Die Egge bei Altenbeken erfüllt alle Kriterien für einen Nationalpark

Altenbeken. Schon seit Jahren wird um einen Nationalpark in der Region gekämpft. Und auch gestritten. Lange sollte es ein Nationalpark Senne sein, dann wurden auch die Naturschutzgebiete der nördlichen Egge mit hinein genommen. Doch seit dem Ukrainekrieg hat sich der militärische Stellenwert des Truppenübungsplatzes Senne für die Briten verändert. Nun konzentrieren sich die Befürworter des Nationalparks auf das Eggegebirge.

Dass die Chancen gar nicht mal so schlecht stehen und die Egge bestens dafür geeignet ist, das erklärten die beiden Vorsitzenden des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge, Hans Jürgen Wessels und Thomas Steinlein, den Mitgliedern des Umwelt-, Tourismus- und Kulturausschusses. Schließlich würde die Gemeinde Altenbeken mittendrin im geplanten Areal für den Nationalpark liegen.

&bdquo;Im Koalitionsvertrag steht, dass die Landesregierung bis 2027 einen zweiten Nationalpark in NRW ausweisen will. Konkret sind da drei bis fünf Gebiete in der engeren Auswahl. Für uns als Förderverein geht es nun um die konkrete Ausgestaltung der beschlossenen Ziele“, erklärte Wessels an seiner alten Wirkungsstätte. Er war 21 Jahre Bürgermeister der Eggegemeinde und kennt auch die Vorbehalte in Altenbeken und im Kreis Paderborn gegen einen Nationalpark.

"Es wird auch viel Falsches behauptet" Nicht nur um zu informieren, sondern auch um aufzuklären, bereisen er und sein Vorstandskollege derzeit viele Kommunen. &bdquo;Es wird auch viel Falsches behauptet“, meinte Steinlein. &bdquo;Es ist zum Beispiel völliger Quatsch, dass man dann nicht mehr den Wald betreten darf“, fügte der Ökosystembiologe, der Dozent an der Universität Bielefeld ist, an.

Auch gebe es keine Auswirkungen für die an den Nationalpark angrenzende Landwirtschaft und man dürfe auch weiter mit dem Rad durch den Wald fahren – denn wie auch in Naturschutzgebieten gelte in Nationalparks das Wegegebot. &bdquo;Zudem ist es unser Ziel, die Natur- und Artenvielfalt zu erhalten und sie auch erlebbar zu machen“, betonte Steinlein. Und das ginge am besten in einem Nationalpark.

Wessels verdeutlichte auch anhand von Kartenmaterial, dass die Egge ein &bdquo;schlüssiger und sinnvoller Naturraum“ wäre. Auf gut 10.000 Hektar Fläche, alles Eigentum des Landes NRW, soll der Park entstehen – 4500 Hektar davon sind bereits Naturschutzgebiet. Wessels stellte auch die vielen Eigenarten des Gebietes vor.

Die drei verschiedenen Klimazonen – westlich und östlich des Eggekamms sowie auf den Höhenlagen – seien besonders und würden viel Raum für unterschiedliche Lebensarten bieten. Auch einzigartig in Deutschland sei das rund 40 Kilometer lange Blockschuttband – mit dem Velmerstot und den Externsteinen als herausragende Punkte. &bdquo;Das ist ein wunderbarer Lebensraum für scheue Tiere und er kann so gut wie gar nicht bewirtschaftet werden“, so Wessels.

Auch die schwer vom Fichtensterben getroffenen Gebiete in der Egge seien kein Makel für die Bewerbung. Auf rund 3800 der 4500 Hektar großen Kalamitätsflächen wachse laut Wessels schon neuer Baumbestand. Laubbäume bekämen nun das nötige Licht seit dem die Monokultur verschwunden ist.

&bdquo;Es entsteht ein Mischwald, wir werden viel mehr Vielfalt als vorher bekommen“, unterstrich er das Positive. Zudem habe die Egge auch Hochheide, Moorgebiete, Karsthöhlen, viele Quellen und eine besonders schützenswerte Tier- und Pflanzenwelt zu bieten.

Forderung nach schlüssigem Wegekonzept &bdquo;Die Egge ist top geeignet für einen Nationalpark und alle im Bundesnaturschutzgesetz geforderten Kriterien liegen vor – ohne wenn und aber“, stellte der Vorsitzende des Fördervereins klar. Hermann Striewe, Fraktionsvorsitzender der CDU, gehörte vor gut zehn Jahren zu den Gegnern des Nationalparks.

&bdquo;Eine Mehrheit war damals dagegen. Aber da war auch noch die Senne mit im Gespräch“, sagte Striewe. Er forderte ein schlüssiges Wegekonzept, Lösungsansätze in Sachen Holtdeputat und eine klare Aussage, wie groß die Kernzone des geplanten Nationalpark sein wird. Und man müsse die Bevölkerung mitnehmen.

In die so genannten Kernzonen darf der Mensch nicht eingreifen, dort soll eine Wildnis entstehen. Laut Steinlein seien 50 Prozent der Gesamtfläche das Ziel. &bdquo;Das ist aber bei keinem Nationalpark bisher erreicht worden“, erklärte der Biologe. Jeder Nationalpark sei zudem ein Entwicklungsraum, der bis zu 30 Jahre brauche.

Hans Jürgen Wessels machte noch einmal deutlich, wie wichtig ein Nationalpark auch für die Region und Wirtschaft sei: &bdquo;Nationalparks sind auch ein touristisches Ziel und ziehen viele Besucher an. Davon können viele profitieren.“

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