Im Bad Meinberger Waldbad gibt es einen Sheriff in kurzer Hose

Horn-Bad Meinberg. Idyllisch am Waldrand gelegen, fällt die Liegewiese sanft zum Wasser hin ab. In der Regel bietet sie viel Platz zum Entspannen. Trotzdem kann es im Bad Meinberger Waldbad auch spritzig-rasant zugehen. Dann verspricht das Freibad an der Vahlhausener Straße erfrischende Abkühlung. Hervor hebt sich die große Rutsche - mit ihren 63 Metern Länge etwas Besonderes. Es ist das Reich von Schwimmmeister Thomas Roß, der die beiden großen Wasserbecken im Blick hat - und noch viel mehr.

600 Quadratmeter groß ist die Wasserfläche des Schwimmbeckens mit 1,80 bis 3,50 Metern Tiefe, 384 Quadratmeter das Nichtschwimmerbecken mit 0,80 bis 1,30 Meter Tiefe - die Zahlen hat der 54-Jährige sofort parat. An diesem Nachmittag ist es zwar warm, aber nicht so, dass Heerscharen von Kindern und Jugendlichen Abkühlung suchen. Die vielleicht zwei Dutzend Badegäste verteilen sich auf den großen Wiesen. Das Volleyballfeld wartet auf Spieler.

Fünfte Saison in Bad Meinberg Während des Gesprächs passt Ingo Ostheide als Schwimmaufsicht auf, dass nichts passiert . Marcel Funkemeier ist ehrenamtlich bei der DLRG engagiert und an diesem Tag ebenfalls da. Immer zwei des sechsköpfigen Teams sind vor Ort. Thomas Roß ist schon in der fünften Saison im Bad Meinberger Waldbad, davor war er 16 Jahre Rettungsschwimmer im Detmolder Freibad Schwarzenbrink. "Das passte hier, das ganze Team", erklärt er seinen Wechsel.

Der gelernte Bautischler ist "Mann für alles" auf dem Gelände. Als Betriebsleiter kümmert er sich auch um die Technik, die sich in einem Extra-Häuschen befindet. Die Schwimmbecken sind mit Quellwasser gefüllt, das im Frühjahr vom Bach für das Freibad abgezweigt wird. Es fließt in ein Bassin, das sich unterhalb des Schwimmmeisterhauses befindet. Von hier wird es ins Technikgebäude gepumpt und dort aufbereitet. Das Wasser fließt durch zwei Tanks mit zehn Tonnen Kies und wird so gereinigt. Anschließend wird Chlor zugesetzt - "das ist vorgeschrieben", erklärt Thomas Roß.

Hygiene wird großgeschrieben. Jeden Monat entnimmt das Veterinäramt Wasserproben, einmal im Jahr das Gesundheitsamt. Der Schwimmmeister entnimmt jeden Tag eine Wasserprobe und führt darüber ein Betriebstagebuch. Unter anderem werden der pH-Wert, Chlorgehalt, Eisen, Chlorid und Oxidierbarkeit gemessen. Bevor das Wasser wieder gesäubert den Becken zugeführt wird, kommt Flockungsmittel hinzu. Dadurch verklumpen Feststoffe wie Haare und können so besser im Sieb aufgefangen werden. Das Wasser im großen Schwimmbecken - 1258 Kubikmeter - wird zweimal am Tag gefiltert, das des kleineren vier Mal.

Ein Machtwort muss manchmal sein Was hat er sonst noch zu tun? Ein Machtwort sprechen, zum Beispiel. Oben an der Rutsche knubbelt es sich. Ein lauter Ruf genügt in diesem Fall, damit die Jungen nicht zusammenrutschen und mittendrin steckenbleiben. "Da quasselt man sich den Mund fusselig", sagt Roß. Die jungen Leute diskutierten heutzutage gern. Mitunter muss er schon mal laut werden. Er weiß, sich Respekt zu verschaffen. "Für mich ist das hier wie Urlaub", gibt Thomas Roß zu. Er schätzt das übersichtliche Gelände. 1000 Besucher waren es mal an einem heißen Sonntag - das ist bislang Spitze für dieses Jahr. Mehr Gäste sind es derzeit auch, weil noch das Eggebad in Horn geschlossen ist und auch Horner dann nach Bad Meinberg fahren.

Nächtliche Freibadbesucher haben allerdings in Bad Meinberg keine Chance. Der zweite Vorsitzende des Fördervereins Freibad Bad Meinberg, der Träger des Freibades ist, Dirk Hennemann, wohnt auf dem Gelände. "Wenn was klatscht, ist er ruckzuck da", verrät Thomas Roß. Ansonsten gilt es, mal eine Schürfwunde zu verarzten oder einen Bienenstich. "Es ist wirklich ein Familienbad", meint er. Doch etwas findet er gar nicht gut: wenn Eltern ihre Aufsichtspflicht nicht wahrnehmen. Es gebe Mütter und Väter, die setzten ihr Kind vor dem Freibad ab und ließen es dort allein, obwohl es nicht sicher schwimmen könne. Kürzlich erst beobachtete er ein Geschwisterpaar, sechs und zehn Jahre alt, das ohne Eltern im Bad war und ohne Schwimmflügel einfach ins tiefe Becken hinein wollte. Schwimmen konnten beide nicht - und waren im wahrsten Wortsinn mutterseelenallein.

Eltern müssen auf ihr Kind aufpassen "Das ärgert uns; Eltern müssen ihrer Aufsichtspflicht nachkommen", sagt Thomas Roß streng. Er erlebt auch, dass sich Mutter oder Vater zwar auf der Liegewiese befinden, sich aber dort sonnen oder nur mit ihrem Handy beschäftigt sind und nicht am Beckenrand auf ihr Kind aufpassen. Auch Rettungsschwimmer könnten nicht überall gleichzeitig hingucken, verdeutlicht Roß. Erst wenn Kinder sicher schwimmen könnten, dürften sie allein ins Wasser. Das gelte im Übrigen auch für das Planschbecken; Kleinkinder könnten schon in einer Pfütze ertrinken. Nicht immer zeigten sich Eltern einsichtig: "Da hört man sich auch mal blöde Sprüche an." Ein Schild vor den Schwimmbecken weist Eltern auf ihre Aufsichtspflicht hin.

Handys sind noch aus anderen Gründen im Fokus des Schwimmmeisters. "Wir müssen darauf achten, dass andere nicht fotografiert werden." Da geht es um den Personenschutz und persönliche Rechte. Da die Hecke zum Gehweg nicht ganz dicht ist, sind die Aufsichtspersonen auch hier wachsam. "Man ist hier Sheriff in kurzer Hose", witzelt Thomas Roß. Und das ist er gern.

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