Hans Brinkmann nimmt nach 41 Jahren im Kreistag seinen Hut

Kreis Lippe . Er ist quasi der Dinosaurier unter Lippes Kommunalpolitikern: Der Oerlinghauser Hans Brinkmann wird dem neuen Kreistag nicht mehr angehören. Aber er hält auch so schon einen einsamen Rekord, hat er doch 41 Jahre lang ununterbrochen im Kreistag gesessen – wenn auch für drei verschiedene Parteien.

1979 kam Hans Brinkmann erstmals als ordentliches Mitglied in den Kreistag, damals noch für die SPD. Doch an der Kreispolitik hatte er als Jugendvertreter bereits 1964 geschnuppert: &bdquo;Da war ich 22", zu jung, um regulär gewählt zu werden. Doch der Schuhmachersohn war bei den Falken aktiv, der Jugendorganisation der SPD.

Zu den Falken nahm den 1942 in Oerlinghausen geborenen Hans ein Schulfreund mit, und er trat ein, auch wenn sein konservativer Vater &bdquo;ein halbes Jahr brauchte, um zu unterschreiben. Da hatte meine Mutter mir schon das blaue Hemd genäht."

Ehrgeiz liegt ihm im Blut Ideologie war bei den Falken selbst im roten Oerlinghausen kein Thema. &bdquo;Was wir lernten, war vor allem Demokratie." Im Zeltlager konnten sich die Kinder ausprobieren, sich selbst organisieren, das prägt.

Einen überzeugten Sozialdemokraten machte das allerdings nicht aus ihm. Mit dieser &bdquo;Klassenpartei" hatte er es eigentlich gar nicht, aber als Vorsitzender des Falken-Unterbezirks kam er irgendwann nicht mehr drumherum: &bdquo;Im März 1964 bin ich dann SPD-Mitglied geworden. Und wurde bei der Generalversammlung gleich in den Vorstand gewählt."

Ehrgeiz liegt ihm im Blut, auch beruflich: &bdquo;Aber ich war auch faul, darum habe ich es zunächst nicht weiter als bis zur Volksschule gebracht." Gleichwohl machte er Karriere, als Maschinenschlosser, dann als Techniker, und schließlich sattelte er noch mal komplett um und wurde Sparkassenbetriebswirt. Zahlen sind sein Ding, waren es immer schon.

&bdquo;Ich hab den Laden ganz schön aufgemischt" &bdquo;Ich habe ja immer gedacht, ich könnte den Sozis den Umgang mit Geld beibringen, aber das ist mir leider nicht gelungen.", seufzt er. Das sieht er übrigens auch ganz aktuell so angesichts der Corona-Krise. Jetzt sei nicht die Zeit, um zu sparen, sondern zu investieren: &bdquo;Man muss antizyklisch arbeiten, dann überstehen wir das auch."

Hans Brinkmann steht zu seinen Überzeugungen und weiß, dass er sich mit seiner kantigen Art in all den Jahren in der Politik nicht nur Freunde gemacht hat. &bdquo;Ich hab den Laden ganz schön aufgemischt, und ich wusste immer genau, was ich wollte, war den anderen immer einen Schritt voraus. Beliebt war ich bestimmt nicht, aber ich wurde immer wiedergewählt."

Letzteres stimmt wahrlich: 35 Jahre war er Mitglied des Oerlinghauser Rates, 16 Jahre Chef des SPD-Stadtverbandes und zwölf Jahre SPD-Fraktionschef. Damit war es allerdings vorbei, als er 2001, also nach 37 Jahren Mitgliedschaft, aus der Partei austrat. &bdquo;Das war, als der NATO-Doppelbeschluss gekippt und Helmut Schmidt geschasst wurde. Das war einer unserer Besten."

Er saß am Hebel, und das gefiel ihm außerordentlich gut Doch der Politstratege wusste seine Position zu sichern, selbst wenn er nicht mehr zu den Genossen zählte: Er gründete kurzerhand in Oerlinghausen die Freie Wählergemeinschaft und lief auch im Kreistag über. Dort erhielten die Freien Wähler mit dem dritten Mann plötzlich Fraktionsstatus. Und in der Folge kippte die Mehrheit im Kreistag von der Ampelkoalition zur CDU-FWG-Allianz.

Der Überläufer machte sich nicht gerade beliebt, doch er steht dazu: &bdquo;Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich ja keine Kommunalpolitik mehr machen können." Er habe &bdquo;ein, zwei hässliche Leserbriefe" bekommen, und manch ein Genosse halte ihn sicher immer noch für einen Verräter. Doch er glaubt, dass der Erfolg ihm Recht gegeben hat. &bdquo;Schließlich wurde ich auch für die Freien Wähler wiedergewählt."

Sein Instinkt trog Brinkmann nicht, fünf Jahre später war er FWG-Fraktionschef und saß unter CDU-Landrat Friedel Heuwinkel in der schwarz-grünen Koalition mit den Freien Wählern. Er saß am Hebel, und das gefiel ihm außerordentlich gut.

&bdquo;Die Lust, etwas zu bewegen" So bezeichnet der streitbare Kreispolitiker die Zeit von 2009 bis 2014 als &bdquo;die schönste Zeit" in diesen 41 Kreistagsjahren. Zu den Erfolgen dieser Zusammenarbeit zählt er die Neugestaltung des Verhältnisses zwischen Kreis und Landesverband und der Bildungsregion Lippe. Seine schmerzlichste Niederlage sei , &bdquo;dass der Nationalpark gescheitert ist durch den Egoismus von Landwirten, Waldbauern und Jägern sowie insbesondere an der Angst der CDU vor ihren Wählern."

Gleichwohl hat er die vergangenen sechs Jahre im Kreistag als Gast in der CDU-Fraktion verbracht, für die er unter anderem im Kreisausschuss und als stellvertretendes Mitglied im Verwaltungsrat der Sparkasse Paderborn-Detmold gesessen hat. Was hat ihn angetrieben, 56 Jahre lang Kommunalpolitik zu betreiben? – &bdquo;Die Lust, etwas zu bewegen. Und natürlich auch die Freude an der Macht."

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