Praxis-Schließung Dr. Rossknecht: Suche nach neuem Arzt läuft auf Hochtouren

Kalletal-Hohenhausen. Es hat nicht geklappt, einen Nachfolger für die Hohenhauser Praxis von Dr. Michael Rossknecht , der im März plötzlich verstorben ist, zu finden. Allen Mitarbeitern wurde gekündigt. Der Vertrag mit einer angestellten Ärztin läuft Ende September aus. Für die hausärztliche Versorgung in Kalletal ist das eine schlechte Nachricht. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe arbeitet derzeit aber mit Hochtouren an einer Lösung und sieht viel Potenzial am Standort.

Der potenzielle Nachfolger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will und dessen letzter Tag in der Praxis am 30. Juni ist, sagt: "Für die Patienten tut es mir leid." Eine von ihnen ist Anne Schröder, die sich bei der LZ gemeldet hat: "Wir als Patienten sind tief getroffen. Die beiden anderen Ärzte in Hohenhausen gehen schon auf die 70 zu und nehmen keinen mehr auf." Bernd Jung meint: "Es herrscht Panik bei den Patienten." Am Mittwoch habe er in der Schlange vor der Praxis gestanden, weil sein 87-jähriger Vater wichtige Medikamente vorm Urlaub braucht. Ihm sei gesagt worden, dass keine Rezepte mehr ausgestellt würden.

Versorgung liegt bei 80 Prozent Die Mitarbeiter wissen selbst nicht, wie es ab kommender Woche weitergeht. Sie haben daher einen Brief an die KVWL und an Bürgermeister Mario Hecker geschrieben. Der sagt: "Die Verwaltung hat nach dem Tod von Dr. Michael Rossknecht sehr intensive Gespräche mit allen geführt und sich sehr für den Nachfolger eingesetzt, der seinen Zulassungsantrag vergangene Woche plötzlich zurückgezogen hat. Nachdem ich das erfahren habe, habe ich alternative Räume aufgezeigt. Mehr können wir als Verwaltung nicht tun. Ob es an anderer Stelle weitergehen kann, weiß ich nicht." Jetzt sei die KVWL gefordert, die eine ausreichende ärztliche Versorgung sicherstellen soll.

Von deren Pressestelle heißt es: "Die Bemühungen, die medizinische Versorgungslage im Kalletal weiter zu sichern, laufen auf Hochtouren. Dazu stehen wir im engen Austauscht mit allen beteiligten Personen." Kalletal und Lemgo werden, was Hausärzte angeht, zusammen betrachtet. Hier liegt der Versorgungsgrad derzeit bei 80 Prozent, ab 75 Prozent wird geprüft, ob eine Unterversorgung droht.

Derzeit könnten sich hier zehn weitere Allgemeinmediziner niederlassen. Gleichzeitig seien 48 Prozent der Hausärzte beider Kommunen über 60 Jahre alt. Daher befinden sich Kalletal und Lemgo im Förderverzeichnis der KVWL, einer Art Frühwarnsystem für drohende ärztliche Versorgungsprobleme in naher Zukunft. Ärzte, die sich in einer der aufgeführten Kommunen niederlassen möchten, können besondere finanzielle Unterstützungen bekommen.

"Kalletal ist ein guter Standort" Dr. Hans-Christian Körner, Leiter der KVWL-Bezirksstelle Detmold, sagt dazu: "Wenn man sich als Arzt niederlassen möchte und Bock aufs Land hat, dann ist Kalletal ein sehr guter Standort. Es gibt Fördermittel, die wirtschaftliche Situation dort ist gut, die Mieten sind niedrig und die Kollegen sehr nett. Was will man mehr?" Er sei daher optimistisch, dass auch aufgrund des großen Engagement der Gemeinde und der KVWL neue Ärzte gefunden werden.

Allen Patienten, die nun dringend einen Arzt oder wichtige Medikamente benötigen, rät er, die umliegenden Praxen anzurufen. "Unter Umständen müssen die Personen weitere Wege in Kauf nehmen. Eine Übersicht aller Haus- und Facharztpraxen gibt es im Internet auf www.kvwl.de/arztsuche

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