Windkraft an der Gauseköte: Pläne für 13 Rotoren

Kreis Lippe. Mit einem spektakulären Plan will Stephan Prinz zur Lippe dem Klimawandel entgegentreten, neue Einnahmequellen für den Unterhalt seines Schlosses erschließen und gleichzeitig seine riesigen verödeten Waldflächen im Teutoburger Wald nutzen: Der Detmolder plant, rechts und links der Gauseköte 13 Windkraftanlagen bauen zu lassen und will dafür die Flächen an das Unternehmen Westfalenwind verpachten.

Sie sollen zunächst etwa 25 Jahre stehen bleiben, dann müsste – nach einem &bdquo;Repowering" - eine neue Baugenehmigung beantragt werden. Parallel will Prinz zur Lippe für den vom Borkenkäfer vernichteten Wald neuen Laubwald anpflanzen. Er wirbt eindringlich für das Projekt. Strom könne an den Hanglagen mit Wind aus Westen effizient produziert werden und würde Jahr für Jahr umgerechnet 50 Jahre lang 55.000 Haushalte versorgen.

&bdquo;Das Landschaftsbild ist der größte Knackpunkt" Stephan Prinz zur Lippe ist sich bewusst, dass die in Flügelhöhe 240 Meter hohen Bauwerke das Landschaftsbild für Lippe über Jahrzehnte vollständig verändern werden. &bdquo;Das Landschaftsbild ist der größte Knackpunkt." Wer den Sendemast auf dem Bielstein und den Hermann sehen kann, wird zumeist auch die Rotoren sehen. Aber: &bdquo;Der ungebremste Klimawandel wird das Landschaftsbild schon in naher Zukunft noch mehr beeinträchtigen." Zur Lippe will den Bauantrag noch dieses Jahr beim Kreis einreichen. Alle erforderlichen Gutachten liegen dann vor. Windkraftanlagen (WKA) seien die einzige realistische Alternative für sein Haus, den Verpflichtungen für Lippe und Detmold nachkommen zu können.

Dass die Fichtenbestände in Lippe fast vollständig abgestorben sind, sieht jeder: Riesige Flächen sind kahl. Die Konsequenzen für das Ökosystem nicht nur in Lippe sind kaum abzusehen, das Landschaftsbild ist jetzt schon weitgehend zerstört – etwa an der Grotenburg; die Flächen unterhalb des Hermann sind verödet . Für Stephan Prinz zur Lippe als einem der großen Waldbesitzer hat dies massive finanzielle Folgen, er rechnet in den kommenden Jahren mit hohen Mindereinnahmen, weil er Fichtenholz nicht mehr mit Gewinn verkaufen kann. &bdquo;Wir werden in den kommenden beiden Generationen aus dem Wald keinen Ertrag mehr erzielen", sagt er. Seiner grundbuchlich gegenüber dem Land verbürgten Aufgabe, mit Holzgewinnen das Detmolder Schloss als herausragendes Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung zu erhalten, könne er dann nicht mehr nachkommen.

Vogel- und Artenschutz wird ernstgenommen So wuchs die Idee für die Windkraftanlagen, die er seit einigen Monaten vorantreibt. Artenschutz-, Schall- und Bodengutachten lägen vor oder würden zurzeit eingeholt. Ein Ergebnis: &bdquo;Dort Windkraftanlagen zu bauen, ist nicht unproblematisch, aber möglich." Die Konfliktlage sei laut Gutachter beherrschbar. Er nehme den Vogel- und Artenschutz sehr ernst. Planungsrechtlich sieht Prinz zur Lippe nur Vorteile: &bdquo;WKA im Wald zu bauen, ist die einzige Chance für zersiedelte Gemeinden, Flächen auszuweisen, da die Anlagen ja 1000 Meter Abstand zu einer Siedlung haben müssen." Zu einer solchen Ausweisung seien sie jedoch gesetzlich verpflichtet – &bdquo;im Interesse der nationalen Sicherheit", wie es im Erneuerbaren-Energien-Gesetz heißt. &bdquo;Diese Maßgaben werden hier erfüllt." Wertvoller Ackerboden werde nicht in Anspruch genommen. Und: &bdquo;Befeuert" werden müssten die WKA nicht mehr, das nächtliche Geblinke werde es dank Transponder-Technik nicht mehr geben. Die WKA arbeiteten ohne Getriebe, sodass kein Öl ins Erdreich sickern könnte. Stromkabel würden unterirdisch verlegt, Fundamente könnten nach Nutzungsende wieder entfernt werden, Waldwege ertüchtigt.

