert. Am Samstag geht es um 17 Uhr mit einem musikalisch begleiteten Aufmarsch der Schützen und der offiziellen Eröffnung los. Das Programm wird durch die Feuerwehr, das Sonneborner Blasorchester und ab 20 Uhr durch einen DJ auf die Beine gestellt.

Am Sonntag ist ein großer Familientag geplant. Um 10 Uhr startet ein Gottesdienst auf dem Betriebsgelände und ein Kindergottesdienst findet im Bus statt. Um 11 Uhr fahren die Oldtimer- und Schlepperfreunde mit ihren Fahrzeugen ein und neben den historischen Fahrzeugen präsentiert sich auch die Extertaler Feuerwehr mit ihrer Drehleiter zum Anfassen.

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