Darum liegen die Besitzer der Langenholzhauser Wassermühle im Clinch mit der Gemeinde

Kalletal-Langenholzhausen. Sie ist das Wahrzeichen von Langenholzhausen: die historische Wassermühle im Ortskern. 2015 abgebrannt , haben die jetzigen Besitzer Evelin Pieper und Christian Otto sie in Eigenarbeit größtenteils wieder hergerichtet, planen, ein kleines Heimatmuseum einzurichten. Jetzt aber gibt es Streit mit der Gemeinde. Der Grund: Diese plant, im Ort Hochwasserschutzmaßnahmen vorzunehmen. Und die könnten Veränderungen am Mühlengraben mit sich bringen. Das Paar fürchtet um den Denkmalwert der historischen Mühle und fühlt sich von der Gemeinde vor den Kopf gestoßen. Es hat eine Bürgerinitiative gestartet, und eine Petition hat nach Angaben der beiden schon mehrere hundert Unterschriften.

Sollte die derzeit favorisierte Variante umgesetzt werden, würde der Mühlgraben zum Hauptlauf und deutlich vertieft werden, mittels einer Sohlgleite würde der Zufluss im Hochwasserfall reguliert werden. Pieper und Otto befürchten, dass im Zuge dessen nicht nur das unter Denkmalschutz stehende Mühlenbecken entfernt werden würde, sondern dass auch das Mühlrad, weil es nicht mehr angetrieben werden kann, Schaden nimmt. Mit dem wollen beide eigentlich Strom erzeugen, der Generator sei funktionsfähig und müsse nur angeschlossen werden. "Wenn der Mühlgraben auf 3,50 Meter vertieft wird, sind außerdem Sicherheitszäune erforderlich", sagt Evelin Pieper, die sich gleichzeitig fragt, wer finanziell für die Installation aufkommt.

Wasserrecht fehlt "Wir haben hier alles in Eigenleistung instand gesetzt", ergänzt Christian Otto. Für das Paar sei die Mühle nur ein Kostenfaktor. "Wir selbst haben ja erst mal nichts davon. Wir möchten sie aber gerne für den Ort erhalten." Größter Punkt dabei: das Dach. Ein erster Förderantrag, den beide gestellt hatten, hatte seinerzeit keine Berücksichtigung gefunden. Nun hoffen sie, dass es im zweiten Anlauf klappt. Dafür sei aber ein Statikgutachten nötig gewesen. "Warum?", fragt Pieper. Ein Architekt habe immerhin bestätigt, dass diese beim Brand nicht beschädigt worden sei. Man will ihnen Steine in den Weg legen, vermutet das Paar und bezieht sich auch auf den damaligen Verkauf des Müllerhauses.

Ursprünglich wollte die Gemeinde das Gebäude, das das Paar seinerzeit als Wohnhaus erworben hatten, kaufen und zugunsten des Hochwasserschutzes und der Freiraumgestaltung abreißen lassen. Weil das letztlich nicht geklappt hat, gebe es nun Querelen mit der Gemeinde, die das Paar auch immer wieder auf ihr fehlendes Wasserrecht hinweise. Das ist aber nötig für den Betrieb des Mühlrades.

"Wir möchten das Wasserrecht gerne wieder neu beantragen und sofern der natürliche Bachverlauf so bleibt wie bisher und nicht die geplanten Hochwasserschutzpläne im Wege stehen würden, wäre eine Wassernutzung möglich", erklärt Pieper. Erst müsse aber klar sein, was an der Mühle seitens der Gemeinde genau geplant ist. Doch darüber informiere diese die Anwohner nicht, kritisiert sie.

Gemeinde weist Vorwürfe zurück Bürgermeister Mario Hecker habe durchaus Verständnis für die Sorgen der Anwohner. Gleichzeitig hält er die Diskussion aber für viel zu verfrüht: "Wir haben einen Entwurf vorliegen, der jetzt erst mal geprüft und politisch beschlossen werden muss." Eine tatsächliche Entwurfsplanung werde es erst in ein bis zwei Jahren geben. Dann erst sei auch der Zeitpunkt für die Bürgerbeteiligung, bevor überhaupt die Ausführungsplanung beginnt. "Sollte sich ergeben, dass die favorisierte Variante nicht funktioniert, müssen wir eben umdenken", sagt der Bürgermeister. Zudem habe es jedem freigestanden, die betreffenden Ausschusssitzungen zu besuchen. Immerhin sei das Thema seit 2019 aktuell.

"Wir haben uns im Smart-City-Projekt zum Frühwarnsystem die Situation in Langenholzhausen genau angesehen", erklärt Hecker und weist darauf hin, dass auch in Lüdenhausen und Kalldorf Maßnahmen im Sinne einer ganzheitlichen Planung, also entlang der Osterkalle beziehungsweise der Kalle, auf den Weg gebracht wurden. "Wir sind dazu verpflichtet, den Hochwasserschutz voranzutreiben", stellt der Bürgermeister klar.

Dass die Gemeinde das Müllerhaus seinerzeit nicht kaufen konnte, habe daran gelegen, dass die damalige Besitzerin plötzlich 20.000 Euro mehr haben wollte. Für diese Mehrkosten hätte die Gemeinde aber keine Förderung bekommen. "Die Gemeinde hätte sich dann politisch rechtfertigen müssen, warum sie das Haus überpreisig erworben habe." Dass die Gemeinde dem Paar absichtlich Steine in den Weg legen möchte, weist Hecker unterdessen entschieden zurück.

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