In Kalletal soll die Jugend mitentscheiden

Kalletal . Mitreden, mitentscheiden: Junge Leute wollen in der Politik eine Stimme haben und gehört werden, sind die Hertie-Stiftung und auch die Gemeinde Kalletal überzeugt. Deshalb hat sich die Kommune auf ein bundesweites, gefördertes Projekt beworben – und nun den Zuschlag erhalten.

Nicht zuletzt Fridays for Future habe gezeigt: Junge Menschen brennen für Politik. Doch was haben Jugendliche zu kommunalpolitischen Fragestellungen zu sagen? Wie denken sie über Themen, die ihr Leben direkt vor der Haustür prägen? Deshalb hat die gemeinnützige Stiftung das Projekt &bdquo;Jugend entscheidet – Das Hertie-Programm für innovative Kommunen" ins Leben gerufen. 115 Städte und Gemeinden haben sich beworben, zehn haben den Zuschlag bekommen, darunter auch Kalletal. Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren sollen in einem begleiteten Verfahren eine reale kommunalpolitische Entscheidung treffen, heißt es von Seiten der Stiftung. Anregungen, Ideen, Einschätzungen und Vorschläge der Jugendlichen sollen nun eine größere Anerkennung erfahren als bislang.

Denn: Wenn Kinder und Jugendliche ihre Ideen nicht einbringen dürfen, nicht ernst genommen werden, werden sie sich als Erwachsene nicht einbringen wollen, ist Kalletals Bürgermeister Mario Hecker überzeugt. Und viele Jugendliche wollten sich politisch einbringen, doch die Strukturen seien gerade in der Politik häufig eingefahren. Jugendliche bekomme man eher über Projekte, vor allem dann, wenn sie digital begleitet werden, so Hecker. Deshalb sei gerade die vom Projekt angesprochene Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen wichtig.

Und: &bdquo;Wir wollen sie nicht als Schüler, sondern als Bürger ansprechen." Deshalb werde nicht nur die Jacobischule einbezogen, jeder in dieser Altersgruppe – immerhin 581 Kalletaler – werde angeschrieben. Doch warum hat sich Kalletal beworben? Die Gemeinde ist &bdquo;Global Nachhaltige Kommune in NRW" und im Rahmen dieses Modellprojektes ist eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt worden – samt Maßnahmen. Und gerade da besteht laut Mario Hecker ein Schnittpunkt zum Projekt &bdquo;Jugend entscheidet".

Die Kalletaler Strategie beinhaltet neben den Themen Globale Verantwortung & Eine Welt, nachhaltige Mobilität sowie Ressourcenschutz & Klimafolgenanpassung auch lebenslanges Lernen & Kultur sowie soziale Gerechtigkeit & zukunftsfähige Gesellschaft. Und das Thema, bei dem die Jugendlichen entscheiden, soll zu einer der Maßnahmen der Nachhaltigkeitsstrategie sein.

Professionelle Begleitung für das Projekt

Was genau, werde noch erarbeitet. Denn Kern des Beteiligungsprozesses ist laut Hertie-Stiftung ein mehrteiliges Entscheidungsverfahren, in dem die Jugendlichen zunächst Themenvorschläge erarbeiten und Politik und Verwaltung im Anschluss dann eine konkrete Entscheidungsfrage vorbereiten. Über die stimmen zuerst die Jugendlichen und dann der Rat ab. Und ganz am Ende soll es laut Hecker ein Bürgerfest geben, bei dem die Jugendlichen dies noch einmal vorstellen.

Jede Kommune erhält laut Stiftung für das Projekt eine professionelle Prozessbegleitung. Die Jugendlichen werden zudem vom Verein &bdquo;Politik zum Anfassen" unterstützt. Für Veranstaltungen vor Ort gibt es zudem eine Finanzspritze von 5000 Euro. &bdquo;Wir sind überzeugt, dass Jugendbeteiligung nicht nur gut für die Kinder und Jugendlichen ist, sondern auch für die Kommunen, die auf diese Weise neue Einblicke und Ideen erhalten”, betont Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.

115 Kommunen aus ganz Deutschland hatten sich für die Teilnahme beworben, zehn wurden für das erste Projektjahr ausgewählt. Neben Kalletal sind aus NRW Warburg im Kreis Höxter sowie Windeck im Rhein-Sieg-Kreis dabei. Bis 2023 werden insgesamt 25 Kommunen aus ganz Deutschland teilnehmen. Insgesamt stellt die Hertie-Stiftung für das Programm eine Million Euro zur Verfügung. Ein kurzes Video zum Projekt gibt es auf YouTube:

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