Kalletaler Landwirt setzt auf den Mohn

Kalletal-Hohenhausen. &bdquo;Wer deutschen Mohn haben will, der kommt an mir nicht mehr vorbei", sagt Landwirt Werner Klemme, der die Pflanze im Jahr 2020 erstmals im großen Stil angebaut hat ( die LZ berichtete ). Im ganzen Land gebe es nicht mehr als sieben Erzeuger, obwohl das Geschäft mit den kleinen schwarzen Samen durchaus lukrativ sei. Der Kalletaler will seinen Betrieb nun auf Backsaaten umstellen. Von der konventionellen Landwirtschaft habe er genug, sagt der Landwirt aus Dalbke.

&bdquo;Ich sehe in der konventionellen Landwirtschaft keine Zukunft mehr. Wir müssen mit Raps, Weizen und Gerste aus Bulgarien, Rumänien und Russland konkurrieren. Das geht nicht. Die haben ganz andere Standards als wir, unsere werden immer teurer sein", meint Werner Klemme. Auch er habe Getreide angebaut, aber festgestellt, dass er immer mehr Dünger und Pflanzenschutz einsetzen musste, um Schädlinge abzuhalten. Gleichzeitig wurden seine Erzeugnisse um die halbe Welt geschifft. &bdquo;Ich war Teil des Problems", sagt er rückblickend.

&bdquo;Wir wollten keine zehrenden Kulturen wie Mais und Zuckerrüben anbauen und haben auch nicht die entsprechenden Böden dafür", sagt der Landwirt. Außerdem sei sein Ziel, dass alles in einem Umkreis von 100 Kilometern bleibe: &bdquo;Denn Regionalität kann man nicht ersetzen." Daher habe er angefangen, mit Mohn zu experimentieren. Er baue eine spezielle Sorte an, die morphinfrei – also ohne Rauschmittel – sei und deshalb intensiver und nicht bitter schmecke. Das zeuge von Qualität. &bdquo;Wenn man langfristig Landwirt bleiben will, braucht man seine Nische und muss kreativ sein", zeigt er sich überzeugt.

Dabei wussten die Klemmes lange nicht, ob es mit dem Mohn klappt. &bdquo;Er ist ganz anders zu führen als andere Kulturen. Man darf absolut keine Fehler machen und muss viel Geduld aufbringen, denn die Pflanze wächst nur sehr langsam", erklärt der Landwirt. Beim Anbau hätten ihm alte Lehrbücher geholfen. Neuere Literatur finde man kaum.

Mohn zieht Touristen an Doch sein Mut wurde belohnt: Nach den Medienberichten im Sommer über die lilafarben leuchtenden Mohnfelder in Kalletal war das Echo groß. &bdquo;Seither vergeht kein Tag, an dem wir nicht über Mohn sprechen", sagt Klemme und muss lachen. Viele Bäckereien hätten sich bei ihm gemeldet. Es habe sogar Anfragen aus Bayern gegeben. &bdquo;Dass die Leute so darauf anspringen, hätte ich nicht gedacht." Klemme vermutet, dass es mit der &bdquo;Strahlkraft der Blüte" zusammenhängt.

Viele Menschen seien zu den Feldern gepilgert. Davon zeugen unter anderem zahlreiche Fotos in der lokalen Facebook-Gruppe. Er sei oft mit den Leuten ins Gespräch gekommen. &bdquo;Es freut mich, dass die Bürger wieder Interesse an der Landwirtschaft zeigen", sagt er und hofft, dass ein kleines Event zur nächsten Mohnblüte trotz Corona möglich sein wird. Auch andere Regionen würden touristisch vom Mohnanbau profitieren.

Lehrpfade an den Feldern geplant Birgit Hübner, Geschäftsführerin des Naturparks Teutoburger Wald/Eggegebirge, berichtet auf Nachfrage von Plänen zu mobilen Lehrpfaden an den Feldern. Und die Kalletaler Tourismus-Beauftragte Corinna Will könnte sich Veranstaltungen vorstellen.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Nach der Ernte sei die Arbeit erst richtig losgegangen, berichtet Werner Klemme. Für die Bäckereien müsse der Mohn fast zu 100 Prozent rein sein. Es dürften keine Verunreinigungen enthalten sein. Deshalb musste sich der Kalletaler Landwirt einen Spezialisten für die Reinigung der Samen suchen. Auch um eine Zertifizierung müsse er sich nun kümmern.

Dafür will er sich mit anderen Mohnanbauern zusammentun, denn das kostet Geld. Man habe sich bereits &bdquo;online getroffen". &bdquo;Ich bringe die Akteure zusammen und bin die treibende Kraft. Es ist viel bürokratischer Aufwand, macht aber auch Spaß", erklärt Klemme.

Ein weitere Herausforderung sei, dass Bäckereien für die Herstellung von Mohnkuchen, -stollen oder Germknödeln gemahlenen Mohn brauchen. Doch dieser sei nur drei bis fünf Tage haltbar. In kleinen Mengen könne er zwar im Hofladen in einer eigenen Presse hergestellt werden, doch die Bäckereien müssten selbst ran. Das sei für einige aber zu aufwendig. &bdquo;Viele schätzen aber auch, dass sie wissen, woher der Mohn kommt", meint der Landwirt, der nach eigenen Aussagen nun mit Großabnehmern verhandele.

Jetzt sind die Sonnenblumenkerne dran Mittlerweile habe er sich mit weiteren Landwirten aus der Region zusammengeschlossen, die nun auch ein paar Hektar Mohn anbauen. Im September habe man Wintermohn angebaut, der eine etwas dunklere Blüten hat als der Sommermohn, der aber auch wieder gepflanzt werden soll, so Werner Klemme.

Jetzt stelle sich ihm die Frage, was er noch anbauen könnte. &bdquo;Ich will künftig auch Sonnenblumen anbauen. Die Nachfrage für Leinsaat ist gestiegen, ebenso bei Buchweizen. Auch Hirse ist gefragt", spinnt Klemme Ideen für die Zukunft. Der Mohn sei für ihn nur Einstieg in das Backsaaten-Geschäft gewesen.

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