Warum Kükenbruch zwischen Tradition und Moderne schwebt

Extertal-Kükenbruch. Wer sich auf lippischem Terrain über Kükenbruch unterhält, landet relativ schnell in einer Kurve. Der Ort kurz vor Rinteln und damit am Rande des Kreisgebietes ist ein bekannter wie auch umstrittener Bikertreffpunkt. Natürlich hat das Dorf weitaus mehr zu bieten als nur Kennzeichen aus Diepholz, Minden, Paderborn oder Bielefeld.

Dorfplatz &bdquo;Am Laßbach“ avanciert zum Zentrum Der Dorfplatz &bdquo;Am Laßbach“ liegt in Rufnähe und ist für den Ort eine Art Zentrum geworden. Ilsemarie Büscher weiß zu berichten: &bdquo;Früher war es ein normaler Spielplatz, heute ist es wegen der Bachnähe schon fast ein Ausflugsziel für die Extertaler. Denn die Kinder können ihre Füße ins Wasser halten.“Mit 500 Mark aus der Gemeindekasse fing im Jahr 1986 die Planung für das Projekt in der Ortsmitte an. Ratsherr Horst Winewski, lange tot, hatte den Antrag auf den Weg gebracht. Malermeister Friedhelm Petri weiß noch, wie das Gelände in den 50er-Jahren nur aus Gärten bestand. Büscher fügt an: &bdquo;Und mit diesen 500 Mark wurden erst mal Bäume gepflanzt, die heute noch stehen.“ Das Straßendorf - ein Gegenstück wäre ein Siedlungsdorf - hatte ohnehin mit dem Thema Geld lange kein Problem. Die Anfang der 90er-Jahre geschlossene Ziegelei der Familie Hugenberg brachte über Jahrzehnte gute Steuereinnahmen in die Kasse.

Mittlerweile wird in Kükenbruch jeder Euro umgedreht, aber dafür hat man am Laßbach eine Toilettenanlage und eine Schutzhütte stehen. Bekannt ist das Areal für den &bdquo;Tag der langen weißen Tische“, den Glühwein im Advent, als Abschlussort bei Dorfsäuberungsaktionen oder für den Kinderflohmarkt. Und der bereits genannte Spielplatztourismus ist alles andere als eine Fata Morgana. Ulrich Kehmeier wohnt in der Nähe und bestätigt: &bdquo;Der Bach übt eine Anziehungskraft für Familien aus.“

Auch Abstriche sind zu verzeichnen Obwohl sich das alles latent idyllisch anhört, musste auch Kükenbruch in den vergangenen Jahrzehnten Abstriche im Dorfleben hinnehmen. Fußball wird ligamäßig nicht mehr im Ort gespielt, den Platz haben die Bogenschützen nunmehr in Beschlag. Grundschule oder Kindergarten sucht man vergebens, das läuft ein Dorf weiter in Silixen. Weiterführende Schulen sind vorzugsweise in Rinteln und Bösingfeld, die Busverbindung nach Niedersachsen, so Büscher, sei allerdings sehr gut.

Kurios geht es in Sachen Tod zu. Kükenbruch dürfte eines der wenigen Dörfer in Lippe sein, die zwar einen Friedhof haben, aber keine Kapelle. Was dazu führt, dass in alter Väter Sitte nach der Trauerfeier in Silixen ein Totenzug mit allen Trauergästen über die Verbindungsstraße startet. Wie früher gehen die Angehörigen als erste Gruppe hinter dem Leichenwagen samt Sarg Richtung Friedhof. Petri: &bdquo;Was auch dazu führt, dass der Autoverkehr warten muss.“ Beerdigungen sind übrigens oft in der Woche; der bekannte Silixer Manfred Stoller spielt die Orgel. Und das Ehrenamt schaut zudem über beide Schultern. Ilsemarie Büscher merkt an: &bdquo;Die Rasenpflege auf dem Friedhof hat eine Gruppe aus dem Sportverein übernommen, da dort ein Aufsitzrasenmäher vorhanden ist.“

In Sachen Glasfaser gehts voran Nur eine Randnotiz wert ist die Ausstattung mit Glasfaser oder die allgemeine Internetqualität. Büscher und Kehmeier bestätigen, dass die ganze Angelegenheit künftig voran gehen soll. 40 von 77 Gebäudebesitzern haben sich positiv bei der Sewikon zu den Anschlussplänen geäußert.

Erwähnenswert ist beim Thema Kükenbruch in jedem Fall das dereinst bekannte Ausflugslokal &bdquo;Bögerhof“. Nachdem es der Gutsbesitzer Hugenberg ersteigerte, steht das ganze Areal im Grunde unberührt an der Verbindungsstraße von Rinteln nach Barntrup und erlebt einen beispiellosen Verfall. Das gleiche Schicksal - vom Idyll zur Ruine - erlebt das ehemalige Landschulheim an der Straße nach Laßbruch.

Bliebe also zum Schluss nur noch einmal der Blick an den Anfang: Kükenbruch und die Motorradfahrer. Büscher, Petri und Kehmeier wollen nicht verheimlichen, dass die Haltung zu den ganzen Ausflüglern auf zwei Rädern im Ort auseinandergeht. Büscher fasst zusammen: &bdquo;Es ist wie mit vielen Dingen, die einen stört es, die anderen nicht. Das ist bei uns nicht anders.“

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