Kalletal will Gewerbegebiet erweitern

Kalletal-Hohenhausen. Wir schreiben das Jahr 1996. Der Kalletaler Bürgermeister – damals noch ehrenamtlich – heißt Werner Dalpke und der Gemeindedirektor Klaus Fritzemeier, als der Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Echternhagen II seinen ersten Stempel bekommt. Jahrzehnte später wird dieser Plan in die Tat umgesetzt. Die Gemeinde möchte nach den Worten von Kämmerer Jens Hankemeier noch 2021 loslegen und am Ende vier Hektar zusätzliche Gewerbeflächen vermarkten.

Das Gewerbegebiet Echternhagen II ist zurzeit etwa zur Hälfte erschlossen. Es dockt östlich an Echternhagen I an, wo Firmen wie der Baustoffhandel Klocke, das Möbelhaus Kramer, BaSys oder HMS Maaß zu finden sind. Wer weiter über die Straße Am Kreuzweg fährt, kommt nach Echternhagen II. Dort baut zurzeit etwa die Familie Klemme eine Mosterei. In der Mitte hat der Autozulieferer Hepu seinen Sitz, und auf einem etwas abschüssigen Grundstück ist ein Solarpark entstanden ( die LZ berichtete ). Aktuell hat die Gemeinde weitere Grundstücke verkauft, unter anderem an eine Spedition mit 10 bis 15 Fahrzeugen. Die Firma will nach Kalletal ziehen und hat ein 3600 Quadratmeter großes Areal erworben.

Für die Gemeinde Kalletal ein Zeichen dafür, dass der Bedarf an Gewerbeflächen da ist. &bdquo;Die Nachfrage nimmt nach meinem Eindruck zu", sagt Kämmerer Hankemeier. Das liege zwar vielleicht auch daran, dass anderswo keine Flächen mehr zu haben seien. Aber Hankemeier und Bürgermeister Mario Hecker glauben, dass auch viele Firmen die gute Verkehrsanbindung des Gewerbegebiets erkannt haben: Bis zur A 2 seien es nur 15 Minuten. Damit seien das Ruhrgebiet und Hannover schnell zu erreichen. Zügig sei man auch in Rinteln. Überdies gebe es eine Lkw-Tankstelle auf dem Areal. Und sollte einmal die Hohenhauser Umgehungsstraße kommen, hätte Echternhagen II eine Top-Anbindung.

Grünschneise für die Umgehungsstraße Denn: Echternhagen I und II trennt eine Grünschneise, die für den Bau der Bundesstraße 238 n freigehalten wird. Die Auf- und Abfahrt läge nach bisherigen Planungen an der Herforder Straße, also sozusagen um die Ecke. Der östliche Teil des Gewerbegebiets wird über Echternhagen I und die gleichnamige Straße zu erreichen sein. Apropos Straßenbau: Im neuen Teil wird nach den Plänen der Gemeinde der bislang nur im Norden fertige Ring der Straße Am Kreuzweg geschlossen. Für Straßen- und Kanalbau sind 2021 und 2022 etwa 1,25 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Auch ein Regenrückhaltebecken Richtung Wohngebiet mit seinen Straßen Im Bruchkamp, Langer Acker und der Wiesenstraße ist geplant.

In diese Richtung würden dann außerhalb der Ringstraße weitere Gewerbeflächen entstehen. Der Gemeinde Kalletal gehört bislang ein Teil des Bodens. Der komplette innere Teil des Rings – 1,6 Hektar – ist bereits seit Jahren an eine benachbarte Firma verkauft, die damit Erweiterungsmöglichkeiten hat. Die Erschließung des Rests soll 2022 fertig werden. Die Erweiterung von Echternhagen II sei sinnvoll: &bdquo;Wir haben sonst keine Gewerbegrundstücke mehr." Für die neuen Flächen gebe es schon Interessenten. Ob es zum Vertragsabschluss komme, sei offen, aber: &bdquo;Wir führen vielversprechende Gespräche."

