Chronologie des Horner Pannen-Kreisels

Horn-Bad Meinberg. Der neue Kreisverkehr, der die Mittelstraße in Horn mit der Kampstraße verbindet, ist am 25. August für den Verkehr freigegeben worden. Seinen Bau hatten so viele Pleiten und Pannen begleitet, dass das Bauamt sich in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses an einer Aufarbeitung versuchte. Durchaus erfolgreich, wie Ausschussvorsitzender Patrick Pauleikhoff resümierte: "Es ist deutlich geworden ist, dass die Versäumnisse nicht bei der Verwaltung lagen. Gut, dass alles so transparent dargestellt wurde."

"Die Kreisverkehrsanlage weicht von der beschlossenen Ausbauplanung ab", heißt es schonungslos in der Ausschussvorlage. "Die Arbeiten haben den geplanten Zeitraum deutlich überschritten. Bis zum heutigen Tag sind noch Änderungen und Restarbeiten vorzunehmen." Der Kreisel war bei der Genehmigung des Fachmarktzentrum-Baus von der Politik vom Investor gefordert worden, um den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr gut abführen zu können. Während der Bauzeit beschwerten sich Anwohner über den Schleichverkehr durchs Wohngebiet , weil Autofahrer versuchten, die großräumig ausgeschilderte Umleitung der komplett gesperrten Mittelstraße zu vermeiden. Tierärztin Juliana Henkemeyer hatte Schwierigkeiten, ihre tierischen Patienten samt Begleitung zu empfangen , weil ihre Praxiszugänge mitten in der Baustelle lagen. Dazu kamen Baumängel, die die Bauzeit - und damit die Sperrung der Mittelstraße - deutlich verlängerten.

Zielplanung: Bauzeit ein Monat "Zielplanung war, durch eine Vollsperrung des Bereiches, den Bau innerhalb von etwa einem Monat durchzuführen", schreibt Bauamtsleiter Claus Rafael Müther in der Ausschussvorlage. Mit einem Baubeginn am 26. Mai waren daraus bis zur Verkehrsfreigabe tatsächlich ziemlich genau drei Monate geworden. Auch die jetzige kahle Ausführung weicht von der deutlich begrünteren Planung mit Zebrastreifen als Querungshilfe ab. "Mitteilung des Bauleiters, dass die Anpflanzung von Bäumen aufgrund einer Vielzahl von Leitungen und Kanälen nicht möglich ist", notiert Müther in einer Art Bauänderungstagebuch für das Datum 5. Juni. "Nur ein Baum in Höhe Mittelstraße 109 bleibt übrig. Die Ersatzpflanzungen durch den Vorhabenträger auf der Fläche des Fachmarktzentrums werden anschließend festgelegt." Auch der letzte verbliebene Baum steht unter keinem guten Stern. Heißt es doch schon am 13. Juni: "Ortstermin am Kreisverkehr mit ww-energie. Die Installation der Beleuchtung wird abgestimmt. Eine geplante erforderliche Lampe kollidiert mit dem verbliebenen Baum vor Haus-Nr 109, so dass auch dieser nicht gepflanzt werden kann."

Anfang Juli war dann aufgefallen, dass die Kreisel-Mitte entgegen der Pläne niveaugleich mit der Fahrbahn ausgeführt worden war. Autofahrer hätten also einfach geradeaus weiterfahren können. "Die Fehlerursache wird auf einen Kommunikationsfehler innerhalb der bauausführenden Firma zurückgeführt", notiert Müther für den Ortstermin am 5. Juli. "Die Stadt erklärt sich mit einfachen Nachbesserungen nicht einverstanden." Um den 12. Juli begannen die Arbeiten zum Abfräsen des Betonkerns. "Aufgrund der Sach- und Rechtslage wird seitens der Stadt eine Nachbesserung nach Stand der Technik akzeptiert", heißt es für den 20. Juli nach kontroversen Diskussionen über die Art und Weise der Nachbesserung. Die Nachbesserungsarbeiten beginnen schließlich am 24. Juli. Da ist der Kreisverkehr-Bau schon einen Monat im Verzug.

Kreis Lippe: Fußgängerüberwege so nicht möglich Am 1. August teilt der Kreis Lippe als Straßenverkehrsbehörde der Stadt dann mit, dass die geplanten Zebrastreifen sich so nicht realisieren lassen . "Die Mindestentfernung für eine Einsehbarkeit des Fußgängerüberwegs in der Kampstraße ist nicht gegeben. Bei einem Fußgängerüberweg in der Mittelstraße Richtung Westen ist der Abstand zwischen Außenring und Fußgängerüberweg zu groß", gibt Müther die Einwände des Kreises wieder.

Auf LZ-Nachfrage erklärt er, dass der Zebrastreifen maximal 5 Meter vom Kreisel entfernt sein dürfte, damit Autofahrer vor dem Zebrastreifen nicht zu viel Fahrt aufnähmen. In Horn sind es mehr als sechs Meter. Das habe das planende Fachbüro wohl übersehen. Bei einem Ortstermin mit Kreis, Stadt und Polizei entscheidet man sich schließlich, auf alle Zebrastreifen zu verzichten und stattdessen Tempo 30 auszuschildern.

Der Wegfall der Zebrastreifen hat weitere Auswirkungen, die Müther notiert: "Es muss nochmals geprüft, ob die taktilen Zeichen für Sehbeeinträchtigte geändert werden müssen, da kein Überweg mit Vorrang angelegt wird. Dem Vorhabenträger werden die Änderungen mitgeteilt, da die Schilder entsprechend neu zu bestellen sind." Die Prüfung ergibt natürlich: Die taktilen Zeichen müssen baulich angepasst werden.

Am 24. August werden endlich die Verkehrsschilder aufgestellt. Auch das läuft nicht ohne Pannen ab. "Am späten Nachmittag wird vom Fachbereich 3 festgestellt, dass noch Schilder fehlen bzw. ein falsches Schild aufgestellt wurde", berichtet Müther. "Über den städtischen Baubetriebshof (BBH) werden nach Möglichkeit Schilder kurzfristig bereitgestellt." Nach der Verkehrsfreigabe sind noch Restarbeiten offen: Ein zu kleines Zone-30-Schild muss gegen ein größeres ausgetauscht werden. Es fehlen noch Halte- und Parkbeschilderungen sowie eine Sitzbank mit Mülleimer.

Etwas grüner soll es auch noch werden. Müther: "Die Begrünung der Verkehrsinseln erfolgt durch Bodendecker über den Baubetriebshof. Höhere Büsche oder Bäume werden vom Kreis aufgrund der dann eingeschränkten Einsehbarkeit abgelehnt."

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