Monocab-Fans „gehen durch die Decke“

Bielefeld/Kreis Lippe. Riesenjubel bei der Landeseisenbahn Lippe und der Technischen Hochschule OWL: Landesverkehrsminister Hendrik Wüst hat ihnen und den weiteren Partnern FH Bielefeld sowie Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) Lemgo gestern in Bielefeld vier Förderbescheide über 3,6 Millionen Euro für die Entwicklung der Monocabs überreicht.

Thorsten Försterling von der Monocab-Ideenschmiede Landeseisenbahn Lippe stellte klar: Eine Lösung für den Individualverkehr der Zukunft müsse gut und einfach sein – &bdquo;und sich wie selbstverständlich anfühlen". Die Idee dazu ist nun belohnt worden: &bdquo;Wir sind alle glücklich und zufrieden, wir stecken voller Energie. Darauf haben wir seit Jahren hingearbeitet", sagte Jochen Brunsiek vom Verein Landeseisenbahn. Bei der Präsentation des neuen Videos seien die Anwesenden im Ringlokschuppen &bdquo;durch die Decke" gegangen. &bdquo;Es gab tosenden Beifall."

200.000 Euro Förderung

Auf den Verein entfallen 200.000 Euro der Fördersumme. Und was passiert mit dem Geld? &bdquo;Das ist für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Das heißt, wir finanzieren eine Stelle und bereiten uns beispielsweise für eine Präsentation bei der Weltausstellung Mobilität im kommenden Jahr vor", sagte Brunsiek. Die beiden Monocab-Prototypen sollen 2022 fahren – zunächst in einer Halle, dann auf einem 200 Meter langen Stück auf der Extertalbahn von Bösingfeld in Richtung Rinteln. In einem dritten Schritt geht es auf die Strecke der Begatalbahn, mithin also über Bahnübergänge. Die Förderung aus Düsseldorf ist toll, aber sie soll noch nicht alles sein. Der Verein hätte gern noch &bdquo;Akzeptanzforschungsmittel", also Gelder, mit denen der Nutzermarkt sondiert werden kann. Wer würde wann wohin mit dem Monocab fahren? Es ist geplant, Zuschussmöglichkeiten bei Land und Bund zu sondieren. Doch zunächst wird gefeiert, beim Verein knallte gestern mehr als nur eine Sektflasche.

Hochzufrieden ist auch die TH OWL. Professor Stefan Witte sagt, die TH freue sich mit den vielen Partnern auch aus der Forschung und der Wirtschaft. &bdquo;Jetzt gilt es, zu zeigen, dass die Monocabs sicher, zuverlässig und bezahlbar zu realisieren sind", sagte er am Abend. Die Prototypen würden nun mit Partnern aus der Industrie gebaut – auch mit solchen, die über Technologie-Erfahrung im Bahnbereich verfügten.

Minister Wüst lobte: &bdquo;Hier werden Ideen und Projekte für die Mobilität der Zukunft entwickelt." Die Projektpartner leisteten einen wichtigen Beitrag. Die Monocabs sind auch ein Projekt der Regionale 2022. Deren Leiterin Annette Nothnagel: &bdquo;Gerade in ländlichen Räumen können die Monocabs als On-Demand-Verkehr den fehlenden Lückenschluss zum Regional- und Fernverkehr schaffen. Diese innovative Idee der Landeseisenbahn Lippe soll nun umgesetzt werden."

Revolutionärer Realismus Kommentar von Till Brand

Geben Sie es zu: Auch Sie haben die Idee belächelt, auf den nahezu stillgelegten Gleisen östlich von Lemgo selbstfahrende Einschienenwaggons im Paternoster-Prinzip verkehren zu lassen. 3000 Euro und der Mobilitätspreis hier, Geld für eine Vorstudie da – doch jetzt kommt mit Verkehrsminister Wüst der Riesen-Scheck: Als Regionale-Projekt werden die &bdquo;MonoCabs" mit 3,6 Millionen Euro angeschoben. So viel Geld macht man nicht für Hirngespinste locker. Die Zukunft klingt toll: Als Pendler aus einem Dorf vor den Toren Lemgos rufe ich künftig per App einen Taxi-Zug – jederzeit und fahrplanunabhängig –, statt tagein, tagaus wie Tausende zu pendeln. Das wird den Verkehr revolutionieren – und dürfte nebenbei ein Plus für die Verkehrswende sein, die nicht nur unsere Wälder so dringend brauchen.

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