Der Beschluss zum Ausstieg aus der Atom- und Kohlekraft sei richtig gewesen. &bdquo;Für die Umstellung auf regenerative Energie bleibt nur wenig Zeit." Gleichzeitig verspricht Stephan zur Lippe ein Nutzungsende spätestens in rund 50 Jahren. Dann seien die Anlagen am Ende, und Windkraft sei ohnehin eine Brückentechnologie, die durch fortgeschrittenere Technik abgelöst werde. Mit dem erzeugten Strom könne im Elektrolyseverfahren auch Wasserstoff erzeugt werden, blickt er in die Zukunft. Und: &bdquo;Da die Erträge auch der Wiederaufforstung der Flächen dienen, wird das Landschaftsbild am Ende in voller Schönheit wiederhergestellt werden."

Strom für 55.000 Haushalte Die 13 Windkraftanlagen vom Typ Enercon N-160 haben eine Nabenhöhe von etwa 160 Meter, der Rotordurchmesser beträgt ebenfalls 160 Meter. &bdquo;Westfalenwind" werde insgesamt mehr als 60 Millionen Euro investieren, sagt Geschäftsführer Dr. Jan Lackmann. Er kalkuliert mit einem Ertrag von rund 200 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Lackmann würdigt die Fläche – etwa acht Hektar des 400 Hektar großen Plangebietes werden insgesamt in Anspruch genommen – als optimal, gesetzlich vorgegebene Abstände zu Bebauungen würden um mehrere hundert Meter übertroffen. Schall und Schattenwurf störten nicht. &bdquo;Das ist eine Chance für die drei Kommunen, Konzentrationsflächen auszuweisen."

Es wehe nahezu ein Wind wie am Meer. &bdquo;Das hat Küstenqualität". Die Planungen für das Projekt laufen seit rund einem Jahr. Anfang des Jahres lägen alle Unterlagen vor. Sobald die Baugenehmigungen vorlägen, würden die Windkraftanlagen bestellt und mit dem Bau der Kranstellflächen und Zuwegungen begonnen. Lackmann verspricht eine Wertschöpfung für die Region, es würden so viele Aufträge wie möglich an heimische Unternehmen vergeben. Stephan Prinz zur Lippe bringt ein Stiftungsmodell, vergünstigte Strompreise oder eine Beteiligung der Kommunen ins Gespräch, sodass die Lipper vor Ort profitieren könnten.

Kreis hört Verbände und Bürger Windanlagen, die mehr als 50 Meter hoch sind, müssen von der Immissionsschutzbehörde, also dem Kreis Lippe, genehmigt werden. Während des Verfahrens bindet die Verwaltung öffentlich-rechtliche Entscheidungen und fachliche Belange in das Bauplanungsrecht der Städte und Gemeinden sowie das Naturschutzrecht direkt mit ein. Auf Grundlage der gesetzlicher Voraussetzungen und Stellungnahmen prüft die Immissionsschutzbehörde – für alle Anträge gelten dieselben Richtlinien. &bdquo;Die Verwaltung entscheidet nach geltendem Recht und der Rechtsprechung. Ein objektives Vorgehen ist gewährleistet", sagt Olrik Meyer, Leiter der Immissionsschutzbehörde. Noch liege kein Antrag für den Bau von Windkraftanlagen im Bereich der Gauseköte vor, dieser werde jedoch bald erwartet. &bdquo;Dann werden die Unterlagen gesichtet und das Gespräch mit dem Antragssteller gesucht. Fachbehörden, Fachdienststellen und Naturschutzverbände werden eingeladen."

Das Genehmigungsverfahren läuft unter Beteiligung der Öffentlichkeit. &bdquo;Die vervollständigten Antragsunterlagen werden bei den betreffenden Kommunen, beim Bürgerservice des Kreises und auf der Internetseite des Kreises Lippe veröffentlicht". Bürger und Verbände können innerhalb eines begrenzten Zeitraums Einwendungen erheben, ein eintsprechender Erörterungstermin wird noch bekannt gegeben.

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