Echternhagen als Wasserstoff-Standort Im Projekt &bdquo;HyDrive OWL" geht es an die Erarbeitung des Feinkonzepts. Dabei wird auch genauer untersucht, wie sich das Gewerbegebiet Echternhagen für die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger eignet. Wie berichtet, beteiligt sich der Kreis Lippe mit der Stadt Bielefeld und dem Kreis Minden-Lübbecke an dem Projekt. Kalletals Bürgermeister Mario Hecker geht davon aus, dass im Feinkonzept Echternhagen als möglicher Standort stehen wird, wie er in der jüngsten Sitzung des Kalletaler Umweltausschusses sagte. Durch Echternhagen verlaufen die Einspeiseleitungen der Windräder vom Rafelder Berg. Auch der Solarpark könnte eine Rolle spielen. Kann es eine Wasserstoff-Tankstelle geben? &bdquo;Das könnte ein Vermarktungsvorteil für das Gewerbegebiet sein", sagte Hecker. Auch die Frage, ob der Bürgerbus einmal mit umweltfreundlichem Wasserstoffantrieb per Brennstoffzelle und mit regenerativ erzeugtem Strom fährt, könnte eine Rolle spielen. Der Verein muss 2022 ein neues Fahrzeug anschaffen.

Regionalplan: Gemeinde will mehr Klarheit Manche Nachbarkommune dürfte die Gemeinde Kalletal darum beneiden, dass sie in Echternhagen II noch Vorräte bei den Gewerbeflächen hat. Denn andernorts ist nichts mehr verfügbar. Wie es mit neuen Gewerbegebieten weitergehen kann, gibt der neue Regionalplan vor. Dieser wird zurzeit neu erarbeitet. Viel dreht sich in der aktuellen Diskussion um den Wunsch, neue Wohn- und Gewerbegebiete zu erschließen – und um die Kehrseite: den Flächenverbrauch.

Kalletal hat zum Regionalplan-Entwurf eine Stellungnahme gegenüber der Bezirksregierung abgegeben. Tenor: Wir brauchen weitere Entwicklungsmöglichkeiten in Sachen Wohnen und Gewerbe.

Nach den Worten von Bürgermeister Mario Hecker sind einige Formulierungen im Entwurf des Regionalplans nicht eindeutig: &bdquo;Wir hätten gerne an bestimmten Stellen konkretere Formulierungen. Manches kann man so oder so verstehen." So habe die Gemeinde Kalletal bei der Wohnbaufläche eine Reserve von 68 Hektar dank ihrer eigenen vorhandenen Bebauungspläne. &bdquo;Zugestanden werden uns im Regionalplan etwa zehn Hektar." Und es heiße, dass zuerst Baulücken zu schließen seien. Das wären nach Heckers Rechnung in etwa zehn Hektar. &bdquo;Sind mit den zehn Hektar also nur die Baulücken gemeint? Wenn ja, würden Kalletal enorme Entwicklungsmöglichkeiten genommen", zeigt sich der Bürgermeister überzeugt. Vieles, was bislang nach Baulücke aussehe, sei indes bewusst nicht bebaut.

Ähnlich beim Gewerbe: Elf Hektar Kontingent (ohne Echternhagen II) werden der Gemeinde für die Erweiterung zugestanden. Gewerbegebiete gibt es auch in Langenholzhausen, Erder und Lüdenhausen. &bdquo;Wir glauben, dass die elf Hektar nicht reichen", sagt Hecker. Die Gemeinde bitte um ein größeres Kontingent.

Klärungsbedarf gibt es schließlich auch beim Thema Windkraft im Wald. Ist sie dort zulässig?, fragt Hecker. Im Regionalplanentwurf heiße es, Waldgebiete dürften genutzt werden, wenn ein Bedarf nachgewiesen sei. &bdquo;Was ist der Bedarf einer Gemeinde an Windkraft?" Auch das sei unklar. Der Gemeinderat hat die Stellungnahme zum Regionalplan einstimmig verabschiedet.

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